Egotronic – Keine Argumente!

Nicht ohne Grund setzen die Electropunker von Egotronic ein Ausrufezeichen hinter ihren Albumtitel. Mit eindeutigen Statements gibt sich die Band um Sänger Torsun hier die Ehre, lässt dabei jedoch nicht nur durch diese Lyrics aufhorchen. Auch musikalisch hat sich einiges getan. Seit 2005 veröffentlichen die Musiker ihre Platten über das Label Audiolith. Von diesem ist die politisch stark links orientierte Haltung ohnehin bekannt, Egotronic stehen ebenfalls voll auf dieser Seite. Bereits mit dem Song „Raven gegen Deutschland“ wurde eine eindeutige Positionierung gegeben. Mit dem vor Erscheinung des neuen Albums veröffentlichten Single  „Scheiße bleibt Scheiße“ wurden schon mit klaren Ansagen die Feindbilder der Band dargestellt, dies wird auch im weiteren Albumverlauf nicht unterlassen.

In schwierigen und unruhigen Zeiten wünscht man sich häufig Stellungnahmungen von Künstler*innen. Natürlich muss man nicht mit allen der sehr drastischen Einstellungen der Band übereinstimmen. Dennoch werden im Laufe des Albums einige sehr aktuelle Thematiken aufgegriffen und eindeutig eingeordnet. Hier wird neben musikalischen und lyrischen Hilfestellungen auch mit Zitaten und Tonaufnahmen gearbeitet. So wird in „Deutschland, Arschloch, fick dich“ eine Frau wiedergegeben, die ihre Angst vor Flüchtligen deutlich macht. Hier behauptet sie, sie hätte keine Angst vor Nazi-Ausschreitungen, da diese nun mal nur „Ausländer“ treffen würden. Die Angst vor Flüchtlingen wäre daher berechtigter. Auch Bundeskanzlerin Merkel wird hier zitiert.  In „Scheiße bleibt Scheiße“ wird ebenfalls das Problem des Rassismus angeprangert und eindeutig als „scheiße“ bewertet. Lyrisch wird das, dem klassischen Punk folgend, nicht sonderlich fein, sondern mit eindeutigen (Schimpf-) Worten aufgearbeitet. Ebenso bekommen in dem Song „Hallo Provinz“ weitere Menschen ihr Fett weg: die Bürger*innen der Kleinstädte und Dörfer. Hier wird vor allem deren konservatives Gedankengut bezüglich Gendervielfalt und dem klassischen Familienbild verurteilt, auch Freiwild und die Böhsen Onkelz werden kritisiert.

Abgesehen von diesen starken Positionierungen zeigt das Album jedoch auch musikalisch eine Menge Abwechslung. Schon die zuvor erwähnten Singles ließen sich wohl eher dem Punk als dem Electronic zuordnen. Unterstützt wird dieser Eindruck noch durch den Featuring-Gast Alles.Scheisze, der mit seinen Shouts die Abneigung gegen Rassist*innen noch stärker rüberbringt und Torsuns Stimme gut abrundet. Auch die weiteren Featuring-Gäste werden bewusst eingesetzt, um die musikalische Vielfalt des Albums zu erlangen. Vor allem beim Song „Odenwald“ überrascht es nicht, dass hier Rod Gonzalez von den Ärzten mitwirkt: das Lied hätte wohl auch auf einem Album seiner Band landen können. Wie bereits erwähnt, scheint der Punk in diesem Album größer geschrieben zu sein als der Electronica-Anteil. Dennoch wird hier nicht auf Synthesizer verzichtet, der unverkennbare Egotronic-Sound bleibt also erhalten. Sowohl thematisch, als auch musikalisch bieten Egotronic mit diesem Album sehr viel Abwechslung, so dass es über die gesamte Spieldauer zu unterhalten weiß. Für Fans von einfachem und direktem Punk, der dennoch auch elektronisch sein kann, wird diese Platte wohl eine Begleitung für die kommenden Sommermonate werden.

Und so hört sich das an:

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https://www.youtube.com/watch?v=ORH51K6NuCE

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Coverrechte liegen bei Audiolith.

Egotronic live 2017:

19.05. Berlin – Festsaal Kreuzberg (Record Release Party)
25.05. Hamburg – Molotow (Der Sky auf Erden)
26.05. Essen – Hotel Shanghai
27.05. Kiel – Campus Festival Contre Le Racisme
03.06. Nürnberg – Rock im Park Festival
04.06. Nürburgring – Rock am Ring Festival
08.06. Hannover – Café Glocksee
09.06. Magdeburg – Feuerwache
10.06. Chemnitz – Smash your Attitude Festival
23.06. Kassel – Goldgrube
24.06. Bad Aibling – Indiebase Festival
29.06. Negenharrie – Off the Radar Festival (Egotronic LoFi)
30.06. Wiesbaden – Youth Culture Festival
01.07. Trier – Summer of Love A Festival
15.07. Reutlingen – Kurt Festival
21.07. Cuxhaven – Deichbrand Festival
29.07. Herzebrock – Herzerockt Festival
12.08. Eschwege – Open Flair Festival
14.09. Rostock – Peter Weiss Haus
15.09. Flensburg – Volksbad
16.09. Münster – Gleis 22
22.09. Dresden – Scheune
06.10. Osnabrück – Kleine Freiheit
07.10. Bonn – Bla
20.10. Amberg – Laut gegen Rechts
21.10. Augsburg – Soho Stage
02.11. Würzburg – Cairo
04.11. Basel – Hirscheneck
16.11. Jena – Kassablanca
17.11. Konstanz – Kula
18.11. Heidelberg – Karlstorbahnhof

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