The Deadnotes – Courage

Cover von The Deadnotes zweitem Studioalbum "Courage"

Musik muss ein Gefühl vermitteln. Wenn eine Band mich mit ihrer Kunst erreichen möchte, muss sie mich in eine bestimmte Stimmung versetzen, mir unangenehm aufstoßen oder auch einfach eine Identifikationsfläche bieten. Die Songs der aus verschiedenen Orten Deutschlands stammenden Band The Deadnotes konnten das leider bislang nicht schaffen. Das ändert sich nun mit „Courage“, dem zweiten Album des Trios.

Vermutlich könnte ich nun einen ellenlangen Aufsatz mit vagen Vermutungen füllen, warum die Musik der jungen Band mich bislang nicht berühren könnte – ich mein: In Kontakt gekommen bin ich mit den drei jungen Musikern schon etliche Male. Viel geiler ist aber: „Courage“ find’ ich richtig toll! Das Gefühl diesmal mitgerissen zu werden fängt schon beim Emo-Punk-Opener „Makeup“ mit seinen dezent platzierten Gangshouts und seiner tollen Selbstermächtigungs-Message an, ebbt ebenfalls nicht beim von Laut-Leise-Kontrasten durchzogenen Herz-Schmerz-Song „Cling To You“ ab und hält sich schlussendlich auch bis zum eher trägen, dafür von dichter Atmosphäre getriebenen „Get Lost, Get Found“.

Nun aber mal der Reihe nach: The Deadnotes spielen Indie-geschwängerten Punk-Rock, der von seinen vielen Wendungen lebt. Da dürfen die Stücke gerne auch mal ruhig, fast schon unbeschwert poppig einsteigen, bloß um einen gen Schluss mit knallharten Zeilen à la „I‘d rather kill every issue that weakens my mental health; I kill myself“ und kleinem Ausbruch nahezu unbemerkt ein spitzes Messer in die Magengrube zu rammen („Never Perfect“). Das alles arrangiert die Band immer mit einer gewissen Cleverness und holt mit Loop-Geräten und Hall-Flächen den breitesten Sound heraus, den man zu dritt in reduzierter Bandbesetzung produzieren kann. Auf die Musik kommt die mittlerweile doch vielseitige Stimme von Sänger Darius Lohmüller, der nicht selten auch von seinen beiden Kollegen unterstützt wird. Gerade diese vielen Gesangsharmonien verleihen den Songs häufig noch etwas mehr Tiefe.

Vor allem in der zweiten Albumhälfte reiht die Band Songs aneinander, die zumeist reduziert mit Akustik-Gitarre oder simplen Gitarrenspielereien starten, sich dann immer weiter aufbauschen, um zum Schluss erst ihre volle Schlagkraft zu entfalten. Diese klimaktischen Songaufbauten – zu finden in Songs wie „Functionality“ oder „I Must Have Been Blind“ – stehen wiederum neben solchen Stücken, die binnen kürzester Zeit zwischen kraftvoll und energetisch sowie leise und reduziert schwanken. Soweit aber nun zum Technischen. Unabhängig davon trifft die Musik des Trios irgendwo eine Stelle in meinem limbischen System, die etwas in mir auslöst.

Weil Musikempfindung komplett subjektiv ist und häufig unbewusst abläuft, kann hier nun nur spekuliert werden, woran das liegt. Ich vermute: Am Gesamtpaket. Zum einen scheint Lohmüller zwischen seiner Abhandlung von Mental Health-Thematiken und Empowerment eine missglückte Beziehung zu verarbeiten. Deswegen legt er nicht nur sein ganzes Herz in seine Texte, sondern auch in die Art und Weise wie er diese gesanglich vorträgt. Die Worte presst er zudem weniger angestrengt heraus als noch auf dem Vorgänger. Vielleicht transportiert sein Stimmorgan deshalb nun mehr Verletzlichkeit. Dass die Musik hinzu noch mit einer gewissen Verspieltheit arrangiert ist und die Stimmung, die Gesang und Texte tragen, unterstützt, verstärkt diesen Effekt noch einmal. Schlussendlich bleibt die Erkenntnis: The Deadnotes sind für ihre zweite Platte als Band gewachsen. Das spürt man, das hört man. Toll!

Das Album „Courage“ kannst du dir hier anhören.*

Tickets für die kommende Tour gibt es unter anderem hier.*

Zudem organisiert die Band in den kommenden Tagen einige Pop-Up-Stores mit kleinen Akustik-Gigs in Köln (13.02. von 14:00-19:00 Uhr in Ehrenfeld) und Berlin (20.02 um 19:00 Uhr im Ramones Museum). Checkt das mal aus!

Und so hört sich das an:

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The Deadnotes live 2020:

27.02. Oberhausen, Druckluft
28.02. Bremen, Tower
29.02. Münster, Sputnikcafé
01.03. Köln, Tsunami Club
03.03. Stuttgart, JuHa West
04.03. Frankfurt, Nachtleben
05.03. Leipzig, Conne Island
06.03. Berlin, Cassiopeia
07.03. Hamburg, Astra Stube
09.03. München, Feierwerk
10.03. Wien, Rhiz (AT)
11.03. Prag, Rock Café (CZ)
12.03. Luzern, Schüür (CH)
13.03. Freiburg, Waldsee
14.03. Ulm, Musikmarathon
17.03. Rouen, Le 3 Pièces (FR)
18.03. Bordeaux, Le Fiacre (FR)
19.03. Toulouse, La Cave à Rock (FR)
20.03. Lyon, L’Ambuscade (FR)
21.03. Paris, Le Gambetta Club (FR)
15.04. Nottingham, Alberts (UK)
16.04. Glasgow, Bloc (UK)
17.04. Manchester, Gullivers NQ (UK)
18.04. Leeds , LS6 Café (UK)
19.04. London, The Old Blue Last (UK)

Die Rechte für das Cover liegen bei 22Lives Records.

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