Incubus, Lanxess Arena Köln, 30.04.2025

Incubus Lanxess Arena Köln

Lange musste sich Europa gedulden – Ende April war es nun endlich soweit: Nach diversen Konzerten in den Vereinigten Staaten brachten Incubus ihre Tour mit dem Versprechen „Morning View in its Entirety and the Hits“ nach Europa. Zwar standen mit London und Köln lediglich zwei Konzerte auf dem Kontinent an, dafür waren aber recht große Locations gewählt worden. In Köln ging es in die Lanxess Arena, die zwar mit abgehangenem Oberrang, aber ansonsten ausverkauft war. Das freut mich für die Band und alle Fans, die so die Möglichkeit hatten in den Genuss zu kommen Incubus live zu sehen, aber es hat der Atmosphäre nicht wirklich gut getan. Dazu später mehr.

„Morning View“ – das ist das inzwischen 24 Jahre alte vierte Album der US-amerikanischen Alternative Rockband. Für Incubus ist es ein außerordentlich wichtiges Werk, ist es doch das zweite der Band, dass großen Erfolg einbrachte. Nach dem Vorgänger „Make Yourself“, der u.a. mit „Drive“ weltbekannt wurde, bewiesen Incubus so, dass sie durchaus gedenken, eine größere Rolle zu spielen im Rockmusik-Kosmos. Dass Incubus 24 Jahre später genau dieses Album auswählten, um damit zu touren, erklärt sich so: Ursprünglich waren erste Shows zu „Morning View“ bereits 2021, also zum 20jährigen Jubiläum der Platte angedacht, aber dann kam die Pandemie dazwischen. Darauf verzichten dieses Album in Gänze noch einmal live zu spielen, wollte die Band aber nicht – immerhin wurde es in 2024 auch noch einmal neu eingespielt und veröffentlicht.

Ich bin zu jung, um mich an den damaligen Erfolg von „Morning View“ zu erinnern. Ich gebe hier auch offen zu, dass Incubus für mich nie eine „Alben-Band“ waren, in dem Sinne, dass ich ein favorisiertes Werk auswählen könnte. Vielmehr landeten immer mal wieder einzelne Songs verschiedenster Alben in meiner Heavy Rotation. Aber das Leben ist kein Wünsch-dir-was und wenn man nach vielen Jahren überhaupt noch einmal die Chance hat Incubus live zu sehen, geht man natürlich hin.

Der Abend startete dann auch direkt mit „Morning View“ das ja auch wirklich einen sehr gelungenen Start bietet: Mit „Nice To Know You“ und „Wish You Were Here“ befinden sich gleich zwei absolute Hits von Incubus direkt unter den ersten drei Songs der Platte. Der Einstieg war spaßig, das Publikum freute sich auf diese Show – wären da nicht nur zwei Kreisch-Mädels in direkter Nähe meines Platzes gewesen. Ohne das jetzt hier zu sehr zu vertiefen: Mitsingen ja, mitschreien von mir aus auch gerne mal – aber bitte doch nicht durchgehend mehrere Songs lang, so dass das direkte Umfeld statt Brandon Boyd plus Band nur Gekreische hört. Glücklicherweise war dieser Zustand nicht von langer Dauer.

Trotzdem wollte nach dem guten Einstieg in „Morning View“ nicht so recht Stimmung aufkommen. An der Band an sich lag es nicht: Zwar turnte die Band nicht, wie manch andere musikalischen Zeitgenossen wild über die Bühne oder fielen mit sonderlich viel Publikumsinteraktion auf. Musikalisch war das allerdings astrein, was hier geboten wurde: Der Gesang von Brandon Boyd wird immer besonders bleiben, schafft er es doch so viele Emotionen und Energie zu transportieren. Da ich selbst früher Schlagzeug gespielt habe, begeisterte mich, dass Schlagzeugspiel von Drummer Jose Pasillas. Auffällig war auch die deutlich jüngere Bassistin Nicole Row, die erst 2024 als festes Bandmitglied aufgenommen wurde. Aber so gut es musikalisch auch war, der Funke aufs Publikum wollte nicht so richtig überspringen. Lag es an „Morning View“, einem Album, das vielleicht doch den einen oder anderen mittelmäßigen Song enthält? Möglich. Mit „11am“, „Have You Ever“ oder „Under My Umbrella“ sind zwar auch einige richtig gute Songs darauf, aber es sind auch solche Songs enthalten, die ich live nie vermisst hätte. Eine richtige Spannungskurve konnte sich deshalb nicht aufbauen, stattdessen wurde diese immer wieder durchbrochen. Da denkt sich der geneigte Incubus-Hörer natürlich live: „Hier hätte ich jetzt auch einen anderen guten Song hören können.“ Etwas aufgelockert wurde die Präsentation des Albums in ganzer Länge durch zwischenzeitliche Cover-Ausflüge zu „In The Air Tonight“ von Phil Collins oder „Umbrella“ von Rihanna – letzteres natürlich als Intro für „Under my Umbrella“.

Aber „Morning View“ an sich war nicht das eigentliche Problem. Eher störte an diesem Abend die sehr große Lanxess Arena. Ich mag die Halle grundsätzlich gerne, aber für diesen Abend und diese Band passte es einfach nicht. Aus der Location machten Incubus nämlich nicht besonders viel. Klar, es gab eine Lichtshow, es gab große Leinwände. Aber was fehlte (und nur fehlen konnte) bei solch einer Riesenhalle, war die intime, emotionale Atmosphäre. Das Publikum hielt sich ingesamt ziemlich zurück, es war an diesem Abend mehr ruhiger Zuhörer als wirklich mitzugehen. Man könnte sagen, dass der Funke nicht so richtig übersprang.

Wirklich lauter, wirklich energischer wurde es erst nach der vollen Albumpräsentation von „Morning View“. Incubus legten noch fünf absolute Hits nach und auf einmal war dann durchaus Begeisterung spürbar. Die Halle sang bei “Anna Molly” oder „Pardon Me“ lautstark mitsang mit und genoss zum Abschluss mit „Drive“ den größten Incubus-Hit. Nun war aus einer kleinen Flamme endlich ein loderndes Feuer geworden. Nach 100 Minuten beendeten Incubus ihr Set, bedankten sich artig bei Fans und verließen die Bühne.

An diesem Abend hat das Zusammenspiel aus Band und gewählter Location meiner Meinung nach nicht wirklich gut funktioniert. Gleichzeitig ist es Incubus natürlich zu gönnen, dass sie die Halle abseits der abgehängten Oberränge vollmachen und auch für die Fans ist es super, dass so viele dabei sein konnten. Für mich bleibt diese Show aber am Ende leider hinter meinen Erwartungen zurück. An der musikalischen Leistung von Incubus lag es aber nicht – die Band spielte an diesem Abend richtig gut. Umso mehr freue ich mich, dass mit “Something In The Water” kürzlich ein neues Album angekündigt wurde, dass das neunte Studioalbum von Incubus darstellt und noch in diesem Jahr erscheinen soll. Wir dürfen gespannt sein, ob Incubus dann mit neuem Album direkt wieder unterwegs sein werden in Europa. Vielleicht dieses Mal in mehr Städten und kleineren Locations? Hoffen kann man ja.

Und so hört sich das an:

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