Lo Moon – A Modern Life

Leise Töne mit großer Wirkung: Das Subgenre des Indie-Dream-Pop hat ein ziemlich großes Publikum. Die Kombination aus sensiblen Texten, atmosphärischen Synthesizern, reduzierten E-Gitarren, ein paar gut dosierten Basslinien und leicht schwebenden Vocals hat völlig mit Recht viele Befürworter*innen gefunden. Auch Lo Moon aus Los Angeles scheinen sich mit ihrem Stil eine solide Fangemeinde erspielt zu haben.

Das Trio, das mittlerweile zum Quartett wurde – Drummer Sterling war zunächst nur bei Gigs mit dabei, zählt seit Ende 2018 jedoch zur fixen Besetzung – hat sich als Vorband von London Grammar, Phoenix und anderen Szenebands einen Namen gemacht und mit ihren ersten, kleinen eigenen Tracks wie „Loveless“ und „This Is It“ für Insiderhits gesorgt, die sich durchs Hörensagen verbreiten konnten. Das Debütalbum „Lo Moon“ wurde von Kritiker*innen wohlwollend aufgenommen und erhielt auch bei uns angenehm solides Feedback.

Exakt vier Jahre – ja, es ist wieder der letzte Freitag im Februar, wenn die Platte releast – wurde am Nachfolger gebastelt, an dem die Liebhaber*innen gar nicht mal so niedrige Erwartungen stellen werden. A Modern Life schaut auf dem Cover puristischer aus. Statt einem nachthimmelartigen Blau gibt es ein fast farbloses Beige; statt mystischen Händen, die Licht zaubern, leuchtet ein Hauch Restlicht in einem kühlen Raum. Inhaltlich hingegeben ist das Licht eher sogar stärker geworden.

Denen, den das Debüt gefallen hat, wird mit absoluter Sicherheit auch das Zweitwerk gefallen. Tatsächlich wurden sogar die eh schon ziemlich wertvollen Qualitäten der Band noch verfeinert, ein wenig verfeinert und komprimiert. Komprimiert wurde allerdings auch in der Quantität: Zehn Songs klingt erstmal nach Standard, allerdings befinden sich unter den sowieso schon nicht ganz langen 36 Minuten noch ein Intro, das knapp die halbe Minute schafft, und ein Interlude („Deficit of Wonder“), das etwas mehr als eine Minute Spielzeit vorweist.

Hat man sich also vorab ein wenig über das etwas dürftige Material nach vier Jahren Schaffensprozess geärgert, eignet sich der Inhalt nicht nur zum Abreagieren, sondern ist in der Hitdichte noch einen Ticken besser geraten. Es dauert nur wenige Minuten, bis alles da ist, was es braucht: „Carried Away“ verzaubert, treibt, schwebt und hat eine super starke Hook, die voll Crescendo geht. Ja, Mann!

Und exakt so geht es bis auf wirklich kleine Ausreißer eine gute halbe Stunde weiter. „Modern Life“ sollte laufen, wenn die ersten ranzigen Kellerclubs wieder öffnen und alle um 3 Uhr morgens mit ihrem Bier in der Hand lächelnd weinen werden. „Dream Never Dies“ hat – ja, der Vergleich muss einfach immer wieder fallen – Coldplay-Vibes, als Coldplay noch Coldplay war, und punktet somit kompositionstechnisch wirklich hervorragend. Bei „Expectations“ gibt’s den immer noch trendigen 80s-Synth-Effekt, als würden a-ha spielen. Das akustisch gehaltene „Stop“ dient als schickes Outro-Klangbett. Lediglich bei „Raincoats“ ist ein wenig zu viel Soundwabe, zu viel Spielerei und zu wenig Melodie. Aber hey, geschenkt.

Starke Hooks, Matt Lowells tolle Stimme, die sich einfach perfekt ins Soundbild einfügt, eine LP, die ohne Störgefühl wunderbar durchläuft. Lo Moon ist herrlich unaufgeregt, dennoch Gänsehaut erzeugend und tut deswegen einfach richtig gut. Klangvoller, emotionaler Indie-Pop-Rock, der so viel mehr Aufmerksamkeit verdient.

Und so hört sich das an:

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Die Rechte fürs Cover liegen bei STRNGR RECORDINGS / MEMBRAN.

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