Interview mit Beste Freundinnen!

Wir alle lieben Musik. Aber manchmal möchte man vielleicht doch auch etwas anderes auf den Ohren haben. In der immer größer werdenden Podcastwelt ist mir dabei ein Format besonders ans Herz gewachsen: „Beste Freundinnen“ vom digitalen Magazin Mit Vergnügen. Wer dabei an zwei kichernde, tratschende Mädels denkt, liegt allerdings falsch. Alle zwei Wochen reden hier die beiden Freunde Max und Jakob über das, was sie bewegt: Liebe, Sex, Freundschaft, Familie. Ob berührend, ernst oder witzig, sie sind dabei immer schonungslos ehrlich. Nach gut 2,5 Jahren Podcast-Dasein erscheint nun am 25. August ihr Buch „Beste Freundinnen“ bei Bastei Lübbe, mit dem sie auch auf Lesereise gehen. Bestätigt sind bereits der 25.08. in Berlin, der 27.08. in Hamburg und der 04.09. in Frankfurt, jeweils in den 25hours-Hotels. Das Besondere daran: Ihre Identität bleibt auch weiterhin geheim. Wir haben den beiden ein paar Fragen gestellt.

minutenmusik: Wer euren Podcast regelmäßig hört, hat schnell das Gefühl, euch zu kennen. Für alle, bei denen das noch nicht so ist: Beschreibt bitte den anderen mit drei Worten.

Jakob über Max: Faul, tiefgründig, Pessimist.

Max über Jakob: 200%, Zuverlässig, übersentimental

minutenmusik: Andere reden in ihren Podcasts über Musik, Serien oder sonstige Hobbys. Ihr gebt hingegen sehr private Geschichten preis und redet viel über eure Gefühle. Warum habt ihr euch für solche Themen entschieden?

Jakob: Max und ich saßen irgendwann zusammen und uns ist aufgefallen, dass wir in unserer Freundschaft die einzigen beiden sind, die so offen miteinander die innere Welt teilen können und auch tun. Für uns ist das hilfreich und besonders. Es ist etwas, woran wir andere Leute teilhaben lassen wollen. Wie etwas, das man kocht und mit anderen Menschen teilt, ohne dass es dadurch weniger wird.

Max: Und warum wir so sind, wie wir sind, ist sicherlich eine Prägung aus dem Elternhaus. In einer Familie wird viel und offen über Gefühle gesprochen und in anderen eben eher über den neuen Flatscreen. Das ist nicht besser oder schlechter. Das formt aber spätere Bedürfnisse. Wenn wir uns wohl und heimisch fühlen wollen, müssen wir ab und zu über Gefühle sprechen, und dafür haben wir ja einen guten Kanal gefunden.

minutenmusik: Woher nehmt ihr die Themen für die jeweiligen Folgen? Habt ihr manchmal Probleme, euch zu einigen?

Max: Meist sind es aktuelle Themen aus unserem Leben. Alles was passiert, thematisieren wir auch im Podcast. Das fühlt sich manchmal an, wie die „Truman Show“ zum Hören. Es ist noch immer ein absurder Gedanke, dass so viele Menschen über das eigene Leben Bescheid wissen. Probleme uns zu einigen haben wir nur dann, wenn Jakob zwanghaft versucht, mir sehr unangenehme Geschichten zu entlocken.

Jakob: Ja, Max meint, wir werden uns irgendwann verbrennen und auf die Schnauze fliegen mit unserer Offenheit. Ich denke mir immer: Was haben wir zu verlieren? Jeder denkt über Dinge nach. Der eine meint, alles mit sich ausmachen und nach außen eine perfekte Fassade aufbauen zu müssen, und der andere ist bereit, Menschen mit in die eigene Gedanken- und Gefühlswelt einzuladen. Letzteres ist für mich auch immer wieder eine Mutprobe, und am Ende merke ich, dass mir nichts passieren kann. Selbst wenn manche Menschen danach eine schlechte Meinung von mir haben. Diese basiert dann wenigstens auf dem, was ich bin und nicht auf dem, was ich versuche zu sein.

minutenmusik: Eure Ansichten haben sich im Laufe der Zeit zum Teil stark verändert, z. B. Jakobs Einstellung zum Thema „Beziehungen“. Hört ihr euch manchmal alte Folgen an und wundert, ärgert oder amüsiert euch über eure eigenen Aussagen?

Jakob: Ich habe Max mal gefragt, ob er seiner Tochter empfehlen würde, einen Typen wie mich zu daten. Seine erste Bauchentscheidung war nein. Und das beschreibt eigentlich ganz gut, wie ich auf alte Folgen und meine Aussagen zu diesem Zeitpunkt zurückblicke. Ich denke, es ist alles richtig zu dem jeweiligen Zeitpunkt. Man trifft eh immer die besten Entscheidungen, die einem zu diesem Zeitpunkt mit dem zur Verfügung stehenden Wissen möglich sind. Ich war einfach ein bisschen isolierter und konnte mich und andere Menschen nicht so gut sehen. Manche Aussagen resultieren genau aus dieser Perspektive, aber peinlich ist es mir nicht.

