Bring Me The Horizon, Mitsubishi Electric Halle Düsseldorf, 26.02.2023 [+ Fotogalerie]

Oli Sykes von Bring Me The Horizon.

Als Bring Me The Horizon 2019 vor den Ärzten die Rock Am Ring Hauptbühne coheadlineten, schien das mit der Stadiontauglichkeit der Sheffielder infrage gestellt, Mit „amo“ betourten die Briten damals ein Album, dessen mit elektronica-anleihen durchzogener Sound kaum zu den oft glatzköpfigen Babyboomer-Fans der Ärzte passen wollte. Ergo traf Oli Sykes doch zeitweilig lose Zunge auf eine Armada an verschränkten Oberarmen und festgeschraubten Stiernacken, fest das Ziel im Blick sich die gute Zeit einzig für den liebgewonnenen Headliner aufzusparen. Ermüdung ist heute – Schauplatz ist nicht die Hauptbühne des legendären Schwesterfestivals, sondern die bereits viele Monate ausverkaufte Düsseldorfer Mitsubishi Electric Halle – niemandem anzumerken. Es ist zwar Sonntag und für einige wohl schon lange nach Bettzeit, Kehlen und Gliedmaßen aber tragen Stimmen und Körper weiterhin energisch durch die Halle.

Dabei standen vor den Gastgebern schon drei weitere Bands vor der gutlaunigen, doll nach Metalfestival riechenden Menge. Musikalisch ist das nur in Tendenzen vielfältig und auch von der Besetzung (man sehe von wenigen Ausnahmen aus) traurig undivers. Static Dress mit einem sich aus jeglichem Core-Subgenre nährenden Konglomerat. Poorstacy mit einem Metalcore-Post-Punk-Hybrid, der immer dann am besten in die Gehörgänge geht, wenn letzteres überhand nimmt. Und A Day To Remember als Quasi-Coheadliner (Spoiler: eine schlüssigere Kombi als das 2019er Rock Am Ring-Duo) mit ihrem American Pie-goes heavy-Sound. So richtig ranreichen an das, was anschließend geschieht, kann aber keiner der drei.

Am wohlsten auf der gewaltigen Bühne fühlen sich nämlich Bring Me The Horizon. Die Halle schließlich ist eine der kleineren der Tour, mancherorts ist man gar den Schritt weiter in die größten Arenen gegangen. 7500 Menschen haben sich dennoch eingefunden. Die haben – immerhin treten Die Ärzte nicht anschließend auf – ausnahmslos eine gute Zeit. Konzeptuell begleitet die Band eine künstliche Intelligenz mit dem Namen Eve, die vor und nach den Songs über die Leinwand huscht. Song für Song initiiert sie, manchmal da scant sie den Raum nach Moshpits oder Circle Pits, mal wird sie von einem Virus heimgesucht (es folgen selbstverständlich Songs von der die Pandemie verhandelnden „Survival Horror“-EP). Wie man die Pandemie fand, fragt Sykes anschließend, erntet jedoch nur einen zurückhaltenden Beifall. Ein bisschen überfordern also können auch Bring Me The Horizon – selbst wenn die großen Gesten sitzen.

Wenn nur die Musik spricht, dann bleiben Sender-Empfänger-Missverständnisse ebenso aus. Ihre Frühphase blendet die Band bis auf einen kurzen Teaser des 2006er-Chaos “Pray for Plagues” komplett aus, dafür gibt es umso mehr aktuelles Material und alle Hits der Post-“Sykes entdeckt er kann Singen”-Phase. Einzig “Sleepwalking” in der Zugabe kann als soetwas wie einen Deepcut gesehen werden.

„Bring Me The Horizon Just Rocked My Fucking World“, steht abschließend in großen, roten Lettern auf der überdimensionalen LED-Wand. Und tatsächlich: Zweifel an den Arenafähigkeiten der Band sollten nun keine mehr bestehen.

Mehr Bring Me The Horizon gibt es hier.

Und so hört sich das an:

Website / Facebook / Instagram / Twitter

Bring Me The Horizon: 

A Day To Remember: 

Poorstacy: 

Static Dress: 

Fotos von Marie H. @afirehorizon 

* Affiliate-Link: Du unterstützt minutenmusik über deinen Einkauf. Der Artikel wird für dich dadurch nicht teurer.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert