Nervus – Tough Crowd

Nervus

2019 steht ganz im Zeichen der großen Demonstrationen. Nach vielen Jahren der hedonistischen Feiereien haben sich Menschen generationsübergreifend wieder dazu aufgerafft, für ihre Zukunft und Wertvorstellungen auf die Straßen zu gehen. Ganz wichtig bei all den hitzigen Debatten: Gekämpft wird stets gemeinsam. Passend also, dass die Alternative-Punker Nervus ihre Gesellschaftskritik auf ihrem nun mehr dritten Album noch gezielter und wütender formulieren als zuvor – aber eben auch noch mehr Momente für das Konzertpublikum erschaffen.

„This house is built on bodies“

Über Nervus-Songs zu reden bedeutet immer, auch über die Texte zu sprechen. Denn dass die noch klarere Produktion dem Hymnen-Status der Band zu einem noch einnehmenderen Sound verholfen hat, kann schon der Opener „Flies“ beweisen. Doch erst die Vermählung aus den Ohrwürmern und den außergewöhnlichen Texten macht das Gesamtkunstwerk „Tough Crowd“ so mitreißend. Denn das Quartett gräbt sich noch tiefer als auf ihrem zweiten Album in die Missstände der Postmoderne, um einmal die volle Bandbreite an Aggressionen loszufeuern. Dafür gibt es dann so pointierte Thesen zu Polizeigewalt wie „You tell me I’m lucky  / And I know what that means / The way I speak and colour of my skin  / Means you’ll spare me the brutality“ („They Don’t“) oder die klare Ansage, dass die Flammen der Schuld die Mächtigen dieser Welt im Schlaf verschlingen sollten („Engulf You“). Das klingt auf dem Papier eher nach zornigem Post-Hardcore als nach hüpfendem Alternative-Punk, aber gerade deswegen gehören bei Nervus eben beide Seiten der Medaille unzertennlich zusammen: „Tough Crowd“ ist nämlich nicht vorrangig eine zornige Abrechnung, sondern vor allem ein ermutigender Aufruf zur Aktion.

„As your body decays, your footprints will remain“

Dafür wühlt das Quartett musikalisch ganz tief in der Trickkiste für die perfekten Punk-Hymnen: Uh-Uh und Oh-Oh an allen Ecken und Enden, teils extravagentere Einfälle wie ein Acapella-Element („Flies“), eine Piano-Basis („The Inconvenient Truth“) oder Sprechgesang („They Don’t“), wirbelndes Schlagzeug und wunderbare Melodien. Wo sich die ersten Songs angefangen mit „The Inconvenient Truth“ inhaltlich noch hauptsächlich über die Machtstrukturen und gefährlichen Umstände der Außenwelt auskotzen, filtert das letzte Drittel des Albums die Essenz heraus, die in all den unzähligen Chor-Momenten des Albums eingewebt scheint. Ob nun „No Nations“, das ganz entsetzt feststellt, wie alle Staaten auf zahllosen Ungerechtigkeiten begründet sind, oder „Burn“, das mit Akkustik-Gitarre und A-Capella-Gesang die Lanze für Demonstrationen und Aktivismus bricht: Die Message ist klar – macht endlich was! Für das Jahr 2019 kommen diese zehn Alternative-Punk-Hymnen also wie gerufen.

Das Album „Tough Crowd“ kannst du hier kaufen.*

Und so hört sich das an:

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Rechte am Albumcover liegen bei Big Scary Monsters.

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