Jonathan Davis – Black Labyrinth

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Alle Jubeljahre gerät Musik des Undergrounds in den Fokus der mainstreamigen Pophörer. Manchmal erwecken einige Bands trotz eher eigenwilligen Sound so viel Aufmerksamkeit, dass sie Millionen Platten verkaufen und plötzlich ihr Stil salonfähig wird und in Clubs läuft, obwohl das eigentlich nie geplant war. So verhielt es sich Mitte der 90er auch mit der kalifornischen Nu Metal-Band Korn, die kurz nach dem Tod von Kurt Cobain und damit auch seiner Band Nirvana neues Material für diejenigen boten, die keinen Bock auf Saubermannimage hatten. Eine ganze Generation wurde geprägt und neben Nine Inch Nails, Marilyn Manson und ähnlichen Veteranen gehören Korn zweifelsohne zu den Übergrößen der Zeit und Klassiker wie „Freak On A Leash“ untrennbar zur MTViva-Ära. Der Weg für Limp Bizkit oder Linkin Park war gesegnet und hätte ohne jene Bands gar nicht funktioniert. Nach einem Dutzend voller Longplayer ist es aber für die Köpfe von Korn längst überfällig, andere Pfade zu betreten und unnötig an alte Erfolge anknüpfen zu wollen. Sänger Jonathan Davis stimmt dem anscheinend zu und wirft nun mit 47 Jahren seine erste Soloplatte auf den Markt.

„Black Labyrinth“ ist 50 Minuten lang, 13 Songs stark und macht eigentlich genau das, was man von einem Album erwartet, auf dem der Sänger einer wirklich guten Band abgebildet ist: Man bekommt einige Tracks, die so auch Material für das nächste Korn-Album hätten sein können und man darf sich mit neuen Ideen auseinandersetzen, die anfangs nicht ganz ins Bild passen, aber sich gerade deswegen als spannend herausstellen. Dabei sollte man sich nicht von dem eher seltsamen und leicht billig wirkenden Cover ablenken lassen und besser die Musik abspielen.

Zunächst einmal fällt die Scheibe überraschend eingängig aus. Fast jeder Song bietet eine starke Hook zum Mitgehen, die sofort im Ohr bleibt und genau so ist, wie Korn es zu Höchstzeiten waren: zwar durchaus melodiös, aber dennoch voll auf die Schnauze und unangepasst! Jonathan Davis ist aber eben auch keine 22 mehr und lehnt sich deswegen größtenteils zurück – insbesondere im Tempo ist gehäuft mehr Handbremse als Turbogang. Auch das Shouting sucht man fast ausnahmslos vergebens. Der Großteil dient hingegen als Rockballade mit Klanggewitter und eher dunklem Ton („The Secret“), lauten E-Gitarren und unverkennbarer Stimme mit einem Hauch Verfremdungseffekt. Ungewöhnlich poppig kommen viele Stücke daher, die Fans der härteren Gangart eher abschrecken könnten. Macht aber nichts, dafür wird sich kreativ ausgelebt und einfach einiges probiert. Angefangen von Stadionrock mit epochalem Instrumentalpart („Basic Needs“) über old schooligen Linkin Park-Anleihen („Underneath My Skin“, „Medicate“) bis hin zu – Obacht! – orientalischen Klängen („Final Days“), die auf Atmosphäre setzen und so gar nicht auf Krawall gebürstet sind. Dabei gelingen Hits, die richtig bocken („Walk On By“, „Please Tell Me“) und natürlich auch zwei bis drei Lückenfüller ohne viel Substanz („Everyone“). Tatsächlich lässt sich aber in der guten Dreiviertelstunde genug entdecken, um die Anlage schön laut aufzudrehen. Zwischen Gothic, Industrial, E-Gitarren-Pop und internationalen Folklorespielereien sind offensichtlich keine Grenzen gesetzt.

Mit „Black Labyrinth“ braucht sich Jonathan Davis keinesfalls schämen und ergänzt stattdessen den bekannten Korn-Kosmos um einige düstere Rocksounds, die so noch nicht vorzufinden waren. Das wird zwar nicht jedem zusagen, aber die meisten werden hieran ihren Spaß finden und wohl ein Ticket für die geplanten Konzerte kaufen.

Und so hört sich das an:

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Die Rechte fürs Cover liegen bei SUMERIAN RECORDS.

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