Wenn man eine Künstlerin live sehen möchte, aber beim Konzert in der Nähe verhindert ist, muss man das eben irgendwie anders regeln. Beispielsweise mit einem Trip nach Salzburg. Unbedarft herangegangen, Termine am nächsten Morgen verdrängt und unter der Woche losgefahren, um der Show im Rockhouse beizuwohnen. Dort fand sich auch direkt eine beachtliche Schlange am Einlass ein, die im leichten Salzburger Schnürlregen geduldig wartete, um der Show beizuwohnen. Noch schnell ein kühles Getränk an der Bar geholt und ab in den Saal, wo die Mischung aus Neugierde und Vorfreude bereits spürbar war und wo es dann auch pünktlich um 20:00 Uhr losging.
Als Support betrat katyadotcom die Bühne gemeinsam mit ihrem Gitarristen und spielte ein kurzes Set mit einer Reise durch ihren Sound. Dieser gestaltete sich an diesem Abend vielseitig. Von Singer-Songwriter-Momenten mit elektronischen Einsprengseln bis hin zum tanzbaren Elektropop war da einiges dabei. „Anna“ beispielsweise agierte da eher im ruhigeren Bereich und zeigte die Künstlerin von ihrer einfühlsamen Seite. Diese war auch insgesamt im Set immer präsent, da sie sich nicht nur darauf beschränkte, ihre Stücke zu spielen, sondern auch immer mal wieder etwas dazu erzählte. Nebst den nachdenklichen Momenten wie im besagten „Anna“ oder auch „Eye of the storm“ gefielen auch die leichtfüßigeren Momente wie „Heavy blankets“. Auch ohne Geburtstag war der Abschluss mit „Birthday cake“ folglich sehr gelungen und die Show von katyadotcom ein wirklich guter Support-Auftritt, der über „Support“ eigentlich schon ein bisschen hinausging, denn das Wilhelmine-Publikum war sichtlich begeistert.
Setlist katyadotcom:
01. Grow
02. Anna
03. Heavy blankets
04. Bad news
05. Ride my bike
06. Eye of the storm
07. Birthday cake
Ein Umbau später und schon konnte es soweit sein, das Wilhelmine die Bühne betritt. Und da wären wir auch wieder bei diesem Unbedarften, das eingangs bereits erwähnt wurde. Als einer, der zwar einzelne Stücke der Künstlerin kennt, ohne mit dem kompletten Output vertraut zu sein und/oder sie schon einmal live gesehen zu haben, war ich direkt überrascht von der Energie, die da von der Bühne ausging. „Nie wieder wegrennen“, das in der Studio-Aufnahme trotz aller Lebendigkeit noch etwas Fragiles hat, zeigte es schon beim Opener: Wilhelmine wirbelt über die Bühne, animiert das Publikum und sucht stets den Kontakt. Die Botschaft ist klar: Auch, wenn die Themen nicht immer nur erbaulich sind, war der Wunsch deutlich, dass hier gemeinsam ein schöner Abend verbracht werden sollte. In einem Ambiente, von dem auch sie begeistert war, befindet sich der Saal des Rockhouse doch quasi in einem Berg.
So spielte sie sich in der Folge durch einen guten Querschnitt ihres Repertoires und erzählte dabei gerne auch Geschichten zu den gespielten Stücken. Damit untermauerte sie das, was auch schon die Performance an sich zeigte: Da steckt Herz drin, sie weiß, worüber sie da singt, sie hat es selbst erlebt. Die Grenzen von Bühne und Publikum verschwimmen da auch schon mal, vor allem im mittleren Teil des Sets, an dem sie sich auf eine „B-Stage“ begab und auf Höhe des Mischpults einige Stücke spielte. Beispielsweise „Rosalind“, mit dem Hinweis auf Rosalind Franklin, die trotz ihrer Leistungen in der Forschung nie die Anerkennung in Form von Nobelpreisen bekam, die stattdessen Männer einheimsten. Das alles tat inmitten des Publikums, nur auf einer Kiste etwas erhöht, bevor sie zu „Komm wie du bist“ langsam wieder den Weg zur Bühne antrat und oben angekommen noch „Du trägst keine Liebe in dir“ von Echt in ihrem Stück zitierte.
Auf dem Weg zum bejubelten Schluss kam es mit „Meine Liebe“ noch zum wohl größten Hit ihrer bisherigen Laufbahn (mit dem traurigen Hintergrund, dass sie einst eine Pflegefamilie verlassen musste, die mit ihrer sexuellen Orientierung nicht klarkam), mit „An die Freude“ wurde es dann einmal ordentlich laut und tanzbar, bevor es bald in den Zugabenblock ging. Dass das hier nicht ohne Zugaben zu Ende gehen konnte, sollte schließlich aus dem zuvor Gelesenen bereits ersichtlich sein. So wurde folglich auch noch weiter gefeiert, bevor „Ich gehör wieder mir“ den Abend beendete. Einen ausgiebigen und intensiven Abend, dessen Besuch sich deutlich gelohnt hat. Und auch die Aussicht, dass bei aller unbedarften Planerei die Konstellation zustande kam, dass der Wecker am nächsten Morgen gegen vier Uhr klingelt, war nach diesem Abend gar nicht mehr schlimm. Es waren Augenringe, die man gerne trug.
Setlist Wilhelmine:
01. Intro
02. Nie wieder wegrennen
03. An all diesen Tagen
04. Frei
05. Vergleiche
06. Mein Bestes
07. Schwarzer Renault
08. Keine Luft
09. Eins sein (B-Stage)
10. Rosalind (B-Stage)
11. Sie (B-Stage)
12. Komm wie du bist (B-Stage)
13. Feuervogel
14. Glanz
15. Paula
16. Meine Liebe
17. An die Freude
18. Besonders
19. Viele (Duo) (Z)
20. Solange du dich bewegst (Z)
21. Ich gehör wieder mir (Z)
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Die Rechte an den Bildern liegen bei Marius Meyer.
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