Olli Banjo – Großstadtdschungel

Die deutsche Rap-Szene hat eines ihrer Urgesteine wieder: Oliver Olusegun Otubanjo, besser bekannt als Olli Banjo, kehrt mit seinem neuen Album „Großstadtdschungel“ zu seinen Wurzeln im Hip Hop zurück und gibt uns das Gefühl, nie weg gewesen zu sein. Nach zahlreichen Experimenten, wie der Veröffentlichung eines Rock-Albums unter dem Künstlernamen „Wunderkynd“, begibt er sich wieder auf ihm bekanntes Terrain und sorgt mit 16 starken und zeitgemäßen Songs auf der neuen Platte für Aufsehen.

Den Anfang macht hier gleich die Nummer „Großstadtdschungel“, Titeltrack und gleichzeitig erste Singleauskopplung des Albums, in der es um das bereits von vielen deutschen Rappern und Sängern thematisierte Leben in der Großstadt mit all seinen Facetten geht. Dieses wird mit zahlreichen Metaphern aus den verschiedensten Lebensbereichen gekonnt umrissen, jedoch ohne klischeehaft oder gar abgedroschen zu wirken. Hinzu kommen treibende Beats sowie Background-Vocals, die dem Track das richtige Flair verpassen: Ein extrem gelungener Einstieg in die Platte, der gleich neugierig macht, was da noch so kommt.

Und da kommt tatsächlich noch so einiges: Thematisch holt Banjo auf dem neuen Album zum Rundumschlag aktueller Probleme, wie der Flüchtlingskrise, Rassismus, Terror, Populismus und Rechtsruck in der westlichen Welt, aus – und das gelingt ihm verdammt gut. Während er in Songs wie „Skinhead“ oder „Wir sind das Volk“ noch auf eloquente Weise gegen Gruppen wie Rassisten oder besorgte Bürger austeilt, richtet sich „Rosa Panzer“ eher an die Allgemeinheit und regt durch intelligente Texte und Vergleiche zum Nachdenken an, ohne jedoch belehrend wirken zu wollen. Doch nicht nur diese Themen werden angesprochen: Auch nostalgische, traurige, persönliche, motivierende oder heitere Tracks hat die neue Platte zu bieten, so dass wirklich für jede Stimmung und für jeden Geschmack etwas dabei ist.

Vielseitig sind aber nicht nur die Themen und Texte des Albums, sondern auch musikalisch scheut sich Olli Banjo nicht davor zu experimentieren – auch wenn  sich das nicht immer positiv auswirkt. Sind die ersten Songs noch von starken Beats und vielen Bässen geprägt, verliert sich dieses Muster in der zweiten Hälfte der Tracklist leicht, variiert in den Melodien und wirkt sogar hier und da in den Hooks eher poppig. Vor allem die Nummer „Verdammt lang her“, auf der auch Prinz Pi als Feature zu hören ist, fährt vielleicht etwas zu sehr auf der Pop-Schiene, was durch „Oh-Oh“-Chöre im Refrain nochmals unterstrichen wird. Die Anspielung auf den Schlager „Verdammt lang her“ der Band „BAP“ macht das Ganze nicht besser und vermittelt so eher den Anschein einer 08/15 Pop-Hommage als den eines Rapsongs.

Nichtsdestotrotz hat das Album insgesamt rap-technisch so einiges zu bieten: Gute Reime, intelligente und auf den Punkt gebrachte Texte, die mit Anspielungen gespickt sind, sowie schnelle Flows, bei denen man selbst beim dritten und vierten Mal hören noch neue Lines entdeckt, die man zuvor überhört hatte. Und auch die zahlreichen Feature-Gäste, die auf „Großstadtdschungel“ zu hören sind, können sich sehen lassen: Mit Sammy Deluxe, Prinz Pi, PA Sports, Mica Dulce, Mic Donet, Ali As und K.C. Rebel sind unter anderem einige Schwergewichte der Deutschrap-Szene vertreten, die einige wirklich gute Parts, Hooks und Punchlines zum Gesamtwerk beitragen.

Man kann über Olli Banjo, seinen Rap und seine sonstigen Projekte im Musikbusiness also denken was man will, aber eines muss man ihm und seinem neuen Album „Großstadtdschungel“ lassen: Genau so etwas hat die deutsche Rapszene mal wieder gebraucht. Ein solides und zeitgemäßes Album, das sowohl textlich, thematisch und technisch, als auch musikalisch überzeugen kann – was will man mehr?

Und so hört sich das an:

Facebook / Twitter / Instagram

Die Rechte für das Albumcover liegen bei Delta Music.

* Affiliate-Link: Du unterstützt minutenmusik über deinen Einkauf. Der Artikel wird für dich dadurch nicht teurer.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert