Thrice & Coheed And Cambria, Carlswerk Victoria Köln, 30.10.2022

Thrice auf der Bühne des Carlswerk Victorias.

Die Ausformulierung dessen, was Post-Hardcore ist und nicht ist, könnte nicht verschiedener sein. Und dennoch eint Touché Amoré, Coheed and Cambria und Thrice nicht nur den Willen Hardcore mitnichten eng zu definieren, sondern auch der ausgeprägte Hang zum Singalong.

Eigentlich sollen Touché Amoré das Carlswerk Victoria im Konzerthallen-Mekka Mülheim als Einheizer in die passende Gemütslage versetzen. Vielen jedoch sind die Los Angeler um den gewohnt heiseren Jeremy Bolm bereits ein Begriff. Die dreißig Minuten Spielzeit daher sind weniger ein vorsichtiges Herantasten, dafür umso mehr ein die gemeinsame Präsenz-Genießen. Immer wenn die Songs seiner Band – es sind vor allem solche aus deren zwei aktuellen Alben „Lament“ und „Stage Four“ – ruhiger werden oder abrupte Pausen für sein kantiges Gebell lassen, bekommt Bolm Beistand von hunderten, vor der Bühne versammelten Kehlen. Solche gemeinsamen Momente sind bei Konzerten der Band gemütlicher Standard, in solch großem Rahmen dann aber doch bemerkenswert.

Vermengten Touché Amoré noch Hardcore, Indie und Postrock, so mischen Coheed and Cambria dem Hardcore nun Progressive und Metal unter. Von Iron Maidens „Acnes Hill“-Einspieler über den metallischen Einstieg mit „The Dark Sentencer“ und das waveige „A Disappearing Act“ hin zum hymnischen „Welcome Home“ geleiten die vier Musiker durch das von Sänger und Gitarrist Claudio Sanchez begründete Scifi-Universum von „The Amory Wars“. Vor der Bühne währenddessen spielt sich das ab, was sich bei Touché Amoré in anderer Form schon angedeutet hatte: Fäuste schwirren durch die Luft, Körper verrenken sich ineinander und hymnische Choräle, gemacht für Arenen und Stadien, werden angestimmt.

Eine Stunde metallischen Konzeptcore später, sind Thrice an der Reihe. Die begannen ihre Reise in den Ausläufern des 20. Jahrhunderts einst auch im Spannungsfeld zwischen Post-Hardcore und Metal, entwickelten sich fortan aber zunehmend in Richtung experimentellem Rock. Ein paar Relikte der frühen Tage schaffen es aber dennoch in das Set – immerhin feiert das Debüt dieses Jahr seinen Zwanzigsten (zu ehren: zwei Songs). So kommt es, dass die zu den ersten zerhackten Akkorden von „The Artist In The Ambulance“ hektisch in Richtung Tanzfläche geeilten tätowierten Mittdreißiger, dort auch für „Where Idols Once Stood“ und „The Red Death“ verweilen. Fernab davon gibt es  ungewohnt viel Post-Reunion-Material. Responsiv ist hier nicht nur die Menge, die gerade die nachdenklich Momente lauthals zurück zur Bühne wirft, sondern auch das Licht, dass in „Black Honey“ nicht nur dem Wunsch nach „all the pretty colors“ gerecht wird, sondern sich zu „burn with all the others“ anschließend tiefrot färbt. Sekunden später dann feuern Kensrue und Zuschauende sich gemeinsam selbst an: „It’s gonna be this time, I’ll get it right“. Und da ist er wieder: Der erhabene Singalong-Moment.

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Und so hört sich das an:

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Foto von Jonas Horn.

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3 Kommentare zu „Thrice & Coheed And Cambria, Carlswerk Victoria Köln, 30.10.2022“

    1. Bei welcher Band genau? Das habe ich so ehrlicherweise gar nicht wahrgenommen, ich trage bei Konzerten aber auch immer Ohrenschutz, weil die allermeisten idr per Definition sehr laut sind.

  1. Das empfand ich nur bei Touché Amoré so, dass der Gesang VIEL zu laut abgemischt war.
    Bei Coheed & Cambria und auch bei Thrice fand ich es top.

    Zur erwähnen hätte ich noch gefunden, dass Coheed & Cambria sowas von absolut gut gespielt haben, dass Thrice eigentlich nur „verlieren“ konnte.

    Alles in allem, ein top Konzertabend.

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