Alt-J, Palladium Köln, 17.01.2018

Alt-J Köln

Gleich zu Beginn des Jahres touren diverse erfolgreiche Bands aus allen Genre durch Deutschland. So auch Alt-J, die Indie-Institution, die spätestens seit ihrem Erfolgsalbum „An Awesome Wave“ jedem Fan dieser Musikrichtung ein Begriff sind. Ob man der zugegebenermaßen sehr verschrobenen Musik des Trios etwas abgewinnen kann, bleibt natürlich Geschmackssache. Ob auf Platte oder live – sie scheinen den Durchbruch geschafft zu haben, denn das Palladium ist mal wieder ausverkauft.

Als Support-Act war an diesem Abend Marika Hackman mit dabei. Den Gitarren-Indie mit einigen Shoegaze-Elementen erinnert stark an aufstrebende Sängerinnen wie Laura Marling oder Aldous Harding und ist demnach genau die Art Musik, die momentan im Kommen ist. Noch sehr schüchtern und aufgeregt stammelt die Sängerin leise etwas von T-Shirts am Merch-Stand ins Mikro. Ähnlich sympathisch präsentiert die Band ihr Set, besonders gut ist es dann, wenn die Songs auch mal aufbrechen, etwas lauter werden und der Gitarrist in den Gesang mit einsteigt. Dem Publikum scheint es ziemlich gut zu gefallen, auch wenn das musikalisch natürlich neben der eher ruhigen Gangart wenig mit Alt-J zu tun hat.

Im Gegensatz zu dem sehr simpel gehaltenen Bühnenbild der Vorgruppe können Alt-J von der ersten Sekunde an mit ihrer Show begeistern. Umgeben sind die drei Musiker von aufwendig montierten LED-Lichtern, die jeweils neben und über den Musikern angebracht sind. Alt-J hört man wohl vor allem wegen der tollen Atmosphäre, die diese Musik erzeugen kann. Wenn etwas dieser gerecht werden könnte, dann ohne Frage diese Bühnenshow. Kein einziger Song wird langweilig, permanent wird mit den Farben, dem Rhythmus, den Bildschirmen oder Licht und Schatten gespielt. So wirkt es oft als wäre der Lichttechniker das vierte Bandmitglied, denn diese Show funktioniert erst als kompletter Organismus perfekt. Natürlich muss dazu auch gesagt werden, dass diese Show auch nötig ist, denn von den Musikern selbst wird hier nicht viel Stimmung gemacht. Außer einem sichtlich zufriedenen Dankeschön am Ende des Sets und genau einer Aufforderung zum Mitsingen gibt es hier so gut wie keine Publikumsinteraktion. Die Fans scheint das aber nicht weiter zu stören, viel mehr wird das gesamte Konzert über viel getanzt, die Songtexte sitzen, alle starren gebannt zu den Lichtern, manche genießen die Musik auch einfach mit geschlossenen Augen. Musikalisch ist das jedenfalls nahe an der Perfektion, jeder Ton sitzt, was vor allem bei den vielen Harmonien der beiden Sänger überrascht, aber auch Schlagzeug und Synthies funktionieren optimal. Ein einstudiertes und professionelles Team sind die drei auf jeden Fall.

Auffällig bleibt aber beim Set: das aktuelle Album Relaxer (Rezension hier) wird eher in den Hintergrund gestellt. Neben dem Hit „In Cold Blood“ werden nur drei weitere Songs gespielt, da sind „An Awesome Wave“ und „This is All Yours“ weitaus mehr repräsentiert. Besonders gut kommen die tanzbaren Songs wie „Left Hand Free“ oder „Fitzpleasure“ an, aber auch ruhigere Stücke wie „Matilda“ oder „3WW“ werden mit Leib und Seele mitgesungen. Abgerundet wird dieses äußerst gelungene Konzert mit „Breezeblocks“ und die Chöre von „Please don’t go, please don’t go, I love you so, I love you so“ könnten glatt von den Fans für diese Band gedichtet worden sein.

Und so hört sich das an:

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https://www.youtube.com/watch?v=RrhSJzM8NLE

Alt-J live 2018:

  • 19.01.2018 Olympiahalle München
  • 03.02.2018 Wiener Stadthalle D Wien

Rechte am Beitragsbild liegen bei Julia Köhler.

 

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