In schwierigen Zeiten erfordert es mutige Menschen, die sich trauen, die Themen anzusprechen, vor denen andere sich drücken. In diesem Sinne kann man schon mal seinen Hut ziehen vor Kettcar, einer der größten deutschsprachigen Indie-Bands. Ihr letztes Album “Zwischen den Runden” liegt immerhin schon ganze fünf Jahre zurück. Inzwischen kümmerte sich Sänger Marcus Wiebusch um seine Solo-Karriere – und auch die lief ziemlich gut. Genau jetzt aber, in Zeiten von AfD, Trump und vielen anderen Krisen meldet sich Kettcar zurück.
Schon die Vorab-Single “Sommer ’89 (Er schnitt Löcher in den Zaun)” ließ die Vorfreude auf das neue Album ins Unermessliche steigen. Hier wird im Sprechgesang die Geschichte eines Aktivisten erzählt, der einer Familie über die Grenze half. Auf Grund des Titels kann erstmal von der Flucht aus der DDR in den Westen ausgegangen werden, doch diese Geschichte lässt sich auch sicherlich auf die aktuelle Flüchtlingslage beziehen. Derart relevante Themen werden im gesamten Verlauf des Albums auf sehr abwechlungsreiche Art behandelt. Als Leitmotiv fungiert eindeutig der Albumtitel, will heißen die grundlegende Kombination von Individuum und Gemeinschaft. So wird in “Wagenburg” die Pegida-Bewegung betrachtet, in so ausdrucksstarken Zeilen wie “Ein Ich ist immer Einzelkrieger, Ein Wir schreit laut ‘Ich bin das Volk!'”. Gleichzeitig sehen sich die Musiker aber auch selbst als Teil einer Gemeinschaft. In “Ankunftshalle”, wo ein Gemeinschaftsgefühl in den Ankunftshallen von Flughäfen beschrieben wird, ist diese noch positiv konnotiert, aber auch negative Seiten der eigenen Zugehörigkeit werden thematisiert, wenn man sich als “Teil des Problems” oder “Teil des Generationgelabers” (“Das Gegenteil der Angst”) bezeichnet.
Lyrisch besonders eindrucksvoll wird hier in “Mannschaftsaufstellung” über den bürgerlichen Rassismus und Patriotismus berichtet. Schon in der Solo-Single “Der Tag wird kommen ” hatte sich Wiebusch mit Fußball auseinandergesetzt – dort noch mit dem Problem der Homophobie. Im aktuellen Song wird die Aufstellung nun als Metapher für die unterschiedlichen Arten von Diskriminierung verwendet. Natürlich besteht ein Album aber nebst der Texte auch aus Musik – und auch die hat es in sich! Neben dem bereits erwähnten Sprechgesang werden Songs auch mal mit melancholischen Chören ausgestattet, wie in “Trostbrücke Süd”. Generell gehen die meisten Songs direkt ins Ohr, eine gesunde Mischung aus ruhigeren Songs und schnelleren Nummern wird geboten. Schon nach dem ersten Hören wird klar: hier handelt es sich wohl um eins der wichtigsten deutschsprachigen Alben des Jahres 2017! Solche eindeutigen Positionierungen sind stets beeindruckend, bei einer derartigen Qualität kann man da gar nicht genug von bekommen. Wir freuen uns schon auf die kommende Tour!
Hier kannst du dir das Album “Ich vs. Wir” von Kettcar kaufen!
Und so hört sich das an:
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Kettcar live 2018:
- 18.01.2018 Garage Saarbrücken
- 19.01.2018 Tonhalle München
- 24.01.2018 E-Werk Erlangen
- 25.01.2018 Theaterhaus Stuttgart
- 26.01.2018 FZW Dortmund (ausverkauft)
- 27.01.2018 Schlachthof Bremen
- 28.01.2018 Max Kiel
- 30.01.2018 Altes Theater Magdeburg
- 31.01.2018 Schlachthof Dresden
- 01.01.2018 Haus Auensee Leipzig
- 02.02.2018 Schlachthof Wiesbaden
- 03.02.2018 Palladium Köln
- 06.02.2018 Große Freiheit 36 Hamburg (ausverkauft)
- 07.02.2018 Große Freiheit 36 Hamburg (ausverkauft)
- 08.02.2018 Capitol Hannover
- 09.02.2018 Ringlokschuppen Bielefeld
- 10.02.2018 Columbiahalle Berlin
- 23.03.2018 Weststadthalle Essen
- 24.03.2018 Schlachthof Bremen
Coverrechte liegen bei Grand Hotel van Cleef.
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