Madeline Juno – Besser kann ich es nicht erklären

Madeline Juno - Besser kann ich es nicht erklären

„Es ist nicht schlimm, dass du einfach weg warst/ Ohne ein Signal/ Und es ist okay, dass du alles kaputt machst/ So, als wär’s dir scheißegal. Da ist nur ein Problem, das nicht weg geht/ Mit allem andern komm‘ ich klar/ Es ist die Angst, das passiert mir jetzt jedes Mal/ Das passiert jetzt jedes Mal.“

Es ist nicht immer einfach seine Gefühle in Worte zu verpacken, den Emotionen Leben einzuhauchen und seine Gedanken so zu ordnen, dass man sie teilen kann. Vor allem nach einer Trennung kann einem das Leben ziemlich aus den Fugen hauen und unheimlich viel Leere, Schmerz, Wut und Trauer hinterlassen. Wie gut es manchmal aber ist, eben diese Empfindungen und das Erlebte auf Papier zu bringen, es aufzuschreiben und zu verarbeiten, beweist Madeline Juno mit ihrem neuen Album „Besser kann ich es nicht erklären“. Auf dem sie einen mit auf eine Reise nimmt, die mit einer schmerzhaften Trennung beginnt, aber so viel mehr Essenz hat, als man anfänglich zu glauben vermag.

Fast drei Jahre ist es her, dass Madeline Juno ihr letztes Album „Was bleibt“ veröffentlicht hat. Ein Langspieler, auf dem sie bewiesen hat, dass gerade die deutsche Sprache ihrer Stimme und ihren Lyrics unheimlich viel gibt und in ganz andere Welten entführt. Denn angefangen hat für die Sängerin eigentlich alles auf Englisch: Ihren Durchbruch feierte sie 2013 mit dem Song „Error“, der gleichzeitig auch den Titeltrack für den Film „Fack ju Göhte“ verkörperte. Es folgten ihr Debütalbum „The Unknown“ und 2015 „Salvation“. Mit „DNA“ und der EP „Waldbrand“ wandte sie sich ab dem Jahr 2016 der deutschen Sprache zu. Eine gute Entscheidung, wie auch die fünfzehn Tracks auf „Besser kann ich es nicht erklären“ eindrucksvoll beweisen.

Erschreckend ehrlich entführt Madeline Juno bereits mit dem Opener „Neukölln“ und somit mit dem ersten Part des Albums in ihre Gedankenwelt und öffnet die Türen für eine Reise, die unfassbar traurig, aber auch mutig und vor allem authentisch ist. Es ist der Startschuss, die Vorgeschichte zu allem. Sie besingt ihren Trennungsschmerz, Selbstzweifel („Vielleicht war es nie genug. War ich dir zu viel? Sag mir, wozu? All die Jahre für immer ich und du“) und haucht ihren Worten so viel Leben ein, dass man beim Hören alle Emotionen einmal mit durchlebt. Wie sie selbst im Musikvideo zur Single „Obsolet“ sagt: „In Erinnerung an den bisher größten Haufen Scheiße der mir je wiederfahren ist & das Beste das mir je hätte passieren können“. Und genau das hört man in jeder einzelnen Zeile. Die Songs sind wahnsinnig harmonisch, tiefgründig und einzigartig. Jeder Track hat seinen eigenen Vibe und doch erzählen sie alle die eine Geschichte.  Man möchte mitweinen, wenn sie in Obsolet der Beziehung hinterhertrauert („Gestern habe ich dir die Welt bedeutet / und heute willst du mich nicht mehr sehen“). Fühlt ihre Ängste bei „Jedes Mal“ als wären es die eigenen und man ist stolz darauf, wenn sie mit „Tu was du willst“ erkennt, dass es eventuell gar keinen Grund gibt traurig zu sein („Wirf alles weg, meine Liebe auch. Mach was du am besten kannst und lauf“).

Madeline Juno ist eine Meisterin des Wortspiels. Sie schafft es spielend leicht so tiefe Einblicke in ihr Seelenleben zu geben, dass man gar nicht anders kann, als mitzufühlen. Sie berührt mit ihren Gefühlen und schafft Lyrics, die bis ins Mark gehen und einem teilweise die Tränen in die Augen drücken. Unheimlich gut gelingt ihr auch der Entwicklungsprozess weg von den traurigen Songs zu denen, die voller Selbstreflexion und Mut stecken. Bei „Über Dich“ fängt sie an den Trennungsschmerz zu verarbeiten, was im grandiosen „Lass Mich Los“ mündet („Warst für mich, was ich für dich nicht war. Ich hab‘ nichts vergessen und doch hab‘ ich dir verzieh’n“). Ein Song, der so reflektiert daher kommt, vor Selbstbewusstsein und auch vor Persönlichkeit nur so strotzt.

