Antilopen Gang, E-Werk Köln, 02.03.2018

Antilopen Gang E-Werk Köln

Jeder, der die gleiche Begeisterung für Konzerte verspürt, wie wir bei minutenmusik, weiß es: Wochenenden, die mit Konzerten beginnen, sind die besseren Wochenenden. Mit dieser Doktrin im Kopf verschlug es uns am Freitagabend ins Kölner E-Werk, wo die „Armee der Kaputten und der Hässlichen“ zum Antilopen Gang Konzert zusammenkam. Nicht nur ein phänomenaler Start ins Wochenende wollte hier von den Fans gefeiert werden, sondern gleichzeitig auch das 40. Konzert der „Anarchie und Alltag“-Tour, einzig am folgenden Tag in Bremen gab die Antilopen Gang noch einmal ihre Hits zum Besten bevor die Tournee offiziell endet und die Antilopen Gang wohl erst wieder auf den Festivalshows im Sommer auf der Bühne zu sehen sein wird.

Los ging es aber erst einmal mit Voract Juse Ju, der HipHop-Fans schon lange ein Begriff ist und zum illustren Kreis rund um Fatoni, Edgar Wasser und anderer talentierter Raptalente gehört. Juse Ju veröffentlicht im  März sein Album „Shibuya Crossing“ und gab live auf der Bühne schon einmal den einen oder anderen Song der neue Platte zum besten – natürlich durften aber auch ältere Stücke wie „German Angst“ oder „Vorurteile, Pt.2“ von Fatonis Mixtape „Die Zeit heilt alle Hypes“ nicht fehlen. Als guter Einheizer konnte Juse Ju überzeugen und machte einen sympathischen Eindruck – das weckt doch die Vorfreude aufs neue Album!

Der zweite Voract war dann schließlich die Playlist, welche zwischen Support Juse Ju und dem Beginn des Auftritts der Antilopen Gang im Kölner E-Werk lief. Es gibt immer wieder Künstler, die dort handverlesen ihrem Publikum vor jeder Show ihre liebsten Hits oder einige Gassenhauer präsentieren, genauso häufig fällt die Playlist aber kaum auf und macht nicht den Eindruck als hätte sich jemand wirklich etwas dabei gedacht, außer die wartende Masse ein wenig zu beschallen. Auf die Antilopen Gang trifft Ersteres zu, denn gerade kurz vor dem Auftritt putschten die Rapper das Publikum schon in ungeahnte Höhen – mit „Alles Brennt“ von Zugezogen Maskulin (na klar, bei der stilistischen Zielgruppenüberschneidung wurde das natürlich lautstark mitgerappt im Zuschauerraum) und „We Are The Champions“ von Queen, was ebenfalls zelebriert wurde. Die Menge tobte aufgrund dieses Understatements folglich bereits, bevor die Antilopen überhaupt die Bühne betraten. Als Danger Dan dann als erster zu sehen war und sich entspannt ans Klavier setzte, wurde das Publikum innerhalb kürzester Zeit wieder runtergekocht, denn als ersten Song präsentierte die Antilopen Gang ihr nachdenkliches „Gestern war nicht besser“, nur um im nächsten Moment mit „DIE KYNGZ SIND BACK!!!1“ wieder in die Vollen zu schlagen.

Diese Achterbahn der Gefühle sollte nun bis zum Ende des Sets andauern, denn die Antilopen Gang präsentierte immer wieder stilistische Brüche, mal gab es knalligen Punk von ihrem Bonusalbum „Atombombe auf Deutschland“, mal wurden ruhige Töne angeschlagen („Tindermatch“, Ölsardinenindustrie“, „Enkeltrick“). Richtigen Deutschrap mit den gewohnten knalligen Beats der Antilopen Gang gab es bei den ersten vier Songs auf die Ohren, danach erschien die Liveband auf der Bühne und in der Folge gerieten die wirklich grandiosen Beats der Studioproduktionen leider etwas in den Hintergrund. Gerade bei den vielen, punkigen Hits bietet sich die Liveband natürlich an – nichtsdestotrotz hat diese Musikgruppe in der Vergangenheit bereits zahlreiche geniale Beats produziert, von denen ich live gerne mehr gehört hätte.

Das letzte Album der Antilopen Gang, die „Anarchie und Alltag“-Platte enthält einige grandiose Musikstücke, doch in die Dauerrotation hat dieses es, im Gegensatz zu den Vorgängern „Aversion“ und „Abwasser“ sowie zahlreichen älteren Hits auf YouTube, bei mir nicht geschafft. Für meinen Geschmack waren zu viele mittelmäßige Stücke dabei. Live funktionieren beinahe alle Stücke jedoch grandios, beispielsweise entfaltet gerade die Single „Pizza“, die auf Platte kaum noch zu ertragen ist, live noch einmal ihr ganzes Ohrwurmpotenzial. Lediglich „Alf“ bildet hier die Ausnahme und stellt den einzigen Song dar, der auf dem Album besser funktioniert als live. Zur Freude zahlreicher Zuschauer gab es mit „Ölsardinenindustrie“, „So ungefähr“ und „Lebensmotto Tarnkappe“ auch noch ein paar richtig alte Nummern zu hören.

Am Ende haben Koljah, Panik Panzer und Danger Dan zwei Stunden auf der Bühne gestanden, was bei einem Solo-Konzert ja auch eher eine Seltenheit ist. Dem Publikum war die Begeisterung ebenso anzumerken, wie der Band, die sich nun wohl erst einmal ein paar Wochen zurückzieht und dann Anfang Juni bei Rock am Ring und Rock im Park wieder die Bühne betreten wird.

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Und so hört sich das an:

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https://www.youtube.com/watch?v=oS-aUw8Rh6I

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Beitragsbild von Yvonne.

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