Liam Gallagher – Why Me? Why Not.

Während sein Bruder Noel sich musikalisch mit seinen aktuellen Platten von den Oasis-Wurzeln losgerissen hat, fährt Liam Gallagher mit seinem zweiten Solo-Album „Why Me? Why Not.“ weiter die Brit-Pop-Schiene. Damit gibt er Fans der wohl größten britischen Rock-Band der 1990er-Jahre genau das, wonach sie lüstern – und ist diesmal sogar am Songwriting aller Stücke beteiligt. Was spricht schon gegen eine solche Platte?

Mit der Standard-Version des Albums entführt Gallagher einen 39 Minuten und 30 Sekunden lang in die 1990er, eine musikalische Welt zwischen knarzenden (Akustik-) Gitarren-Rock-Hymnen und Pop-Rock-Balladen. Wäre das Songwriting nicht so auf den Punkt hittig und mitreißend und das Stimmorgan des 46-Jährigen nicht so einzigartig nasal, man könnte den fehlenden Fortschritt bemängeln. Aber das nicht mit Liam Gallagher. Dafür macht der Manchesteraner seine Sache (leider) zu gut.

„Shockwave“ ruft mit seinem knarzenden Sound nach der texanischen Wüste. „One Of Us“ spicken die markant-langgezogenen Gesangslinien, kommt ansonsten aber etwas ruhiger daher. Wie viele andere Songs dicken dezente Streicher-Arrangements bestimmte Songteile an. „Halo“ wird von hektischem Rock’n Roll-Klavier und einem flotten Schlagzeug-Beat angeführt und reißt in einen Strudel aus Stakkato-Noten und tanzbaren Momenten. Der kurze Pfeif-Part vor dem letzten Refrain sorgt zum Schluss für aufmerksame Zuhörer für leichte Variation. Auch „Be Still“ fährt angezerrte E-Gitarren und einen typisch-monotonen Drum-Beat auf und geht mit seinem melodischen Chorus direkt ins Ohr.

Die volle Breitseite

Etwas grooviger und gelassener wird es im Titelsong, der sich auch als bombastisch-eleganter Soundtrack einer 007-Verfilmung eignen würde. „Once“ reflektiert die eigene Jugend und Beziehung zum älteren Bruder und bleibt ebenfalls ruhiger. Auch „Alright Now“ lädt mit seinen gelegten Klavier-Akkorden eher zum Schunkeln als zum wilden Pogo ein, wird aber so überladen, dass zu keinem Zeitpunkt Langeweile aufkommen will. Wo andere Künstler das Klischee suchen und in den ruhigsten Momenten fast gänzlich auf Studio-Spielereien verzichten, feuert Liam Gallagher stets die volle Breitseite ab: Schlagzeug, E-Gitarren-Spielchen, Streicher, Bläser. Was bei den meisten Künstlern komplett abwegig klingen würde, funktioniert hier aber.

Zum Schluss wird es mit „The River“, zu dem man einfach nur die Hüften schwingen will, und „Gone“, das ebenfalls nach Stein-Wüsten-Atmosphäre greift, noch einmal etwas lauter. Ein letzter leicht schiefer Ausruf und Streicher-Lauf und schon ist „Why Me? Why Not.“ Geschichte – bis man es für den nächsten Hördurchlauf wieder anschmeißt. Das zweite Liam Gallagher-Solo-Album hat nämlich alles, was Fans an Oasis lieben: schnörkellose Pop-Rock-Hymnen, die über Hit-Potential und trotzdem über eine gewisse Dreckigkeit verfügen und auch nach dem vierten Bier in der Eckkneipe nebenan – die Arme getreu dem Vorbild hinter dem Rücken verschränkt und leicht nach vorne gebeugt – mitgegröhlt werden können. Warum also nicht?

Das Album „Why Me? Why Not.“ kannst du dir hier kaufen.*

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Und so hört sich das an:

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Liam Gallagher live 2020:

05.02. – Hamburg, Sporthalle
07.02. – Amsterdam, Ziggo Dome (NL)
08.02. – Brüssel, Forest National (BE)
10.02. – Köln, Palladium
11.02. – Berlin, Tempodrom
13.02. – Tonhalle, München
18.02. – Wien, Gasometer (AU)
20.02. – Zürich, Halle 622 (CH)

Die Rechte am Cover liegen bei Warner Music.

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