Giver – Sculpture of Violence

Giver Sculpture of Violence

Auch wenn der Strom an überaus talentierten Metalcore & Hardcore-Formationen aus Australien und den USA scheinbar nie aufhört, muss man nicht gleich immer über den großen Teich gucken. Talentierte Hardcore-Bands sind auch in Europa zu Hause und alleine in Deutschland machen Jahr für Jahr engagierte Musiker auf sich aufmerksam. Giver sind nicht nur eine von ihnen, sondern – das wird schnell klar – bedeutend mehr als nur irgendeine weitere Hardcore-Band.

In der Szene sind sie schon lange kein Geheimtipp mehr, aber auf die ganz große Aufmerksamkeit mussten sie bisher noch warten. Mit dem zweiten Album „Sculpture of Violence“ soll sich das nun ändern. Der neue Longplayer macht da weiter, wo das Debütalbum „Where The Cycle Breaks“ begonnen hat. Bereits mit dem Opener „Night Season“ zeigen Giver die ganze Klaviatur ihrer Fähigkeiten auf. Krachende Gitarren, scheppernde Crash-Becken und die kratzige Stimme des Frontmann leisten ihren Beitrag dazu, die Energie der Gruppe zu vertonen. Giver brechen dabei jedoch nicht kopflos nach vorne, auch für die ruhigen Momente lassen sie genug Raum. So hört sich durchdachtes Songwriting an, welches sich durch die gesamten zehn Songs des Albums zieht. „Sculpture of Violence“ klingt deshalb von vorne bis hinten stimmig. Mit „Every Age Has Its Dragons (Like An Empire)“ haben Giver ihr Paradestück geschrieben. Wer hier nicht spätestens beim zweiten Refrain laut „Like An Empire“ mitschreien möchte, für den ist Giver oder generell Hardcore wohl einfach nichts. Der herausragende Song ist ein Beweis dafür, dass Giver nicht einfach nur Musik zum Selbstzweck machen wollen, sondern gesellschaftliche Probleme addressieren und ihre Musik als Ventil nutzen, um Missstände anzusprechen. Nie mit erhobenem Zeigefinger, aber dennoch mit deutlichen Worten. Während „New Gods“ die Werbeindustrie mit ihrer riesigen Geltungssucht und ihrem stetigen Erschaffen von vermeintlichen Bedürfnissen thematisiert, beschäftigen sich Giver in „Every Age Has Its Dragons (Like An Empire)“ mit den Auswüchsen der Globalisierung. Das wird im Song, besonders aber auch im Video deutlich. Europa in der Hauptrolle gibt sich hemmungslos dem Konsumrausch hin und tritt dabei die Rechte anderer Weltregionen im wahrsten Sinne des Wortes mit Füßen. Giver stellen die Systemfrage und machen all die negativen Implikationen des Kapitalismus sichtbar.

Nach 36 Minuten ist es dann vorbei. Vorausgesetzt man drückt nicht gleich wieder den Play-Button, was mir die letzten Wochen das eine oder andere Mal passiert ist. Ganz genauso muss ein richtig starkes Hardcore-Album klingen. Wer Giver live sein möchte, hat dazu die Gelegenheit bei zwei Release-Shows im März (siehe unten).

Das Album “Sculpture of Violence” kannst du dir hier kaufen.*

Und so hört sich das an:

Giver live 2020:

06.03.2020 Paderborn, Wohlsein
07.03.2020 Köln, Autonomes Zentrum

Die Rechte für das Albumcover liegen bei Holy Roar (Membran).

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