Mit Blockbuster-Filmreihen, die zu Ende gehen, ist das ja immer so eine Sache: die einen sind schrecklich geknickt, weil die Lieblingsdarsteller nicht mehr in der Rolle auftauchen werden, wofür man sie bisher so feierte – andere wiederum sehen es als Erlösung, dass es endlich vorbei ist und man nicht Jahr für Jahr erneut mit der Omnipräsenz in allen Medien belästigt wird. Dieses zweischneidige Empfinden ist auch an der äußerst erfolgreichen Trilogie „Fifty Shades Of Grey“ nicht vorbeigegangen. Während die einen betrübt den letzten Stunden in Mr. Greys Spielzimmer hinterher trauern, beklagt sich mittlerweile ein Großteil über den stets kleiner werdenden Anspruch an sich selbst. Durchweg auffällig waren jedoch die ambitionierten Songs, die diverse Szenen unterstreichen sollten und ganz nebenbei gekonnt die Charts dominierten. Leider passiert sowohl auf Film- und gleichzeitig auf Soundtrackebene das Identische: von ziemlich guter Kost bei Teil 1 über erste Abnutzungserscheinungen im 2. Ableger gelangen wir zu ernüchterndem Leerlauf in Runde 3.
Frei nach dem Motto „Höher, schneller, weiter“ stockte der Soundtrack kontinuierlich auf: Erst 16, dann 17, nun 22 (!) Songs. Das ist erstmal eine beachtenswerte Menge. 73 Minuten Musik können sich sehen lassen. Da jedoch alle Stücke für den Film aufgenommen wurden, ist es nicht groß verwunderlich, dass bei so einer Quantität die Qualität gern mal leidet. 22 große Stücke am laufenden Band wäre eher unrealistisch – welcher Soundtrack bietet das schon? Und da liegt auch das Hauptproblem: schmeißen wir die Hälfte der Platte runter, bleiben ein paar nette Songs. Ein paar. Nette. Nicht mehr.
Zum Vergleich: Beyoncé. Ellie Goulding. Die Stones. Frank Sinatra. Sia. Annie Lennox. The Weeknd. Liest sich gut? Dann greift noch mal zu Soundtrack 1. Die anderen großen Namen sind nun allerdings One Direction-Member Liam Payne, Rita Ora (darf immerhin seit drei Jahren eine Nebenrolle im Film spielen), Bloodpop oder Dua Lipa. Das eher erwachsene Thema des Films scheint sich plötzlich musikalisch an einem sehr jungen Publikum zu orientieren. Wirklich länger etablierte Künstler fehlen nahezu völlig. Und so klingt das halt auch: das ist netter Chartspop. Besonders die erste Hälfte plätschert ohne viel Beachtung an einem vorbei. Selbst beim Titelsong fehlt der nötige Esprit. „For You“ von Liam Payne & Rita Ora ist eine ganz coole Nummer mit pumpenden Dancebeat und steuert voll auf Disco – das reicht aber nicht mal zu 50% an die wirklich geilen Tracks „Love Me Like You Do“ und „I Don’t Wanna Live Forever“ aus den Vorgängern heran. Sia (die einzige Künstlerin, die auf jedem Soundtrack einen Song vertreten durfte) kehrt stilistisch nach dem womöglich besten Song aus der gesamten Filmreihe, „Helium“, in die Richtung zurück, die sie mit „Salted Wound“ auf dem ersten Album präsentierte. Sie bietet mit dem neuen „Deer In Headlights“ das dritte Mal solide ab und sorgt für eine sehr steril-kühle Atmosphäre. Dem entgegen stellt aber die Coverversion zu „I Got You (I Feel Good)“ von Jessie J nur überproduzierte Kost dar. Das soll sexy sein, ist aber irgendwie zu mechanisch. Da können sich die Bläser noch so einen rausschrauben und Jessie J noch so gute Stimmakrobatik auffahren – das genügt einfach nicht. Auch hier wünscht man sich Coverversionen einer Annie Lennox oder das gnadenlos gute „Crazy in Love 2014“ von Beyoncé zurück. An den Beyoncé-Überhit wird man zwangsläufig sogar noch mal bei Track 7, „Never Tear Us Apart“ erinnert, welches ein Pianooutro bereithält, das fast 1:1 das Pianointro der „Crazy In Love“-Version kopiert. Wirklich traurig, dass der Remix vom Ellie Goulding-Klassiker „Love Me Like You Do“ zwar wenig neue Facetten bietet, aber dennoch eins der Highlights auf dem Album darstellt. Ein guter Song bleibt eben gut. Zum Ende hin gibt’s aber doch noch einige Anspieltipps, wie die beiden Score-Titel von Danny Elfman, die trotz ihrer kurzen Lauflänge viel Fantasie übriglassen und inspirieren. Jamie Dornan greift im finalen Streifen zum ersten Mal selbst zum Mikrofon und verleiht dem knapp 80 Sekunden kurzen Klavierstück „Maybe I’m Amazed“ einen angenehmen Touch. Zuletzt darf noch in „Diddy Bop“ von Jacob Banks & Louis The Child hineingehört werden, das sehr jazzig klingt und gut ins Ohr geht.
Schade! Dabei hat das Fifty-Ding doch mal so gut angefangen! Guter erster Film, stimmiger Soundtrack, noch viel besseres Klassikalbum. Leider hatte man schnell das Gefühl, dass sich auf den Lorbeeren und dem eh schon erfolgreichen Namen der Reihe ausgeruht wird. Wird schon von genug Leuten gekauft. Stimmt, aber etwas mehr Substanz und weniger Mainstream-Lala hätte dem Soundtrack gut getan.
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