Northlane – Alien

Review zu Northlanes Album "Alien"

Nach Ausflügen in poppigere Metalcore-Gefilde wenden sich Northlane mit ihrem Fünftling „Alien“ deutlich elektronischeren und düsteren Sounds zu und behandeln in dem Zuge ein unangenehmes Thema: die unglückliche Kindheit von Frontmann Marcus Bridge zwischen Drogen und physischer Gewalt. Ein solch persönliches Thema in einer Form anzugehen, die der breiten Öffentlichkeit zugänglich ist und somit viel Angriffsfläche bietet, ist mutig. Alleine, dass der Australier so offen über seine ersten Lebensjahre schreiben kann, zeigt jedoch: die biographische Geschichte beherbergt ein gutes Ende. Dem mittlerweile 27-Jährigen gelingt es im Laufe der Jahre aus seinem toxischen Umfeld zu entfliehen und in eine positive, für ihn neue Welt aufzubrechen.

Zwischen düsterer Elektronik und heftigen Breakdowns

Schon der Opener „Details Matter“ gibt die Marschrichtung der folgenden 43 Minuten an. Die verstörenden, aggressiven Synthie-Lines und Drum-Beats werden fix von einer Wand aus brachialen Stakkato-Gitarren abgelöst, die wiederum in eine düstere Drum-Beat-dominierte Strophe leiten. Im minimalistischen Refrain brüllt Bridge dann immer wieder das albumübergreifende Leitmotto: „You can’t make me disappear.“ Diese kämpferische Ader zieht sich durch alle elf Songs der Platte.

Auch das darauf folgende „Bloodline“ folgt mit seiner Schlüsselzeile „I was raised in hell. I made it out by myself“ und seinem Elektro-Metal-Crossover dem Leitfaden, den man zuvor zu spinnen begonnen hatte. Das anschließende „4D“ setzt etwas mehr auf Dance-Beats und Elektro-Spielereien und bleibt selbst im Breakdown ungewohnt digital. Seine bedrückenden Atmosphäre schließt sich jedoch an die Vorgänger an. Bridge trägt mit seinem vielseitigen Stimmeinsatz ebenfalls zu dieser unangenehmen Grundstimmung bei, greift in den Strophen häufiger auf wuterfülltes Growling zurück, bloß um in den Refrains seine melodische Singstimme auszupacken. Auch die vielen chaotischen Breakdown-Parts leitet der Frontmann mit teils brechender Stimme und viel Dramaturgie ein (siehe der Schlussteil in „Talking Heads“).

Diese für Northlane ungewohnte Symbiose aus Metal und Electronica unterfüttert die intimen und düsteren Erzählungen mit dem passenden Stimmungsbild. Da darf im Albumverlauf sogar kurzzeitig die elektronische Seite an Überhand gewinnen, wie es im düsteren „Eclipse“, das dann doch noch in den Strudel krummer Metalcore-Riffs gerät, und dem sphärischen „Rift“ geschieht. Bridge verarbeitet unterdessen traumatische Kindheitserlebnisse, singt über häusliche Gewalt und Besuche eines Fremden, der mit einer Pistole vor seinem Vater und dessen Familie herumfuchtelt.

Das Licht am Ende des Tunnels

All diese doch negativen Erlebnisse verknüpft der Frontmann in seinen Lyrics mit einer positiven Message. Egal wie schlimm deine Lage ist, wie aussichtslos diese erscheint – du kannst das schaffen. Es gibt einen Ausweg aus der finsteren Umgebung des Tunnels. Du wirst ihn finden. Vielleicht nicht morgen, vielleicht nicht übermorgen. Aber du wirst auf das Licht stoßen und aus der düsteren Schein-Sackgasse ausbrechen. Darin verbirgt sich das Potential Hörer*innen mit Hilfe der Kunst zu Stärke und Kraft zu verhelfen. „Alien“ ist demnach nicht nur ein Album, dass Northlane in eine ungewohnte Umgebung zwischen elektronischen Klängen und persönlichen Inhalten vordringen sieht, sondern das eine bemächtigende Kernaussage mit sich bringt. Damit gehört die Band immer noch zu den spannendsten Acts des Metalcore-Genres.

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Und so hört sich das an:

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Northlane live 2019:

22.11. – Weiße Rose, Karlsruhe
24.11 – Zappa, Antwerp (BE)
03.12. – Patronaat, Haarlem (NL)
10.12. – Markthalle, Hamburg
11.12. – SO36, Berlin
13.12. – Conne Island, Leipzig
15.12. – Flex, Vienna (AT)
17.12. – Backstage, Munich
18.12. – Kiff, Aarau (CH)
19.12. – Den Atelier, Luxembourg (LU)
20.12. – Essigfabrik, Köln
21.12. – Schlachthof, Wiesbaden

Die Rechte für das Albumcover liegen bei UNFD.

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