Es ist die Kategorie Applaus, die ehrliche Anerkennung ausdrückt. Ein Wummern, das nicht abnehmen möchte. Gar anschwillt. Eine nicht enden wollende Komposition aus zusammenschnellenden Handflächen und Gebrüll. Soeben hat Lola Young ihren ersten Song zu Ende gesungen. Das Getöse gebührt ihr, der 24-jährigen Indie-Durchstarterin.
Dabei beginnt die klare Ehrenfelder Konzertnacht eigentlich recht gewöhnlich. Vier junge, wortkarge Kerle aus dem Vereinigten Königreich, irgendwo zwischen Twenty One Pilots und den Arctic Monkeys, dürfen die Gemüter aufwecken. Ganz sweet sind die, revolutionäre Energien jedoch trägt all das eher nicht in sich. Bug Eyed nennt sich die Band, wie sie auf Zuruf erklärt. Erst im letzten Jahr ist ihr erster Song, kürzlich ihre Debüt-EP erschienen.
Young dann spielt ein eigensinniges Konzert. Voraus geht zunächst ihre vierköpfige Band, die wortlos nach minimal zu lange andauernder Umbaupause loslegt. Dann tritt sie selbst – Baggy-Jeans, weißes T-Shirt, Wolfcut – an den Mikrofonständer. 65 Minuten lang hängen ihr hunderte Augen- und Ohrenpaare an den Lippen. Die Klänge, die zwischen ebenjenen Lippen hervorkommen, jedenfalls stammen aus einer anderen Welt. Liegen irgendwo zwischen Gesprochenem, kunstvollem Vibrato und kräftigen Mitten. Immer wieder sorgt diese Melange für die eingangs beschriebenen, nicht abebben wollenden Begeisterungsstürme.
Auch wenn Young das leichtfüßige “Messy” selbstverständlich nicht unberührt lässt, ist all das so viel mehr als reiner Tiktok-Hype. Die Halle war schon vor dem viralen Moment ausverkauft. Entsprechend durchmischt ist auch die Crowd, in der sich mehr Ü40-Querfilmer finden als erwartet. Und: Man kennt weitaus mehr als nur den einen Hit, tanzt ausgelassen und lauscht den ruhigeren Momenten.
13 Songs zwischen Indie-Pop und -Rock gibt es schlussendlich. Ein paar mehr hätten es durchaus sein können. Immerhin sind Band und Sängerin perfekt eingespielt. Auf über eine Stunde Spielzeit kommt Young dennoch, weil sie sich zwischendrin immer mal wieder in kleinen Monologen verliert. Sie beginnt Gedanken, verliert Fäden, findet diese wieder, erzählt ihr nächstes Album sei bereits fertig, twerkt, tänzelt, ärgert sich über sich selbst, ist einfach sau cool. Etwas chaotisch mutet das an, macht sie persönlich aber nur sympathischer. Der immer wiederkehrende monumentale Applaus jedoch gebührt ganz allein ihrer musikalischen Darbietung. Denn die ist fantastisch.
Mehr zu Lola Young gibt es hier.
Und so hört sich das an:
Foto von Jonas Horn.
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