Mannequin Pussy – Patience

Mannequin Pussy - Patience

Mannequin Pussy könnten die nächste Szene-Hype-Band der Stunde sein. „Patience“ heißt das dritte Studioalbum des Quartettes aus der amerikanischen Großstadt Philadelphia. Auf dem arbeitet die Punk-Band erstmals mit Szene-Sternchen Will Yip zusammen, der in letzter Zeit unter anderem für La Dispute, die Menzingers und Angel Du$t an den Reglern saß. Diese Kooperation tut dem einst so ungestümen Sound der Band gut.

Wenn die ersten Töne von „Patience“ ertönen, mag man fast meinen man lausche einer unaufgeregt klingenden Indie-Punk-Band aus Deutschland – wären da nicht die englischsprachigen Vocals von Sängerin Marisa Dabice, die zeigt, dass sie nicht nur ein tolles Stimmorgan hat, sondern auch mit diesem umzugehen weiß. Auch das darauf folgende „Drunk II“ fährt diese melodische Punk-Schiene weiter und geht irgendwann in einer Symbiose aus Gitarrengeplänkel und zweistimmigen Gesangsharmonien unter. Mit „Cream“ wird es dann erstmals etwas lauter. Dabice weicht nun von ihrer bittersüßen Singstimme ab, befreit ihren Gesang von Watte und packt diesen in eine ordentliche Portion Wut. Im weiteren Verlauf der zehn Albumtracks, die sich nichtmal über 30 Minuten erstrecken, bellt die Frontfrau dem Hörer immer häufiger entgegen. Diese lauteren Momente brettern nicht in Hardcore-Manier stumpf nach vorne, sondern werden feinfühlig und unkonventionell arrangiert. Mit „Drunk I“ und „Clams“ finden sich in der Tracklist gleich zwei Stücke, die weniger als 60 Sekunden andauern, in dieser kurzen Zeitspanne jedoch alles geben.

So führt die Band ihre Hörer durch hoch und tief und stellt krachige Momente stets neben gefühlvolle. „Fear/+“Desire“ und „High Horse“ schielen in Richtung Shoegaze, „Who Are You“ und „In Love Again“ sind melodiöse Indie-Punker und der Post-Hardcore-Brecher „F.U.C.A.W.“ gesellt sich auf die brachiale Seite. Gerade diese bewusste Vielschichtigkeit macht „Patience“, das mal ein Beziehungsaus behandelt, mal Traumata und Unterdrückungsgefühle thematisiert, zu einer spannenden Platte. Fehlt es Riot-Punk häufig an Melodiegespür und klingt Shoegaze gelegentlich zu homogen und monoton, so schaffen es Mannequin Pussy die Wut des Riot-Punk und die schöne Seite des Shoegaze miteinander zu vermählen. Das ergibt schlussendlich ein Gemisch, dass Charakterstärke zeigt und trotz der vorhandenen Abwechslung immer unverwechselbar nach Mannequin Pussy klingt. Hype, wo bist du?

Das Album „Patience“ kannst du dir hier kaufen.*

Und so hört sich das an:

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Die Rechte für das Albumcover liegen bei Epitaph Records.

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