Silverstein, Carlswerk Victoria Köln, 15.02.2020

20 Jahre Silverstein! Die aus der Nähe von Toronto stammende kanadische Band gründete sich 2000 und feiert aktuell ihr zwanzigjähriges Bandbestehen mit einer ausgedehnten Tour. Im Februar zuerst auf dem europäischen Kontinent und anschließend in Kanada und den USA. Und auch danach wird es fleißig weitergehen, denn für die ersten Sommerfestivals wurden Silverstein inzwischen ebenfalls bereits angekündigt. Doch nicht nur live erbringen die fünf Musiker auch nach zwanzig Jahren noch ihren Arbeitsnachweis, auch im Studio wurde in den vergangenen Monaten an der nächsten Platte gearbeitet. Diese erscheint am 6. März, trägt den Titel „A Beautiful Place To Drown“ und wird hier auf minutenmusik noch rezensiert werden. Das neue Album ist das inzwischen zehnte der 20-jährigen Bandgeschichte, Silverstein haben also einen enormen Output und veröffentlichen im Schnitt alle zwei Jahre ein neues Album. Das allein ist schon beeindruckend, wird aber noch bedeutsamer, wenn man bedenkt, dass die Band bis heute in meinen Augen kein einziges schlechtes Release herausgebracht hat. Jedes Album beinhaltet große Hits sowie zahlreiche Fan-Lieblinge und hat seine Berechtigung in der Diskografie der Kanadier. Das stellt die Band jedoch vor jeder Tour vor die Qual der Wahl: Welche Songs werden live gespielt? Welche aus dem Set gestrichen? Und welche dürfen auf keinen Fall gestrichen werden? Für ihre Jubiläumstour haben Silverstein ihr Set in drei verschiedene Blöcke eingeteilt: Die große Werkschau zu Beginn, Akustiksongs im Mittelteil und anschließend das komplette Album „Discovering The Waterfront“ aus dem Jahre 2005.

Große Werkschau zu Beginn

Nach der Vorband Hawthorne Heights betraten Silverstein die Bühne gegen 21 Uhr und heizten der Menge erst einmal mit acht Songs, quer aus allen Alben gepickt, ordentlich ein. Besonders hervorzuheben sind hier zwei große Medleys, eines mit 9 Songs der Platte „This Is How The Wind Shifts“ im Schnelldurchlauf und eines mit drei Songs von „A Shipwreck In The Sand“. Zudem gab es bereits die ersten beiden Singles des kommenden Albums zu hören sowie den beliebten Song „The Afterglow“ und das „Apologize“-Cover von One Republic. Dieser Song, welcher für die Compilation „Punk Goes Pop II“ 2009 aufgenommen wurde, dürfte Silverstein damals einige neue Fans eingebracht haben und bis heute einer der Gründe sein, weshalb die Band nach wie vor recht große Locations spielen kann.

Akustiksongs im Mittelteil

Nachdem die Band gleich zu Beginn auf der Bühne ein ordentliches Tempo vorgab und das Publikum so direkt auf ihre Seite zog, folgten nun sechs akustische Nummern. Vom Publikum mit größter Begeisterung aufgenommen, wurden „Massachusetts“ und „Aquamarine“. Hier konnte Frontmann Shane Told deutlich vorführen, dass er nicht nur ein guter Shouter ist, sondern darüber hinaus eine wirklich großartige Stimme hat. Und, dass seine gesangliche Performance, im Gegensatz zu manchen Genre-Kollegen, auch live genauso gut ist, wie im Studio. Unterstützt wurden die akustischen Songs mit Geige und Cello durch Mike Tompa, der bereits seit mehreren Jahren Teil der Liveband ist. Leider fühlten sich jedoch auch an diesem Abend wieder einige Zuschauer dazu hingerissen die ruhigeren Songs dazu zu nutzen, minutenlange Gespräche mit ihren Nachbarn zu führen. Leute, ich checke es einfach nicht. Niemand hat ein Problem damit, wenn ihr euch mal kurz ein paar Worte zuwerft. Ich verstehe auch, dass Konzert nicht immer nur aus reinem Zuhören bestehen, sondern auch das Teilen gemeinsamer Erlebnisse dazugehört. Vielleicht handelt es sich auch einfach nur um einen entspannten Abend mit Freunden, die man länger nicht gesehen hat und die Band wird zur Nebensache. Kann ich alles nachvollziehen, ging mir auch selbst schon so. Aber wenn ihr euch minutenlang unterhalten wollt, dann geht doch einfach nach hinten und stört nicht sämtliche Menschen um euch herum, die gerne der Musik lauschen wollen. Danke.

„Discovering The Waterfront“ in Gänze

Im letzten Teil des Konzertes folgte dann das eigentliche Highlight auf das so viele Fans im Carlswerk Victoria gewartet hatten. Das zweite je veröffentlichte Album „Discovering The Waterfront“ mit zahlreichen Schmankerln war der entscheidende Grund zum Ticketkauf für viele Besucher. Gleich beim Opener „Your Sword Versus My Dagger“ sang die ganze Halle lautstark mit. Blickte man in die Gesichter etwas älterer Zuschauer konnte man erahnen, dass hier gerade einige nochmal ein Highlight ihrer Jugend durchlebten. Egal, ob 2005 noch als Teenie im Kinderzimmer oder heute 15 Jahre später in der Konzerthalle – es wurde lautstark mitgesungen. Manche Texte vergisst man einfach nie. Spätestens bei „My Heroine“, eine DER größten Emo-Hymnen aller Zeiten, war klar, dass dieser Abend sehr viele Menschen glücklich gemacht haben dürfte. Nach zwei Stunden Spielzeit, 26(!) Songs und zahlreichen emotionalen Momenten war dann Schluss. Wow, was für ein starkes Konzert!

Am Ende bleibt ein dankbares Publikum, dass sich jetzt schon auf das neue Album freut und vermutlich auch auf die nächsten 20 Jahre Silverstein. Es ist beeindruckend, wie Silverstein 20 Jahre lang ihrem Sound treu geblieben sind. Ohne große musikalische Experimente zu wagen, hat die Band es geschafft nicht langweilig und uninteressant zu werden. Das zeigt das ausverkaufte Carlswerk Victoria an diesem Abend. Also auf die nächsten 20 Jahre!

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