The Menzingers – Hello Exile

Albumcover von The Menzingers "Hello Exile"

Aus wüstem Fäuste-In-Die-Luft-Punk werde nachdenklicher Americana-Punk-Rock: Mit ihrem sechsten Studioalbum seit 2007 entwickeln The Menzingers den Sound ihrer energetischen Frühwerke zu einem Gemisch hin, auf das Bruce Springsteen wahrlich stolz wäre, wenn er denn noch aktiv musizieren würde. Moment – der macht noch Musik? Na, dann ist er vermutlich stolz! The Menzingers mit „Hello Exile“: Klappe zu. Film ab.

Um ihrem Sound ein neues Gewand zu verpassen, setzte sich das Quartett von der amerikanischen Ostküste ein erneutes Mal mit Szene-Sternchen Will Yip zusammen. Der bewies erst unlängst mit der aktuellen Mannequin Pussy-Platte (tolles Ding -> auschecken!), dass er auch ein Händchen für grenzüberschreitenden Punk hat. Ganze sechs Wochen wollen die Menzingers sich für die Arbeiten an „Hello Exile“ ins Studio zurückgezogen haben, um an Sounds für Gitarren, Bass und Schlagzeug zu schrauben. Tatsächlich klingt das Album so „on point“ wie bislang keines der US-Amerikaner.

Dass die Band ihren Fokus diesmal vor allem auf eingängige Hymnen legt, zeigen bereits die zwei Eröffnungsstücke „America (You’re Freaking Me Out)“ und „Anna“. Ersteres treibt zu Beginn in gewohnten Punk-Rock-Tempo nach vorne, zeigt in den Strophen aber bereits den Soul und Groove, der sich durch die komplette Platte zieht. Letzteres entpuppt sich als eine melodiegetränkte Herzschmerz-Hymne. Gitarrist und Lead-Sänger Greg Barnett macht währenddessen mit seinem leicht rauchigen Stimmorgan sowohl dem bereits erwähnten „Boss“ als auch Brian Fallon Konkurrenz.

Schlagen The Menzingers im Opener noch ungewohnt politische Töne an – der Song kommentiert aktuell vorherrschende Populismus- und Kapitalismus-Strömungen – so handelt der Großteil der restlichen Stücke von den unendlichen Banalitäten des Lebens. Es geht um die Freundschaft zu alten Schulfreunden, die man nach der gemeinsamen Lebenszeit nur noch zu besonderen Anlässen in der Heimat antrifft („High School Friend“). Es geht um die Art von Liebe, die entsteht, wenn zwei Individuen durch Zufall in einer Urlaubsromanze zusammentreffen („Hello Exile“). Es geht um die Probleme, die partyträchtiger Alkoholkonsum in einer Beziehungskonstellation hervorrufen kann („I Can’t Stop Drinking“). Es geht um die Jugend („Farewell Youth“). Das alles findet zwischen energetischen Fäuste-Reck-Momenten und melodiöseren Schunkel- oder Mit-Wipp-Passagen Platz. Zumeist bleibt neben dem Americana-Einfluss nämlich immer auch der Punk-Background der Gruppe erhalten. Das Gesamtergebnis strahlt dann zwar nicht seiner Individualität wegen, erhält aber dank seiner liebevollen Ausführung sehr gute Haltungsnoten. Der „Boss“ wäre… öhm… ist stolz.

Das Album „Hello Exile“ kannst du dir hier kaufen.*

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Und so hört sich das an:

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The Menzingers live 2020:

25.01. – Hamburg, Grünspan
26.01. – Berlin, Bi Nuu
28.01. – Wien, WUK (AT)
30.01. – Stuttgart, Universum
31.01. – München, Technikum
01.02. – Köln, Kantine

Die Rechte für das Albumcover liegen bei Epitaph Records.

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