Kettcar, FZW Dortmund, 26.01.2018

Kettcar Dortmund FZW

Mit „Ich vs Wir“ gehörten Kettcar bei vielen zu den besten Alben des Jahres, bei mir schafften sie es sogar auf Platz 1. Nach einer kleinen Tour, in der dieses Album in voller Länge gespielt wurde (Bericht), startete vor kurzem die „normale“ Tour. Die Show in Dortmund war dabei die erste, die kurz nach Vorverkaufsbeginn ausverkauft meldete, es folgten viele weitere Termine. Großer Hype herrscht also momentan um diese Band, ob sie diesem Druck standhalten?

Vom eigenen Label Grand Hotel van Cleef stammt auch die Vorband Fortuna Ehrenfeld. Diese treten als sehr ungleiches Trio auf: Sänger Martin Bechler im Karomuster-Schlafanzug mit Weinflasche, Schlagzeuger Paul Weißert und Keyboarderin Jenny Thiele sind ungefähr halb so alt und zeigen sich eher schüchtern. Eins haben die drei aber gemeinsam: sie scheinen ihre Musik richtig zu feiern! Und das mit Recht, abgesehen von den knapp 8 Fans, die die Songs schon kannten, schien die Band ansonsten eher eine Überraschung für das Publikum darzustellen. Schnell konnte der exzentrische Auftritt des Sängers mitreißen, die sehr eingängigen Songs werden beim letzten Refrain auch mal mitgesungen. Generell kommt der Auftritt unglaublich gut an, das Publikum applaudiert mehr als bei manchen Konzerten für den Hauptact.

Dann wird es also Zeit für Kettcar, die mit „Trostbrücke Süd“ die Bühne entern und diese Euphorie gleich beibehalten. Mit mittlerweile fünf Alben kann die Band aus einem großen Fundus an Songs schöpfen und stellt dabei eine unterhaltsame Mischung zusammen. Besonders stechen natürlich die rührenden Songs hervor, eben diese gesellschaftskritischen Texte, für die das aktuelle Werk so gefeiert wird. Allen voran „Sommer ’89 (Er schnitt Löcher in den Zaun)“, „Wagenburg“ und „Mannschaftsaufstellung“, die Begeisterungsstürme im Publikum auslösen. Trotz der sehr schwerwiegenden Texte nehmen sich die Musiker aber selbst nicht zu ernst und das bringt ihnen ein dickes Sympathie-Plus ein. So belächeln sie ihren „neu gewonnenen Status als Polit-Punk-Band“ und fragen das Publikum, ob es denn trotzdem okay wäre, wenn sie jetzt mal ein paar Liebeslieder spielen. Die nun folgende Trilogie aus „Rettung“, „48 Stunden“ und „Balu“ zeigt, dass ihnen auch die alten romantischen Lieder noch liegen, und rührt einige Fans zu Tränen.

Besonders gut gelungen ist auch die Bühnenshow, die mit Videoleinwänden die Lieder atmosphärisch untermalt. So wird man beim Opener in einem Auto durch Hamburg gefahren, das emotionale Lied „Ankunftshalle“ zeigt verschiedene Wiedersehens-Szenen am Flughafen, auch „Sommer ’89“ und „Benzin und Kartoffelchips“ werden mit den dazugehörigen Videos gestaltet. Dann in der Zugabe der beste Song aus Marcus Wiebuschs Solokarriere – „Der Tag wird kommen“, der ultimative Song gegen Homphobie im Fußball. Mal wieder Gänsehaut pur in der Halle. Aber auch mit ungewollten Situationen gehen die Musiker gekonnt um: als Wiebusch den Text vergisst, singt er über diesen Texthänger in der Melodie des Liedes weiter. Bei einem technischen Problem, das ein ganzes Lied unterbricht, fragen die Musiker nach der Meinung des Publikums zum BVB-Spieler Aubameyang. Man fühlt sich an diesem Abend einfach wohl mit dieser Band, mit diesen Songs, mit diesem Auftritt. Vielleicht war es kein unglaublich beeindruckendes oder bahnbrechendes Konzert, aber eben eins der Sorte, an die man sich gerne mit einem wohligen Bauchgefühl zurückerinnert. Und die Songs wird man wohl auf ewig lieben. Vielen Dank dafür!

Und so hört sich das an:

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https://www.youtube.com/watch?v=9y3w7SiEucs

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Kettcar live 2018:

    • 27.01.2018 Schlachthof Bremen (ausverkauft)
    • 28.01.2018 Max Kiel (ausverkauft)
    • 30.01.2018 Altes Theater Magdeburg
    • 31.01.2018 Alter Schlachthof Dresden
    • 01.02.2018 Haus Auensee Leipzig
    • 02.02.2018 Schlachthof Wiesbaden (ausverkauft)
    • 03.02.2018 Palladium Köln (ausverkauft)
    • 05.02.2018 Große Freiheit Hamburg (ausverkauft)
    • 06.02.2018 Große Freiheit Hamburg (ausverkauft)
    • 07.02.2018 Große Freiheit Hamburg (ausverkauft)
    • 08.02.2018 Capitol Hannover (ausverkauft)
    • 09.02.2018 Ringlokschuppen Bielefeld
    • 10.02.2018 Columbiahalle Berlin (ausverkauft)
    • 17.02.2018 Beach Motel Van Cleef
    • 23.03.2018 Weststadthalle Essen (ausverkauft)
    • 24.03.2018 Schlachthof Bremen (ausverkauft)
    • 01.06.2018 Nürburgring, Rock am Ring
    • 02.06.2018 Zeppelinfeld, Rock im Park

Hier kannst du dir Tickets für die Tour kaufen!*

Rechte am Beitragsbild liegen bei Julia Köhler.

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