MC Fitti, Grammatikoff Duisburg, 16.03.2019

MC Fitti Duisburg

Eine Tour mit dem Namen 200. Was könnte da wohl hinter stecken? Antwort: MC Fitti hat Bock auf „Back to the roots“! Zwölf kleine Clubs in ganz Deutschland, allerdings jeweils nur 200 Gäste. Ahhh! Jetzt macht’s Sinn. Warum auch nicht? Sich mal ein bisschen kennenlernen, sich näherkommen. Eine der Chancen gibt es am 16.3. in Duisburg im Grammatikoff.

Die überschaubare, gemütliche und für wirklich sehr unterschiedliche Events ausgerichtete Location macht auf Anhieb eine gute Figur. Mitten in der City, ein wenig abgefuckt, aber durchaus charming. Der Saal ist gemütlich, von jeder Ecke aus ist die Sicht auf die Bühne perfekt. Rechts im Raum befindet sich eine große Leinwand mit einer MC Fitti-Animation, die sich leider im Laufe des Abends nicht mehr verändert – etwas unverständlich. Da wäre mehr drin gewesen. Dafür gibt’s auf der Bühne einen weiteren Bildschirm im Hintergrund, der neben Fittis Gesicht auch old schoolige Konsolenspiele zeigt. Direkt davor ein DJ-Pult. Das Licht ist recht dunkel gehalten, der Sound nur durchschnittlich.

Vorband gibt’s heut nicht. Dafür 30 Minuten Verzögerung. Nicht ganz dolle, aber geht noch. Um 20:30 startet also DJ Craft, der vielen noch von K.I.Z. bekannt sein dürfte, mit ein paar Beats und lässt anschließend Fitti mit seinen zwei Features auf die Bühne.

Die Stimmung ist schon nach wenigen Minuten gut ausgelassen. Das überwiegend männliche Publikum, das sich im Durchschnitt bei Ende 20 einpegeln sollte, hat Laune. Einige haben Fitti-Masken aus Pappe dabei, andere setzen Hüte mit Hühnern auf, die lustig herumwackeln. Why not? Trotz bemerkbarem Alkoholpegel gerät nichts aus dem Ruder. Dazwischen auch die eine oder andere Frau. Es wird gesprungen, es wird mitgegröhlt, es wird getanzt. Bei einigen Tracks gibt es einen Moshpit, bei einem eine Polonaise, die kreisend um Fitti funktioniert. Der selbst macht ordentlich Videos und Fotos von sich und den Feiernden.

Dass alle so mitmachen, liegt ganz klar an der Animation der vier Typen auf der Bühne. Fitti und die Crew sind gut drauf, konzentrieren sich eindeutig mehr aufs Publikum als auf die Musik und wollen einfach eine schöne Zeit haben. Das lässt zwar hier und da die musikalische Qualität etwas abfallen (so wirklich Rappen ist das ja nicht und in den Gesangsparts oft tonal stark daneben, sorry), aber dafür befindet sich die Spaßkurve auf dem Höhepunkt. Zwischendrin gibt es Aerobic-Einlagen für jedermann, dann einen Song, bei dem alle Frauen auf die Bühne dürfen oder auch einfach mal gute fünf Minuten ein 90er-Jahre Mixtape, wozu die Crowd abtanzen soll. Kurzweilig, ohne Frage. Ein weiblicher Fan darf als Geburtstagskind gleich mehrmals auf die Bühne und sogar am Ende stagediven.

Das wahrscheinlich wichtigste Element: Konfetti. Gleich zwei Säcke mit einer unglaublichen Masse an buntem Glitter, dem „kolumbianischen Schnee“, werden ins Publikum gegeben, sodass wirklich niemand verschont bleibt und vieles wohl noch ungewollt bis nach Hause mitgenommen wird. Wie bei einer Schneeballschlacht bekommt jeder Gast regelmäßig eine richtige Bombe ins Gesicht. Einige mit offenen Getränken ärgern sich ein wenig darüber. Aber so ist das halt. Insgesamt erinnert die Show an ein Deichkind-Konzert in light.

Leider ist nach 80 Minuten inklusive drei Zugaben auch schon Sense. Die Auswahl der Songs ist gelungen. Überraschenderweise werden direkt am Anfang die großen Hits abgefeuert. Die vier Singles, die die Charts entern konnten, befinden sich alle in den ersten 20 Minuten des Sets. Den neuen Track „Moini“, der erst vor wenigen Tagen erschien, gibt es gleich zweimal. Einmal im Hauptprogramm, dann als erste Zugabe. Völlig unnötig. Ebenso rauben die mehrmaligen Samples von 90s-Tracks einiges an Stagetime, sodass von 80 Minuten nochmal ordentlich was abgezogen werden muss. Trotzdem führt grade Fittis extrem sympathische Art und seine Nähe zum Publikum dazu, dass man sich eher wie auf einer großen Privatparty fühlt und alle sich grade liebhaben.

Fazit: Ein Konzert, das aufgrund seiner vielen Elemente und seinem Hang zum Verrückten definitiv bockt und sehr schnell vorbeigeht. Für Tickets unter 30€ wird gut was geboten. Da kann über Defizite im musikalischen Sinne auch mal hinweggesehen werden. Ungefähr zu wissen, was einen erwartet, kann aber nicht schaden.

Tickets für die restlichen Gigs bis Mai gibt es hier.*

Und so hört sich das an:

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https://www.youtube.com/watch?v=0Sx27rk_lEA

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Bild von Christopher.

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