Gossip, Palladium Köln, 05.07.2019

Gossip Köln Palladium

Was ist eigentlich aus der US-amerikanischen Rockband Gossip geworden? Eine Frage, die sich Musikfans in den letzten Jahren durchaus stellen durften, war es doch nach dem letzten Album „A Joyful Noise“ aus dem Jahre 2012 ruhig um die Musiker um Frontfrau Beth Ditto geworden. 2016 folgte die Auflösung der Band und lediglich Ditto war in den kommenden Jahren noch öffentlich in Erscheinung getreten, allerdings lediglich als Solokünstlerin. Ihre erfolgreichste Zeit erlebten Gossip allerdings bereits vor zehn Jahren mit dem Release ihres Albums „Music for Men“. Neben der erfolgreichsten Single „Heavy Cross“, die sich 97 Wochen in den deutschen Charts hielt, enthält das Album zahlreiche weitere bekannte Songs, die man ziemlich treffend als saucoole Poprocknummern bezeichnen kann.

Gossip waren lange weg vom Fenster, aber das Jubiläum eben jener „Music for Men“ zu feiern, wollte man sich nicht nehmen lassen und so starteten die Musiker vor wenigen Tagen ihre Tour, die sie neben zahlreichen anderen europäischen Ländern auch nach Deutschland führt. Sowohl in Köln, als auch in Berlin entschied man sich mit dem Palladium und Tempodrom für zwei wirklich große Hallen, eine Entscheidung, die sich für die Band nicht wirklich ausgezahlt haben dürfte, denn beide Shows waren weit davon entfernt als ausverkauft oder sogar gut besucht bezeichnet werden zu können. Tatsächlich habe ich zuvor noch nie erlebt, dass das Kölner Palladium derartig weiträumig abgehangen wurde und so wenige Besucher vor Ort waren. Hier scheinen die Band selbst, ihr Management und vermutlich auch die lokalen Veranstalter unterschätzt zu haben, wie rasant sich der Musikmarkt entwickelt und wie schnell Bands, die einige Jahre nicht in Erscheinung getreten sind, in Vergessenheit geraten. Schade für die Band, die sich an diesem Abend im Palladium motiviert und spielfreudig präsentiert und schade für das Album „Music for Men“, dem ich heute wie damals eine größere Aufmerksamkeit gewünscht hätte, ist es doch ein von vorne bis hinten gelungenes Poprockalbum, dass sich mit seinem eigenem Gitarren- & Schlagzeugspiel und der beeindruckenden Stimme von Beth Ditto von vielen anderen Künstlern des Genres abhebt.

Die Besucher, die es aber an diesem Abend ins Palladium schafften, erlebten eine gut aufgelegte Band, der der offensichtliche Spaß auf der Bühne anzumerken war. Die Bandmitglieder, vor allem natürlich die energische und allzeit plappernde Beth Ditto, scherzten reichtlich untereinander und auch das Publikum wurde in witzige Anekdoten eingebunden und bespaßt. Beth Ditto sprang nicht nur in ihrem grünen Ballonkleid auf der Bühne hin und her, sondern auch innerhalb ihrer Stories von Hölzchen auf Stöckchen und wurde dann regelmäßig schlagartig von der Schlagzeugerin Hannah Blilie unterbrochen, die den Takt für den nächsten Song anzählte – und schon ging die wilde Gossip-Sause weiter. Nachdem das Publikum bereits zu Beginn mit „Pop Goes The World“ und „Vertical Rhythmn“ mit den ersten Hits des „Music for Men“-Albums verwöhnt wurde, verlor sich die Bindung zwischen Band und Publikum im zähen Mittelteil. Hier spielte die Band einige Songs, die einem Großteil der Konzertbesucher unbekannt waren. Dies schlug auf die Stimmung und stellte einen Dämpfer für das bis dahin ordentliche Konzert dar.

Mit „Four Letter Word“ zogen Gossip das Publikum jedoch wieder in ihren Bann, sofort war die Stimmung wieder ausgelassen, es wurde applaudiert und mitgetanzt. Ein deutliches Zeichen dafür, dass der Großteil der Besucher tatsächlich für das Album „Music for Men“ gekommen war und auch genau die Hits dieser Platte hören wollte. Natürlich funktionierten aber auch die wirklich bekannten älteren Songs, so dass „Standing In The Way of Control“ einen Höhepunkt darstellte, bevor sich Gossip zum ersten Mal für diesen Abend von der Bühne verabschiedeten.

Schließlich kehrte die Band für eine Zugabe von drei Songs auf die Bühne zurück. Beth Ditto hatte sich dafür extra nochmal in ein neues Outfit geworfen und präsentierte ihr nächstes schrilles, buntes Kleid, das vermutlich aus ihrer eigenen Modekollektion stammt. Mit „8th Wonder“, dem Song mit dem wohl knalligsten Gitarrenriff der 2009er Platte, sowie der erfolgreichsten Single „Heavy Cross“ beendeten Gossip ihr gelungenes Konzert im Kölner Palladium nach rund 100 Minuten Spielzeit.

So hört sich das an:

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https://www.youtube.com/watch?v=5mQVljB7JGw

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Beitragsbild von CAA.

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