OK KID, Batschkapp Frankfurt, 17.11.2018

OK KID, Batschkapp Frankfurt, 17.11.2018

Heimspiele sind etwas besonderes – nicht nur im Fußball. Für die Indie-Band OK KID existiert so etwas wie eine klar definierte Heimat nicht. Stammen zwei Drittel der Gruppe ursprünglich aus der hessischen 85.000 Menschen Stadt Gießen, wohnen alle drei OK KID-ler mittlerweile in der Rhein-Metropole Köln. Die Heimat teilt sich für die Band also auf das Rheinland und Hessen auf. Die nächste Großstadt an der Kindheitsstadt Gießen ist das 70 Kilometer entfernte Frankfurt Am Main. Auf der Tour zu ihrem dritten Album „Sensation“ stellte Frankfurt als einziger Hessen-Stopp des Jahres so etwas wie ein Quasi-Heimspiel für die drei Musiker dar. Auch wenn „Stolz“ im OK KID-Kosmus keinen wirklichen Platz hat, wie Sänger Jonas Schubert während der 105-minütigen Show erklärt, strotzt das Konzert der „Lügenhits und Happy-Ends“-Tour nur so vor persönlichen Heimatbezügen.

Knapp 1400 Menschen hat es für diesen Abend in die im Osten der Stadt gelegene Batschkapp getrieben – das sind etwa 400 mehr als beim letzten Besuch der Band im Gibson. Passend zur Locationgröße hat die Band auf ihrer bislang größten Tournee eine deutlich ausgefeiltere Produktion im Gepäck. Etliche Körpersilhouetten zieren das Bühnenbild, werden stets von hinten angestrahlt, sodass es so scheint als befänden sich neben den fünf Musikern – live wachsen OK KID zu einem Quintett an – eine Vielzahl an Personen auf der Bühne. Für die KID OK-Remixe im Mittelteil des Sets lässt sich Schubert zum Soundpult tragen, um einige Minuten später durch eine Gasse in der Menge – wie Jesus, der das Wasser teilte – wieder zur Bühne zurückzukehren. Später tanzen zum sommerlichen „Pattaya“ – ironischerweise ein gesellschaftskritischer Track – bunte Wasserbälle durch die Halle und die Band verteilt Cocktails, die im Publikum brüderlich geteilt werden sollen – tropische Stimmung im kalten Deutschland. Ansonsten schwankt die Band stets zwischen den älteren, etwas sperrigeren Songs und den neuen upbeatigen Nummern, die allesamt von einer passenden Lichtshow unterlegt werden: Häufig verschwimmen die einzelnen Bandmitgliedern mit den plastischen Umrissen auf der Bühne. Eine wahrlich Headliner-würdige Show.

Nun aber zurück zum Heimatbezug. Bereits nach Song eins präsentiert Schubert, der deutlich im Mittelpunkt des Konzertes steht, begeistert sein Eintracht-Frankfurt-DFB-Pokal-Siegershirt. Der Instagram-Account der Gruppe gibt Aufschluss: Die Herren scheint es des Öfteren auch mal in das Frankfurter Fußballstadion zu ziehen. Zum Schluss fragt der Frontmann, ob auch Menschen aus Gießen vor Ort seien – einige Hände schnellen nach oben. Es folgt die Hymne „Stadt Ohne Meer“ in der Quasi-„Stadt Ohne Meer“. Die Menge eskaliert ein letztes Mal im Moshpit, zeigt wie textsicher sie ist. Die Band verbeugt sich, die Hallenlichter erhellen den Raum.

Einige Minuten später – ein Großteil der Besucher hat sich bereits auf den Heimweg begeben oder wartet in der Schlange darauf, seine Habseligkeiten wie Jacken und Taschen wiederzubekommen – betritt das Kern-Trio bereits ein zweites Mal erneut die Bühne. Es folgt bei erleuchteter Halle eine reduzierte Akustik-Version von „Es Ist Wieder Februar“. In Massen strömen die Menschen wieder zurück in die Location. Dann weist Schubert darauf hin, dass nach dem Konzert am selben Ort eine Party stattfindet und deshalb der Boden gesäubert werden müsse – es dauert nicht lange, da haben sich alle Bandmitglieder mit Besen und Wischmopp bewaffnet und präsentieren bühnewischend das ironisch-lustige „Frühjahrsputz“, einen Spaßtrack gespickt mit etlichen Putz-Metaphern. Ganz im Gegensatz zu den restlichen, durchkonzipierten 90 Minuten, beweisen OK KID hier, wie spontan sie sein können. Häufig spielt die Band solche Zusatzzugaben nicht – in seiner Ersatz-Heimat-Frankfurt kann man aber ja mal eine Ausnahme machen. Na, da wären wir auch schon wieder bei dieser Heimat-Sache!

Tickets für die restlichen Tourstopps gibt es hier.*

Und so hört sich das an:

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https://youtu.be/jb0W53igC2g

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OK KID live 2018:

20.11.2018 Hannover, Capitol
21.11.2018 Hamburg, Docks
22.11.2018 München, Muffathalle
23.11.2018 Berlin, Columbiahalle
24.11.2018 Leipzig, Haus Auensee (hochverlegt)

OK KID live 2019:

06.03. – Bremen, Kulturzentrum Schlachthof
07.03. – Rostock, M.A.U. Club
08.03. – Kiel, Die Pumpe
09.03. – Münster, Skaters Palace
10.03. – Kassel, Musiktheater
12.03. – Magdeburg, Altes Theater am Jerichower Platz
13.03. – Dresden, Alter Schlachthof
14.03. – Dortmund, FZW
15.03. – Wiesbaden, Schlachthof
16.03. – Heidelberg, Halle 02
18.03. – Augsburg, Neue Kantine
19.03. – Nürnberg, Z-Bau
20.03. – Würzburg, Posthalle
21.03. – Graz, Orpheum (AT)
22.03. – Linz, Posthof (AT)

Foto von Jonas Horn.

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