Frittenbude – Rote Sonne

Ein gezeichneter Smilie, Elektro-Beats, ausdrucksloser Gesang. Wer sich bisher noch nicht näher mit dem Phänomen Frittenbude auseinander gesetzt hat, wird vermutlich auf den ersten Blick auch das neueste Album „Rote Sonne“ als simplen Party-Garant für Freunde verschiedenster Substanzen abtun. Wie viel mehr hinter der oberflächlichen Fassade steckt, wissen Fans der Band schon lange. Auf dem aktuellen, fünften Album der Band tritt die Ernsthaftigkeit sogar noch mehr in den Vordergrund als bisher. Was im bunten Frittenbude-Universum immer noch nicht bedeutet, dass man nicht trotzdem tanzen sollte. Schließlich hilft bei unserer düsteren Gegenwart ohnehin nichts, dann sollte man die Zeit wenigstens vernünftig nutzen.

Schon mit dem Opener „Kill Kill Kill“ werden die Säulen des Albums klar definiert. Über einem düster wummernden Bass sprechsingt Johannes Rögner in gewohnt unbeeindruckter Weise mit einfachen, aber zielgerichteten Worten über die Sinnlosigkeit von Waffenexporten, Krieg und dessen Folgen. Gerade dieses bewusste Fehlen von Emotionen, von Wut, Verzweiflung, Trauer lässt die aktuelle Welt noch unschöner erscheinen als jeder Punkrock-Stampfer. Doch auch für hellere Momente findet Frittenbude immer wieder Zeit, gerade „Vida“ wagt sich an 80s Synthies und wird dank immer fordernderen Beats zum Tanzflächen-Garanten. Genau diesen Weg geht auch „Kanister“, dieses Mal jedoch noch offensiver und vermeintlich lockerer. Doch wenn hier die Lyrics genau das Leben im Übermaß und Eskapismus im Generellen anprangern und die Zukunft in düsteren Farben malen, wird der doppelte Boden erst wirklich deutlich. Thematisch bleibt es aber nicht im gesellschaftskritischen Sektor, auch die Liebe wird zentral. Man kann es sich schon denken: Auch hier geht es nicht rosarot zu, ganz im Gegenteil. „Alles was wir nicht tun“ oder „Goldie“ setzen auf schwankend traurige Beats und niederschmetternde Worte, die nie glatt gebügelt, dafür aber schief und sehr ehrlich vorgetragen werden. Dass auch Traurigkeit bestens für Tanzflächen geeignet ist, bewiesen Frittenbude schon mit „Bilder mit Katze“ – und auch die aktuellen Songs führen einen trotz gebrochenen Herzens in die Disco.

„Rote Sonne“ ist ein typisches Frittenbude-Album, das sich aber noch mehr an düsteren Beats und noch weniger an reinen Party-Songs übt. Musikalisch bleibt es dabei kühl, die wütenden Nachrichten können andere Bands übernehmen, Frittenbude halten einfach nur den Spiegel vor. Doch dann ertönt „Die Dunkelheit darf niemals siegen“ mit Jörkk Mechenbier von Love A – und genau von dieser Band könnte auch der Text stammen. Die Absagen an Populismus aller Art sind natürlich zentral, aber auch das Abstreiten der eigenen Fehler, weil man schließlich Viva con Agua oder Sea Shepherd unterstützt, wird kritisiert. So aufmüpfig hört man Rögner ansonsten nicht auf diesem Album und auch Mechenbier gibt gewohnt alles. Dennoch: Trotz all der Trost – und Hoffnungslosigkeit, die das Album heraufbeschwört, ist der Songtitel vielleicht das wichtigste Dogma der Band überhaupt. Denn auch wenn es noch so düster aussehen mag – aufgeben ist keine Option! Und solange man zu Frittenbude tanzen darf, ist sowieso noch nicht alles verloren.

Das Album „Rote Sonne“ kannst du hier kaufen. *

Und so hört sich das an:

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https://www.youtube.com/watch?v=NKtOAbYuc_Y

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Frittenbude live 2019:

  • 15.03.2019 Faust, Hannover
  • 16.03.2019 Übel & Gefährlich, Hamburg
  • 21.03.2019 Wien, Flex (AT)
  • 22.03.2019 Rockhouse, Salzburg (AT)
  • 23.03.2019 PPC, Graz (AT)
  • 28.03.2019 Scheune, Dresden
  • 29.03.2019 SO36, Berlin
  • 30.03.2019 Festsaal Kreuzberg, Berlin
  • 04.04.2019 Kassablanca, Jena
  • 05.04.2019 Täubchental, Leipzig
  • 06.04.2019 Schlachthof, Wiesbaden
  • 11.04.2019 Sputnikhalle, Münster
  • 12.04.2019 Hotel Shanghai, Essen
  • 13.04.2019 Die Kantine, Köln
  • 25.04.2019 Z-Bau, Nürnberg
  • 26.04.2019 Im Wizemann, Stuttgart
  • 27.04.2019 Muffathalle, München
  • 16.05.2019 Dynamo, Zürich (CH)
  • 17.05.2019 Conrad Sohm, Dornbirn (AT)
  • 18.05.2019 Karlstorbahnhof, Heidelberg
  • 19.05.2019 Waldsee, Freiburg im Breisgau
  • 13.-15.06.2019 Rock am Berg Open Air, Merkers
  • 22.06.2019 Modular Festival, Augsburg
  • 05.07.2019 Summerbreak Festival, Linz (AT)
  • 12.-14.07.2019 Krach am Bach, Prölsdorf
  • 18.-21.07.2019 Deichbrand Festival, Cuxhaven
  • 26.-28.07.2019 Der KRater Bebt, Megesheim
  • 07.-11.08.2019 Open Flair Festival, Eschwege
  • 09.08.2019 Taubertal Festival, Rothenburg ob der Tauber
  • 31.08.2019 Müssen Alle Mit Festival, Stade

Rechte am Albumcover liegen bei Audiolith.

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