Two Door Cinema Club, Carlswerk Victoria Köln, 20.01.2020

Two Door Cinema Club

Acht Jahre ist es mittlerweile her, dass Two Door Cinema Club mit „Beacon“ ein Album veröffentlicht haben, dass auf Dauerrotation die Indie-Tanzflächen der Welt bis heute zum Glühen bringen sollte. Hits wie „What You Know“, „Undercover Martyn“ oder „Something Good Can Work“ haben auch 2020 noch nichts an ihrer unwiderstehlichen Strahlkraft verloren und sind vermutlich für die meisten der heutigen Konzertbesucher*innen der ausschlaggebende Faktor für einen Besuch des Carlswerk Victorias gewesen. Denn auch wenn seit diesen Songs und dieser Platte noch zwei weitere Alben der Band erschienen, bleiben die Klassiker immer noch das Aushängeschild der Band – was vielleicht auch dem recht deutlichen Stilwechsel von modernem Indie(-Rock) zu zuckrigen Synth-Pop-Spielereien mit offensivem 80’s-Sound zuzuschreiben ist. Bei der Tour zum aktuellen Album „False Alarm“ (hier die Rezension) waren diese klanglichen Diskrepanzen nur auf einer anderen Ebene spürbar.

Holt die Discokugel raus!

Dass die Wahl auf den Support-Act Circa Waves (Bild) fiel, ist sehr passend und merkwürdig zugleich. Denn wo die Hauptband des heutigen Abends auf Synthesizer, Samples, Kopfstimmen und elektrische Verfremdungen baut, vertraut das britische Quartett auf die Erfolgsformel des 00er Indie-Rock: geradliniges Songwriting, klassisches Rock-Instrumentarium und mitsing-freundliche Ohrwürmer. Doch den gleichen Fankreis scheinen sich die beiden dann doch zu teilen, wie das teils schon beeindruckend textsichere Publikum beweist. Mit den simpelsten Mitteln und einfach vielen eingängigen Songs haben sich die Circa Waves sicherlich schon einige Besucher*innen für ihre Headline-Show im Sommer dazu gewonnen. Wenn sich die beiden Bands auf der heimischen Stereoanlage auch noch so sehr unterscheiden mögen, auf der Bühne gleichen sich die Strategien von Two Door Cinema Club und ihrem Support doch mehr als erwartet. In Begleitung der Tourmitglieder an Synthesizer und Drums betritt das britische Trio recht unspektakulär die Bühne. Aber auch hier gilt: Weniger ist manchmal mehr. Mit dem aktuellen „Talk“ und den beiden Klassikern „Undercover Martyn“ und „I Can Talk“ reißen die Briten direkt alle imaginären Konfettikanonen auf, der Boden bebt, der Gesang macht Lust auf die Festivalsaison. Von Show-Elementen, einer aufwendigen Bühnendekoration oder besonders intensiver Publikumsinteraktion hingegen keine Spur. Eigentlich schade, denn gerade die vier, an das aktuelle Albumcover angelehnten, Signalleuchten über der Bühne könnten für etwas mehr Atmosphäre sorgen, werden aber abgesehen von einem Song überhaupt nicht weiter beachtet.

Tanzen. Ohne Pause, ohne Kompromisse

19 Songs in knapp 85 Minuten. Keine Pausen, keine großartigen Danksagungen, keine Zugaben. Eine strikte Taktung, mit der sich Two Door Cinema Club selbst nicht zwingend einen Gefallen tun. Denn erst durch diese gedrängte Reise durch die gesamte Diskografie fallen zwei Dinge auf: Im Vergleich zu den älteren Songs fällt der Euphorie-Pegel seitens des Publikums bei den neuen Songs teils rapide ab – und andererseits wirkt die Varianz zwischen den ersten und dem aktuellen Album beim Auftritt plötzlich nur marginal. Insbesondere die sehr repititiven Beats und Gesangsstrukturen fallen dann nach der Hälfte der Songs vermehrt auf und machen das Mitnicken, Klatschen und Hüpfen etwas madig. Im Vergleich zu anderen Indie-Bands der Größenordnung fällt die Band somit rein objektiv sowohl musikalisch als auch showtechnisch etwas zurück, was dem gesamten Erlebnis aber höchstens einen kleinen Abbruch tut. Dem Publikum sei Dank! Denn die geben alles und haben trotz der Non-Stop-Disco auch beim Closer „Sun“ noch genug Puste zum ausgiebigen Feiern bereit. Und zumindest Frontmann Alex Trimble sorgt mit seinem türkisen Anzug, dem dekadenten Weinglas in der Hand und recht exzentrischen Bewegungen für das kleine Stück Entertainment. Was hier am Ende eben bleibt – und das wohl auch noch die nächsten zehn Jahre – sind eben die unmissverständlichen Hits. Und alleine für die sind ja auch vermutlich die meisten angereist.

Und so hört sich das an:

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Beitragsbild von Julia.

 

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