Meint man, die Spanne zwischen „Neukölln“ und „Lass Mich Los“ sei schon unheimlich beeindruckend (bis auf „Jedes Mal“ finden sich all diese Songs bereits auf der EP „Bevor ich dich vergesse) hat man den zweiten Teil des Albums absolut verkannt. Eingeleitet mit „November“ beginnt zwar die deutlich weniger traurigere Seite. Es ist aber dennoch eine Storyline vom Aufstehen und Stärker werden. So besingt Madeline Juni in November die mittlerweile gut verarbeitete Beziehung, die an manchen Tagen dann doch wieder für Schmerz sorgt („Nein, ich denk‘ eigentlich nicht mehr an dich. Und dann plötzlich. Ist es auf einmal wieder fucking November“).

Weitere Goldstücke des Albums sind die Songs „Normal Fühlen“, „99 Probleme“ und „Sommer, Sonne, Depression“, in denen auch die Themen Selbstfindung und Ängste wieder mehr Raum enthalten. Auch die von Madeline Juno schon oft in ihren Songs verarbeitete Thematik rund um Depressionen und generell „Mental Health“ finden hier ihren Platz. Das Duett mit Max Giesinger „Nur kurz glücklich“ schließt sich ebenfalls daran an („Und du wühlst nach dem Wenn und dem Aber. Damit du all’n sagen kannst, dass es klar war. Aber was, wenn die Wahrheit ist. Dass du nur kurz glücklich bist?“).

Einen ganz anderen Ton schlagen Songs, wie „Es hat sich gelohnt“ („Auch wenn ich mich täusche, es nicht sein soll. Hat es sich gelohnt, davon zu träum’n“), „Plot Twist“ und „Vermisse gar nichts“ ein. Deutlich losgelöster besingt Madeline Juno hier den Beginn einer neuen Liebe, zeigt, wie sehr sie die alten Geschehnisse reflektiert und verarbeitet hat und überwindet innerhalb des Albums sogar Ängste, wie sie diese bei „Jedes Mal“ schildert. Abgerundet wird das Album mit dem wunderschönen „Du fändest es schön“, in dem sie ihrem jüngeren Ich die Botschaft übermittelt, dass in der Zukunft alles gut werden wird („ Ich versteh‘, dass du Angst hast, doch du stehst am Anfang. Und es wird sich verändern. Und was bei dir los ist, was dich grade auffrisst. Das bleibt nicht für immer.“)

Stimmlich brillant führt sie durch diese Achterbahn der Gefühle, vermag es gleichzeitig so zarte Töne zu besingen und an anderen Stellen nur so vor Selbstsicherheit zu strotzen. Dabei bietet „Besser kann ich es nicht erklären“ eine gelungene Abwechslung an Up-Beat Nummern und wunderbar kreierten Balladen. Was vor allem auffällt: Das hier ist nicht irgendein Gesülze von einer verflossenen Liebe. Sondern so authentische und ehrlich geschilderte Momente, dass man eigentlich gar nicht anders kann als mitzufühlen. „Besser kann ich es nicht erklären“ ist ein rundes Pop-Album. Weit entfernt vom Mainstream und wahrscheinlich das beste Werk, das Madeline Juno bis dato veröffentlicht hat. Es ist nicht einfach nur ein Trennungsalbum, sondern ein Album mit so vielen wichtigen Inhalten. Von der Akzeptanz der eigenen Ängste, Selbstliebe, Stärke, Reflektiertheit bis hin zu gewinnender Authentizität und Tiefgründigkeit. Madeline Juno besingt so unheimlich wichtige Prozesse im Leben, schafft eine beeindruckende Atmosphäre und 15 grandiose Songs. Die fesselnd, mutig und zerbrechlich zugleich sind. Liebe Maddie, deine Musik trifft einfach voll ins Mark!

Das Album „Besser kann ich es nicht erklären“ kannst du hier oder hier kaufen. *

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