Max: Männer reden halt zu zweit anders, als sie das machen würden, wenn Frauen oder andere Menschen das Gespräch bewerten würden. Das ist normal und mir auch nicht unangenehm. Genauso wenig wie die Tatsache, dass alle Menschen einen Entwicklungsprozess durchmachen, und das erlebe ich, wenn ich mir einen Podcast von vor zwei Jahren anhöre. Über manche Sachen schüttle ich den Kopf, andere Aussagen amüsieren mich einfach nur.

minutenmusik: Habt ihr Angst, dass eure Identität doch irgendwann auffliegt, z. B. indem Menschen aus eurem Umfeld zufällig den Podcast hören, eure Stimmen erkennen usw.?

Max: Bei Jakob ist das ja schon öfter mal passiert. Er wurde auch schon einige Male im Club angesprochen, ob er nicht Jakob sei. Wie die Leute darauf gekommen sind, weiß wahrscheinlich nur Columbo. Ich lebe weiterhin in meiner Blase der Anonymität, wobei man auch sagen muss, dass ich beruflich null Überschneidungspunkte zu dem habe, was im Podcast passiert. Angst habe ich nicht davor, es würde allerdings gehörig etwas am Podcast verändern.

Jakob: Das ist auch meine größte Sorge. In dem Moment, wo es anonym ist, fühlt es sich nach wie vor an wie ein Gespräch unter vier Augen. Vielleicht sind wir irgendwann soweit und lassen die Hüllen auch auf der Ebene fallen, aber warum eigentlich. Alles ist ja schön, wie es im Moment ist.

minutenmusik: Im August erscheint euer Buch. Worauf dürfen wir uns da freuen?

Jakob: Im Podcast haben wir nicht immer die Zeit, alle Hörerfragen und Themen zu beantworten. Dem widmen wir uns im Buch in aller Ausführlichkeit, und natürlich reflektieren wir Dinge intensiver, wenn wir sie aufschreiben.

Max: Außerdem widmen wir uns eigenen Themen nochmal ausführlicher. Unsere meistgehörte Folge „Traumfrau“ bekommt zum Beispiel eine schriftliche Fortsetzung. Auch die Anleitung, wie man aus der Kumpelecke entkommt, wird neu aufgegriffen. Ich denke, gerade die schriftlichen Sachen helfen einem, sich besser über einige Eigenschaften klar zu werden. In anderen Abschnitten ist das Buch auch einfach nur lustig und gute Unterhaltung. Was im Leben ja auch wichtig ist. Irgendwann raucht sonst der Kopf vor zu viel Selbstreflexion.

minutenmusik: Und was erwartet uns bei eurer Lesereise? Welche Erwartungen habt ihr selbst an die Tour?

Max: Das wird auf jeden Fall besonders für beide Seiten. Für uns ist es das erste Mal zusammen live vor dem Mikrofon. Hoffentlich sage ich nicht Jakobs richtigen Namen. Das passiert manchmal sogar, wenn wir den Podcast aufzeichnen, aber da gibt es ja immer noch ein Zurück.

Jakob: Die Tour hat drei wichtige Elemente. Zum einen lesen wir natürlich ausgewählte Kapitel aus dem aktuellen Buch und kommentieren diese. Wir werden über den Podcast und die Buchentstehung sprechen, wie wir es im Podcast noch nicht gemacht haben und wir werden aktuelle Themen der Zuschauer auf der Tour besprechen. Das heißt: Am Anfang wird ein Hut rumgegeben und jeder kann sein aktuelles Thema dort auf einem Zettel beschrieben reinschmeißen. Wir werden dieses dann auf der Bühne anonym besprechen. Derjenige, von dem das Thema ist, weiß, dass es sein Thema ist, und für die anderen ist es natürlich auch spannend. Rückfragen und Dialog mit dem Publikum werden sich sicherlich daraus ergeben. Wir freuen uns auf jeden Fall schon krass darauf.

minutenmusik: Da wir eigentlich ein Musikblog sind, zu guter Letzt eine Musikfrage: Was läuft bei euch zurzeit in Endlosschleife?

Jakob:
Viel von Moderat
He got game – Public Enemy
Authitenzität – Fatoni & Dexter
Mmm Mmm Mmm Mmm – Crash Test Dummies (ich hänge im Moment musiktechnisch in den 90ern fest)

Max: Eigentlich hat sich mein Musikkonsum komplett zu Podcastkonsum gewandelt, aber wenn ich dann doch mal wieder auf dem Fahrrad Musik höre lande ich immer wieder bei „Glitch Mob – Drink The Sea“.

 

So hören sich „Beste Freundinnen“ an:

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