Typhoon – Offerings

Schon lange wird Rockmusik und allen damit assoziierten Genre der kreative Tod hinterhergesagt. Im kommerziellen Sinne mag es vielleicht stimmen, dass diese Genre momentan von Hip-Hop eingeholt werden. Dennoch gibt es immer wieder Alben, die einem Hoffnung geben, dass die Kreativität auch noch mit Gitarre, Bass und Schlagzeug umgesetzt werden kann. Die elfköpfige Indie-Band Typhoon versuchen eben dies mit ihrem fünften Album „Offerings“ – und das sprudelt nur so über vor interessanten Ideen!

Ein Blick auf die Tracklist verrät schon, dass es sich hierbei womöglich um ein Konzeptalbum handeln könnte, schließlich heißt der Opener „Wake“, der Closer dafür „Sleep“. Inhaltlich beschäftigt sich dieses Album mit einer Person, die langsam aber sicher ihr Gedächtnis verliert. Von der der Ignoranz über die Akzeptanz bis zum dramatischen Ende wird der Weg dieser Erkenntnis beschrieben. Wie unglaublich atmosphärisch diese Geschichte schon auf der reinen musikalischen Ebene funktioniert ist dabei wirklich bemerkenswert. Der Opener startet so als ruhiger Indie-Track, den man wirklich zu einem sanften Start in den Tag nutzen könnte. Im nächsten Song „Rorschach“ fühlt man sich unweigerlich selbst in die Lage von Gedächtnislücken versetzt, wenn elektronische Störgeräusche den Gesang unterbrechen. Weiterhin erscheinen die Bilder, die für einen Rorschachtest verwendet werden, die visuelle Darstellung eben dieses Liedes zu sein.

Gerne werden auch den Instrumenten viel Platz gelassen, ob nun Streicher, Gitarre, Bläser oder einfach alles gemeinsam im Raum steht. Häufig kommt gerade in diesen lauteren, stürmischeren Passagen auch kurzzeitig mal die Sonne raus, der Großteil des Albums ist, wohl dem Thema geschuldet, ziemlich melancholisch und ruhig. Vor allem weil die meisten Lieder zusätzlich noch sehr lang (bis zu 8 Minuten sind), wirken die beiden relativ gut gelaunten und eingängigen Songs „Darker“ und „Remember“ wie die kleinen Hits des Albums. Nach acht Songs auf ein Mal diese Frauenstimme bei „Coverings“, die dem ganzen Album eine ganz neue Farbe verleiht. Auch bei „Bergeron“ wird sie noch ein Mal zum Einsatz gebracht und lässt den Song sehr zerbrechlich enden. Und dann kommt „Ariadne“, der nochmal voller Verzweiflung steckt und dabei auch mal lauter wird, es wirkt beinahe wie das letzte Aufbäumen der Erzählstimme – all diese kleinen Spielereien bewirken hier eine Menge für die hervorgerufenen Gefühle, da sie wohl dosiert eingesetzt werden.

Schließlich gelangt man nach 13 Liedern beim letzten Track „Sleep“ und bekommt, wie erwartet, eine ruhige Indie-Nummer serviert. Bis dann auf einmal nach knapp acht Minuten Spielzeit, von denen knapp 3 ausschließlich Stille waren, ein zweiter „Song im Song“ losgeht. Dieser klingt positiv, wie ein erneutes Erwachen. Möglicherweise könnte das als gutes Ende gewertet werden. Nach dieser Achterbahn der Gefühle kann man Typhoon nur zu diesem tollen Konzeptalbum beglückwünschen. Sehr spannend könnte die Live-Präsentation werden, wenn die elf Musiker*innen dieses Album im kommenden Monat gemeinsam in Deutschland präsentieren. Das sollte man sich wohl nicht entgehen lassen!

„Offerings“ erschien am 12.01.2018 über Roll Call / House Arrest und kann hier* bestellt werden.

Und so hört sich das an:

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https://www.youtube.com/watch?v=mm5LVuZq4kc

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Typhoon live 2018:

  • 10.03.2018 Knust Hamburg
  • 14.03.2018 Musik & Frieden Berlin
  • 20.03.2018 Artheater Köln

Coverrechte liegen bei Roll Call Records / Alive.

 

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