Sofar Sounds, Köln, 14.03.2019

Sofar Sounds? Bis vor kurzem sagte mir das noch gar nichts. Nach etwas Internetrecherche wusste ich immerhin, dass es sich um ein weltweites Konzept handelt und dass Sofar für „Songs from a room“ steht. In geheimen Locations finden in Kooperation mit der Kult-Reifenmarke Firestone Überraschungskonzerte mit jeweils drei Künstlern pro Abend statt und nur ein paar Handvoll auserwählter Leute dürfen dabei sein. Das klingt auf jeden Fall schon mal spannend und mysteriös! Um Sofar so richtig kennenzulernen, muss man aber wohl mal live dabei gewesen sein. Ich durfte mich letzten Donnerstag zu den glücklichen Teilnehmern zählen und vom Sofar-Charme verzaubern lassen.

Die Kölner Ausgabe fand dieses Mal in einem Loft auf der Luxemburger Straße statt. Gut 100 Leute – für einen Sofar Abend wohl schon recht viele Gäste – hatten es sich auf Kissen und Decken auf dem Boden gemütlich gemacht, als um Punkt 20 Uhr die Türen geschlossen wurden. Das Ganze erinnerte erstmal an ein gemütliches Indoor-Picknick, einige hatten sich Getränke mitgebracht oder an der kleinen Bar versorgt. Wann immer jedoch an diesem Abend die Musik erklang, wurde es schlagartig mucksmäuschenstill und alle lauschten so aufmerksam, wie man es heutzutage selten bei Konzerten erlebt. Hier wurde nicht ständig mit dem Smartphone gefilmt oder mit dem Nachbarn gequatscht, sondern alle konzentrieren sich auf das, weshalb sie eigentlich da waren, nämlich die Musik.

Als erste Künstler des Abends betraten Frau Winzig, ein Kölner Duo bestehend aus Sängerin und Gitarristin Mascha und Schlagzeuger Merlin, die Bühne oder besser gesagt den Teppich am einen Ende des Raumes. Gerade in den ersten, ruhigeren Stücken berührte die Sängerin trotz ihrer starken, rauchigen Stimme mit einer gefühlvollen Verletzlichkeit. In den jeweiligen Ansagen gab sie dann auf humorvolle Art und Weise die entsprechenden Anekdoten zum Besten, die sie zu den Texten über missglückte Liebschaften und untreue Exfreunde inspiriert hatten. Und schon wurde aus dem sensiblen Mädchen eine selbstsichere Frau, die ihre Geschichten gerne mal mit Kraftausdrücken ausschmückt und ihren Platz in der Welt offensichtlich gefunden hat. Passenderweise endete das Set dann auch mit dem sehr unterhaltsamen, rotzigen Song „Girlie“.

Etwas poppiger wurde es beim zweiten Auftritt des Abends. Sängerin Lucie Licht, ebenfalls aus Köln, hatte sich Verstärkung in Form eines Gitarristen und eines Schlagzeugers mitgebracht und bildete auf gewisse Weise einen spannenden Gegensatz zu Frau Winzig. Quirlig und energiegeladen hüpfte sie während des Singens mit ihrem fröhlichen Lockenkopf um die Wette, als würde sie nie etwas anderes tun. Und doch versuchte sie ihre Aufregung gar nicht erst zu leugnen, wenn sie schüchtern ins Mikro sprach und sich dafür bedankte, dass alle so aufmerksam zuhörten. Bei dem ohrwurmverdächtigen Song „Unter Strom“ funktionierte sie das Publikum schließlich noch in einen Background-Chor um und setzte sich kurzerhand zwischen die Zuhörer, „um das alles in sich aufzusaugen“. Intimer kann ein Konzert wohl kaum sein.

Das dritte und letzte Set des Abends gehörte schließlich drei Gästen aus England. Die Indie-Rock-Band Amber Run beehrte das Kölner Publikum mit einem ihrer seltenen Akustiksets und kündigte gleich zu Anfang an, dass sie die Stimmung mit ihren „super sad songs“ nun gehörig runterziehen werden. Ganz so dramatisch wurde es natürlich nicht, doch die Engländer verliehen dem Abend mit ihrer melancholischen Musik noch einmal eine ganz besondere Note. Die reduzierten Melodien ließen die nachdenklichen, oft schon bedrückenden Texte der Songs noch besser zur Geltung kommen und bei Titeln wie „Haze“ stellte sich unweigerlich eine Gänsehaut auf. Auch ein bisher noch unveröffentlichter Song namens „Affection“ schaffte es auf die Setlist, auch wenn die Band selbst bemerkte, dass es für einen Großteil des Publikums wohl keinen Unterschied mache, ob sie alte oder neue Songs spielen. Wenn man sich umschaute, konnte man allerdings schnell merken, dass einige Fans unter den Gästen waren und der Auftritt vorab doch nicht ganz so geheim geblieben war. Genauso konnte man aber auch sehen, dass die Engländer auf dem besten Weg waren, an diesem Abend neue Fans dazu zu gewinnen.

Und wie ist nun mein Fazit zum Konzept Sofar Sounds? Eindeutig empfehlenswert! Man hat schnell gemerkt, dass nicht nur Firestone und Musik Hand in Hand gehen und mit wie viel Herzblut die Organisatoren an diesen Veranstaltungen arbeiten, sondern auch, mit wie viel Respekt und Offenheit das Publikum an dieses Event und die Künstler herangegangen ist. Das würde man sich für so manch anderes Konzert wünschen! Wenn ihr auch mal bei einem Sofar Konzert dabei sein wollt, checkt die Website und meldet euch für eure Stadt an. Es lohnt sich!

Und so sah das beim letzten Mal aus, als Lucie Licht bei Sofar aufgetreten ist:

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https://www.youtube.com/watch?v=d99Xhf9eYjo

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