Tara Nome Doyle – Ekko

Nach zwei extravaganten Konzeptalben geht Tara Nome Doyle in die Offensive und veröffentlicht mit “Ekko” ein Werk, das ungebunden und dabei gigantisch wirkt. Voller Anmut, voller Kraft, voller Reflexion des Selbst und des Umfelds schwebt Doyle inmitten von Folk-Arrangements über den Dingen. Ein Must-Hear der ersten Jahreshälfte.

Worte wie ein Epos

Ein Echo kann Worte wiederholen. Sicher sind die Konzepte aus Selbstermächtigung, Reflexion und Gesellschaft, die die Lyrics dieses Albums prägen, nicht vollkommen neu. Und doch: Doyle greift mit Sanftmut nach ihnen und bettet sie in lyrische Meisterwerke. Dabei entstehen Zeilen, die in Booktok viral gehen würden, etwa “You learned to Cut yourself up to Bite sized portions, everybody loves a thornless rose” (“Lighthouse”) oder aber gigantisch anmutende Zeilen wie “This is all that we are / Nothing More Nothing Less”.

In jeglicher Hinsicht sticht “Anthill” aus diesem ohnehin beeindruckenden Album heraus, indem es das Storytelling metaphorisch in ein Ameisenvolk hereinbeamt und dabei Empowerment für Marginalisierte feiert. Der Song schwillt zu den von Chören getragenen Zeilen “The Queen is Dead, long live the Colonies” in die Höhe und wird damit zum Manifest für Widerstand. Neben den Zeilen ist aber auch die Performance einzigartig.

Sounds wie eine Kakophonie

“Ekko” ist in seinem Souddesign ganz außergewöhnlich. Doyle widmet diesem Album den Auftritt, den es verdient und setzt mit dem Opener und Titeltrack auf sanfte Klaviermeldoein, die sich Hand in Hand mit noch sanfteren Chören in schwindelerregende Höhen treiben. Das nimmt sakrale Gestalten an, wirkt übermenschlich groß. Diese Chöre kennt Doyle vom Acapella-Projekt BODIES, in dem sie mit anderen Musikerinnen aus vielen Stimmen eine macht. Und das auf absolutem Weltklasse-Niveau (wir berichteten).

Geprägt von diesen Erfahrungen zieht auch “Ekko” keine Trennlinie zwischen Instrumenten und Gesang. Sie verschmelzen miteinander, verwickeln sich umeinander (“Lighthouse”), brechen ab und schwellen an (“Heaven in Disguise”), beben in den tiefsten und höchsten Segmenten (“Bad Days”). Im Handwerk mag das klassischer Folk sein: Mal nehmen die Streicher-Arrangements Überhand, mal nimmt das Klavier den Taktstab, in “Narcissus” verzichtet Doyle auf Worte und malt mit Melodien Geschichten. Doch in seiner Dichte und Ausformuliertheit entsteht etwas völlig Eigenes.

Wer sich nach Indie-Sounds sehnt, die andere Wege gehen als das TikTok 1×1 und mit glasklarer Produktion begeistern, ohne dabei auf inhaltliche Tiefe zu verzichten – dieses Album gehört zu den Highlights der ersten Jahreshälfte.

Und so hört sich das an:

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Tara Nome Doyle live 2025

  • 06.05. Werkstatthaus Stuttgart
  • 07.05. Milla München
  • 09.05. Pong Düsseldorf
  • 11.05. Pop Bar Haldern
  • 21.05. Jaki Köln
  • 22.05. Feinkost Lampe Hannover
  • 24.05. Berghain Kantine Berlin
  • 27.05. Trafo Jena
  • 28.05. Nachtasyl Hamburg
  • 31.05. Maifeld Derby

Rechte am Albumcover liegen bei Tara Nome Doyle.

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