The Temperance Movement – A Deeper Cut

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„Ich denke, heavier als auf „White Bear“ wird es für mich nicht werden“, verriet uns Sänger Phil Campbell schon Ende 2016 im minutenmusik-Interview. Die Arbeiten an dem Nachfolgewerk zum zweiten Studioalbum seiner Band „The Temperance Movement“ standen dem Glasgower Musiker zu diesem Zeitpunkt noch bevor – und erfolgten in einer veränderten personellen Konstellation. Als neues Bandmitglied wurde Matt White in den Schaffensprozess integriert. Phil äußerte sich bereits vorab sehr zuversichtlich über die anstehende gemeinsame Studioarbeit mit dem Gitarristen, der den ausgestiegenen Luke Potashnick schon auf der Tournee zum Album „White Bear“ ersetzt hatte: „Matt White kam dazu und hat die Platte gespielt, die Potashnick mit uns aufgenommen hatte. Er war von Anfang an am Schreiben interessiert, denn er ist ein anderer Gitarrenspieler und ein anderer Musiker. Das haben wir gebraucht, das ist es, was die Dinge verändert. Es sind andere Ideen und neue Perspektiven.“ Der Schlagzeuger Simon Lea übernahm im Studio indes die Rolle von Damon Wilson, welcher sich noch vor Ende der „White Bear“-Tournee ebenfalls aus der Band verabschiedet hatte.

Mit „A Deeper Cut“, erschienen im Februar 2018, stellen The Temperance Movement eindrucksvoll unter Beweis, dass ihnen der Mitgliederwechsel bestens geglückt ist. Es ist nicht vermessen, der Ansicht zu sein, das neue Werk könne es mit dem hochgelobten 2013er Debüt aufnehmen. Und tatsächlich wird einem schon beim ersten Hördurchgang die Vorliebe des Sängers für sanftere Klänge bewusst. Dabei beginnt das Album zunächst gar nicht mal so sanft, sondern fetzt und groovt mit seinem Eröffnungstrio ganz beachtlich. Insbesondere „Built-In Forgetter“ bleibt sofort im Ohr hängen, liefert einen irgendwie typischen und dennoch frisch klingenden TTM-Refrain sowie inspirierende, kurzweilige Gitarrensoli. Wirkliche Tiefe und musikalische Schönheit finden sich aber vor allem in den ruhigeren Songs auf „A Deeper Cut“. So wird der Titeltrack – wie sollte es anders sein – zum einschneidenden Highlight der Platte, und das nicht zuletzt durch den besonders lieblichen Gesang in den Strophen und das faszinierende, sich hinaufschraubende Finale. Hier werden die raue und die sanfte Seite von Phil Campbells Stimme grandios vereint.

The Temperance Movement

„Another Spiral“ wiederum demonstriert die Gitarrenarbeit, die Matt White und Gründungsmitglied Paul Sayer unter sich aufteilen, in ihrer allerbesten Art und Weise: in diesem Fall ist sie recht zurückhaltend und auf den Punkt arrangiert. Bei Live-Auftritten wiederum kann man davon ausgehen, dass die eine oder andere instrumentale Passage auf „A Deeper Cut“ zu einem großen, mitunter mehrminütigen Zusammenspiel der beiden Gitarristen ausgedehnt werden wird. Das geben die Songs einfach her. Ohnehin kann man sich nur wünschen, dass das neue Album bei der Songauswahl für die kommenden Konzerte in Deutschland gut vertreten sein wird. Auf der Platte gibt es keinerlei Totalausfall. Jeder Song hat seinen eigenen Charme, und stilistisch abwechslungsreich ist das Werk noch dazu. Ob „Backwater Zoo“, in dem Phil seine Fähigkeiten am Klavier präsentiert und stark an Elton John erinnert, das eigenwillige „Beast Nation“ oder „The Wonders We’ve Seen“, welches einen würdigen Abschluss des Albums darstellt: auf „A Deeper Cut“ gibt es einiges zu entdecken!

Durchaus lassen sich auf diesem dritten Album eine Handvoll Harmonien heraushören, die stark an frühere Songs von The Temperance Movement erinnern. Diese wurden allerdings so handwerklich geschickt verbaut, dass niemals der Anschein einer Selbstkopie in den Vordergrund rückt. Alles in allem hört man hier weitestgehend eigenständige, neue Songs, die gleichzeitig die unverwechselbare Handschrift der Band tragen. Das, was man sich so oft von neuen Alben guter Bands erhofft, aber in vielen Fällen nicht gelingt, haben The Temperance Movement hiermit erreicht.

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So hört sich das an:

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https://www.youtube.com/watch?v=_seBHGQCqgU

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The Temperance Movement live 2018:

18.03. – München, Backstage Werk
24.03. – Berlin, Lido
25.03. – Hamburg, Knust
27.03. – Köln, Bürgerhaus Stollwerck
28.07. – Burg Herzberg Festival

Bildrechte: Earache Records (Albumcover), Rob Blackham (Bandfoto).

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