Brian Fallon – Local Honey

Cover von Brian Fallons drittem Solo-Album "Local Honey".

Nach dem vielschichtigen „Sleepwalkers“ macht Brian Fallon mit „Local Honey“ einen U-Turn: Das dritte Solo-Album des US-Amerikaners stellt die komplette Antithese zu seinem Rock-orientierten Vorgänger dar. Statt 14 Songs und 51 Minuten Spielzeit liefert der passionierte Kreationist in einer knappen halben Stunde gerade einmal acht Stücke, aus musikalisch gewagten Arrangements wird eine simple Formel und aus der großen Rock-Geste die Reduktion auf das Minimum. Wem das nicht zu viel Wandel ist, der oder die trifft auf niedlich aufbereitete Songwriter-Stücke mit einer ordentlichen Portion Herz. Wirklich vielschichtig und wegweisend ist die ganze Angelegenheit aber trotzdem nicht.

Die Formel, mit der Fallon auf „Local Honey“ arbeitet, ist dementsprechend einfach beschrieben. Das Grundkonstrukt der Stücke bilden Akustik-Klampfe, Klavier, Bass und Schlagzeug. Vor allem die Rhythmus-Sektion muss sich die meiste Zeit zurücknehmen, setzt zumeist nur Akzente und liefert auch in den aktivieren Parts simple Beiträge. Die Tasteninstrumente unterstützen die Sechs-Saiter und legen gelassen Akkord für Akkord in den Mix. Für „Vincent“ übernimmt das Klavier kurzzeitig sogar die tragende Rolle und leitet Fallon durch das geordnete Kuddelmuddel aus Schlag- und Saiten-Instrumenten. Die Gitarren setzen ebenfalls auf unspektakuläre Spielereien, bleiben die meiste Zeit akustisch und arbeiten mit Arpeggio-Melodien. Über dieses einfache Instrumental-Konstrukt erstreckt sich die einzigartige Rauch-Stimme des Sängers. Die steckt wie immer voller Soul, glänzte zu anderen Anlässen aber auch schonmal mehr.

Diese reduzierte Akustik-Basis sollte Fans des 40-Jährigen trotz der punkigeren The Gaslight Anthem-Werke nicht aus heiterem Himmel erwischen. Schon Anfang des vergangenen Jahrzehnts tourte Fallon samt Akustik-Gitarre gemeinsam mit Chuck Regans Revival Tour umher. Zudem spielte der Sänger letztes Jahr auch in Europa bereits einige Solo-Akustik-Shows und streute zwischen die Auftritte mit seiner Live-Band The Howling Weather immer wieder Instore-Gigs, bei denen er ganz alleine Songs zum besten gab. Ganz so reduziert bleiben die acht Stücke auf „Local Honey“ dann aber nicht: Nur selten verweilen die Gitarren alleine ohne Unterstützung der anderen Instrumente.

Das Alleinsein scheint Brian Fallon seinen Texten nach zu urteilen, eh nicht zu liegen. Er  schreibt auch für seine drittes Solo-Album vorrangig über weit verbreitete Alltagsthematiken. Dabei nehmen zwischenmenschliche Beziehungen einen großen Raum ein. Mal führt das zu doppeldeutigen Liebes-Songs, die eigentlich davon handeln die Bürde des Rauchens aufzugeben („21 Days“), mal zu Stücken über missbräuchliche Beziehungen („Vincent“). An anderer Stelle singt der verschmitzte Typ mit Schiebermütze über die Vergänglichkeit des Lebens („Horses“). Selbst in solchen Momenten bleibt der Verweis auf die Liebsten natürlich nicht aus: Nein, die Einsamkeit mag Fallon wirklich nicht.

„Local Honey“ tritt einige Schritte zurück und macht so viel nur möglich anders als die zwei Vorgängerwerke. Das ist nicht immer innovativ und spektakulär, aber stets authentisch und intim. Obwohl der Kopf hinter dem Projekt nicht wirklich mit dem Alleinsein klarzukommen scheint, bietet sich die in sich gekehrte Platte vorrangig für den Konsum in Abwesenheit anderer Menschen an. Dafür sollte momentan aber – wohl oder übel – ja genug Zeit bleiben.

Das Album „Local Honey“ kannst du dir hier kaufen.*

Und so hört sich das an:

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Brian Fallon live 2021:

09.02. – Köln – Carlswerk Victoria (ausverkauft)
10.02. – Berlin – Huxley’s Neue Welt
11.02. – Hamburg – Docks (ausverkauft)
17.02. – Wien – Arena (AT)
18.02. – Nürnberg – Löwensaal
19.02. – Frankfurt/Main – Batschkapp
20.02. – München – Muffathalle (ausverkauft)
21.02. – Stuttgart – LKA Longhorn

Die Rechte für das Albumcover liegen bei Lesser Known Records-Thirty Tigers / Bertus-Membran.

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