Shakers – I Need You To Know

Alle Jahre wieder erhebt sich eine Band aus dem Einheits-Gewusel der hiesigen DIY-Szene: Kepler, Fjørt sowie Birds In Row gelang das bereits. Shakers aus Wiesbaden und Mainz machen sich nun ebenfalls bereit, die unzähligen AZ- und AJZ-Bühnen des Landes zu kentern. Das Debütalbum des Quintettes hört auf den Namen „I Need You To Know“ und unterläuft den simplen Screamo-Sound mit einer Handvoll Post-Hardcore und-Rock Einflüssen. Das ist derart bedacht umgesetzt, dass sich die Hessener bald wohl auch fernab der kleinen Szene einen Namen machen werden.

Für die Veröffentlichung der Platte arbeitet die Band mit mehreren kleineren Labels zusammen. Eins davon ist das ebenfalls Hessische Konglomerat Kollektiv, das mit der tollen La Petite Mort/Little Death-Platte im vergangenen Jahr bereits einen kleinen Achtungserfolg einfahren konnten. „I Need You To Know“ ist nun gerade einmal das zweite Release des jungen Labels und passt perfekt in das aktuelle Roster: Wer spannende Screamo-Aufsteiger sucht, der ist hier genau richtig. Die elf Stücke der Shakers-Debüts, die im letzten Jahr in gerade einmal fünf Tagen aufgenommen wurden, bezeugen dies eindrucksvoll.

Im Kern setzen Shakers auf die Genre-typischen Stilmittel: Monotoner gutturaler Gesang, angezerrte, häufig schnell gespielte E-Gitarren und energetisches Schlagzeugspiel, das genauso nicht vor gelegentlichen Blast-Beats zurückschreckt wie vor vertrackten Laut-Leise-Momenten. Die Songs gehen zudem häufig nahezu fließend ineinander über: Wie auch für Touché Amorés Meisterwerk „Is Survived By“ fühlt sich das gesamte Album wie ein längerer Song statt vielen kürzeren Einzelstücken an. 

Außerdem entfernen sich Shakers stets einige Schritte von der typischen Pop-Song-Struktur und durchlaufen innerhalb ihrer Songs zumeist kleine Wanderungen mit Höhen und Tiefen. „Swan Song“ beispielsweise lässt die Gitarren zunächst ein verworrenes Arpeggio spinnen, bloß um im Anschluss mit gereckter Faust nach vorne zu stolpern, sich dann von Stakkato-Taktung erneut in ruhigere Gefilde führen zu lassen und schlussendlich in einem letzten Aufbäumen sein Ende zu finden. „Words“ und „Abandon Scale“ schaffen wenig später etwas mehr Platz für Post-Rock-Elemente und lassen sowohl mehr Delay in die angecrunchten Sechssaiter ein, als auch Raum für euphorische Ausbruchsmomente. 

Untypisch ist zudem „Fuse“, der als heimlicher Titeltrack vorrangig auf mantraeske Gesangsparts und verzwickte Instrumental-Arrangements setzt. Toben die Gitarren sich zunächst noch über gesechzehnteltem Basslauf aus, so übernehmen sie im Verlauf in Post-Rock-Manier die Überhand und gehen zum Schluss in dissonanten Störgeräuschen unter. Über all das skandiert Sänger Chrisse Weiler immer wieder dieselben fünf Wörter: „I Need You To Know.“ Zu diesen Ausreißer-Stücken gesellen sich eine Handvoll klassischere Screamo-Zweiminüter, die das Debüt der Band ganz klar im Genre verorten, auch wenn dessen Grenzen beizeiten aufgerissen werden.

„I Need You To Know“ entstand in Zusammenarbeit mit dem Nürnberger Jan Kerschner. Der war in der Vergangenheit an in ihrer jeweiligen Szene durchaus relevanten Platten von Acts wie Der Weg Einer Freiheit, Mutiny On The Bound und Kind Kaputt beteiligt. Dass auch Shakers in naher Zukunft als Hoffnungsträger und Geheimtipp gelten werden, ist bei diesem eindrucksvollem Debüt gar nicht unwahrscheinlich.

Das Album „I Need You To Know“ kannst du dir hier kaufen.*

Und so hört sich das an:

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Die Rechte für das Albumcover liegen bei Konglomerat Kollektiv.

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