Manchmal kommt es nicht auf eine perfekte Show an. Manchmal braucht es auch, dass etwas schief geht – dann muss etwas kaputt gehen, damit etwas gutes geschaffen wird. So war das auch, als die Briten von Arcane Roots vergangenes Wochenende den Tourauftakt der „Melancholia Hymns“-Tour im Kölner Blue Shell spielen wollten. Lange hatte man im Laufe des Tages an der Lichtshow, die man die letzten Monate in aufwendiger Arbeit erschaffen hatte, gebaut, musste letzten Endes aber komplett ohne diese auskommen, weil sie einfach nicht funktionieren wollte. Sichtlich frustriert berichtete ein Andrew Groves dann beim Auftritt seiner Band von der unglücklichen Situation. Der Stimmung während der 70 minütigen Show des Trios schien die fehlende Lichtuntermalung aber überhaupt nicht zu schaden. Vielmehr wirkte es so, als sei dadurch die Stimmung im Club noch aufgeladener und energiegeladener, als zuvor erwartet.
Bevor die zu Beginn sichtlich gestressten Arcane Roots ihr Riffgewitter und Soundwände auf den ausverkauften Raum losließen, durften erst einmal Toska aus Brighton ran. Diese spielten instrumentalen Riff-Rock und begeisterten vor allem durch ihre cleveren Riffs und viele Akzent- und Taktverschiebungen. Schon stark. Die Anspannung, die noch auf den drei Mannen des Hauptacts lastete, verflog zum Glück schnell, sobald diese ihren Auftritt begannen und wandelte sich in Energie, die auf die Bühne und später in die Menge getragen wurde. Schon beim Outro des zweiten Songs des Sets -„Matter“, einem Stück aus dem letzte Woche erschienen Album „Melancholia Hymns“ – bildete sich ein für die Größe der Location beachtlicher Moshpit vor der Bühne, aus dem während der bekannteren Songs des Bandkataloges die Texte nur so in Richtung der drei Musiker auf der Bühne geschrien wurden.
Sänger Andrew Groves wechselte während der neuen Songs immer wieder zwischen einem in der Mitte der Bühne positioniertem Synthesizer und E-Gitarre und bekam bei leichten Wechselschwierigkeiten immer Rückendeckung von seinen beiden Kollegen Jack Wrench am Schlagzeug und Adam Burton am Bass. Auch stimmlich taten sich die drei immer wieder zusammen und erschufen gemeinsam wunderschöne harmonische Klangwelten, die von den vielen seichten Synthie- und Streicherklängen der neuen Songs nur so getragen wurden.
Ihre Songs ergänzte das Trio oftmals durch zusätzliche Riffs und erweiterte sowohl härtere, als auch ruhigere Passagen durch Weiterführung der musikalischen Themen der Teile. Vor allem hier blieb trotz des teils sehr elektronischen Albums viel Platz für Gitarrenspiel. Trotz der vielen Dinge, die nicht wie geplant liefen, ließen Arcane Roots den ausverkauften Club nach einer emotionalen Rede Groves über die Geschehnisse des Tages und einer energievollen Performance von „If Nothing Breaks, Nothing Moves“ im positiven Sinne zerstört zurück. Aus kaputt mache genial und wieder kaputt. Danke Arcane Roots.
Und so hört sich das an:
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Foto von Jonas Horn.
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