Grossstadtgeflüster, Live Music Hall Köln, 22.03.2019

„Wie viele seid ihr denn!“ So ganz können es Jennifer Bender, Raphael Schalz und Chriz Falk selbst noch nicht glauben. Die Live Music Hall ist ausverkauft. Knapp 1300 Menschen sind an diesem Freitag Abend zusammen gekommen, um sich dem eigenwilligen Elektropop der Berliner hinzugeben. Um derartige Hallengrößen zu erreichen, müssen schon einige Schalter umgelegt worden sein – ob ein kurzweiliger Hype Grund für die Aufmerksamkeit ist oder aber ein stetig wachsender Fankreis ist wohl von Act zu Act unterschiedlich. „Wer uns schon länger kennt, weiß, dass nicht immer so viele da waren!“ Wieso die Überraschung ob des großen Andrangs durchaus berechtigt ist, zeigt ein Blick in die außergewöhnliche Diskografie und Herangehensweise einer Band, die eigentlich so ziemlich alles macht, außer den einfachen Weg zu gehen.

Grossstadtgeflüster setzen schon mit ihrem Namen bewusst auf unangepasst – wer braucht schon die Rechtschreibreform! Konsequent zieht sich diese Haltung durch das gesamte künstlerische Schaffen des Trios. Obwohl die Band mittlerweile sogar von der Initiative Musik GmbH gefördert wird, sind Musikvideos immer noch bewusst auf amateurhaftem Handy-Niveau (siehe die schönen Tier-Zusammenschnitte unten), die Songs haben mit Radio-Pop-Melodien herzlich wenig zu tun und von den Texten wollen wir gar nicht erst anfangen. Könnte erstmal auch in pseudo-anspruchsvolle Sphären münden, aber nein. Grossstadtgeflüster mögen das Spiel mit dem Unperfekten, die Stimmen von Bender und Schalz sind teils schon beeindruckend schief, das Vokabular gerät immer wieder ins Vulgäre, die Beats wollen einfach nur Party; nur nicht die, die die Mainstream-Clubs gerade so liefern.

Wie gut dieses Rezept auch heute Abend aufgeht, ist wirklich beeindruckend. Die Stimmung ist wahnsinnig ausgelassen, es wird fleißig getanzt, die Songs können sowieso alle auswendig. Dabei ernten die großen Klassiker wie „Fickt-Euch-Allee“ , „Weil das Morgen noch so ist“ oder „Ich boykottiere dich“ die größten Begeisterungsstürme. Dass im Juli aber ein neues Album erscheinen wird, ist den Fans natürlich auch nicht entgangen und so sitzen die Texte für die kürzlich erschienenen Singles „Feierabend“ und „Neue Freunde“ bereits hervorragend. Bisher unveröffentlichte Songs stehen auch auf dem Programm und machen Lust auf mehr – gerade wenn Zeilen wie „Ich sehe was, was du nicht siehst – und das sind meine Hallus“ wieder so typisch Grossstadtgeflüster sind, dass unweigerlich mitgesungen wird. Grossstadtgeflüster machen Musik zum Feiern, singen aber auch darüber, einfach mal auf der Couch zu bleiben – und gegen den Optimierungswahn einer ganzen Gesellschaft. Für Diskriminierung ist natürlich an keiner Stelle Platz, in der Fickt-Euch-Allee ist Platz für jeden.

Für ihre Fans bietet die Band aber auch wirklich alles, was das Party-Herz begeht: Konfetti, große Ballons, beste Stimmung, eine wunderbare Lichtshow – und immer wieder Anheizer von Bender und Schalz. Geschenke werden aus einem kleinen Rollkoffer heraus verteilt – und auch stilechte CD-Promo mit Snippets und den beiden bereits veröffentlichten Songs wird unter die Leute gebracht. Das Album steht in den Startlöchern. Heute haben Grossstadtgeflüster eindrucksvoll bewiesen, wie wohl sie sich auf so großen Bühnen fühlen. Wenn ihr Konzept auch ein ungewöhnliches ist – es scheint anzukommen. Und so können sie sich wohl nach all den Jahren endlich daran gewöhnen, dass ein paar Leute mehr vor der Bühne stehen. Gut so!

Und so hört sich das an:

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https://www.youtube.com/watch?time_continue=3&v=ItLiYTeTiwo

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Tickets für die Tour bekommt ihr hier.*

Grossstadtgeflüster live 2019:

  • 29.03.2019 Große Freiheit, Hamburg
  • 30.03.2019 Columbiahalle, Berlin
  • 11.04.2019 Arena, Wien (AT)
  • 12.04.2019 Muffathalle, München

Rechte am Beitragsbild liegen bei Julia

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