The Amity Affliction, Turbinenhalle Oberhausen, 29.09.2018

the amity affliction oberhausen

Im Rahmen der Tour zum aktuellen Album „Misery“ traten The Amity Affliction in der Oberhausener Turbinenhalle auf. Mit ihrer bereits sechsten Veröffentlichung stießen die Australier nicht ausschließlich auf positive Gemüter. So auch bei mir:Ich war zunächst nicht sonderlich angetan von dem neuen Stil, aber oft bewirkt ein Konzertbesuch ja, dass neue Songs doch überzeugen können. Ich machte mich also durchaus etwas hoffnungsvoll auf den Weg nach Oberhausen.

Dass Michael Wendler nebenan in der großen Halle auftrat, führte in näherer Umgebung zum völligen Park-Chaos, sodass ich so gerade eben zu Beginn der zweiten Band des Abends endlich vor der Bühne angekommen war. Ob es daran lag, dass ich etwas genervt war von der Anreise und der Tatsache, dass es keine anständige Garderobe gab, mag sein, jedoch konnten mich Endless Heights nicht wirklich überzeugen. Es wirkte so als sei die australische Band noch nicht ganz bei der Tour angekommen, obwohl Sänger Matt Jones sichtlich bemüht war, das Publikum zu animieren. Die obligatorische betrunkene Gruppe tat natürlich ihr Bestes, um ihn nicht zu enttäuschen. Mich bewegte das allerdings dazu, an die Seite der Menge zu wechseln.

Auch die nachfolgende Band The Plot in You wirkte nicht so recht energiegeladen. Musikalisch war der Auftritt jedoch gut und es waren genug Fans anwesend, um für Stimmung im Publikum und ordentlich Bewegung zu sorgen.

Ich hatte schon die Befürchtung, dass The Amity Affliction ebenfalls enttäuschen würden und der ganze Abend inklusive stressiger Parkplatzsuche umsonst gewesen sei, wurde jedoch schnell eines Besseren belehrt. Kurz nach zehn Uhr betrat die Band die Bühne und zwar: Richtig gut gelaunt! Wer schon einige Auftritte der Band besucht hat, weiß, dass Frontmann Joel Birch auch mal schlechte Tage hat. Heute war keiner dieser schlechten Tage. Joel wirbelte über die Bühne, animierte das Publikum und packte Dancemoves aus, die wohl jeden dazu brachten sich in irgendeiner Weise zu bewegen. Und das alles schon innerhalb des ersten Songs „Drag the Lake“ vom neuen Album. Ich war positiv überrascht. Sind die neuen Songs doch nicht so belanglos, wie ich zunächst dachte?

Weiter ging es mit einem bunten Mix alter und neuer Lieder und die energiegeladene Atmosphäre zwischen Band und Publikum ging nicht eine Sekunde lang verloren. Ob es „Chasing Ghosts“ vom zweiten Album oder „Set Me Free“ der aktuellen Platte waren, die Fans sangen lauthals mit, immer wieder öffnete sich der Pit, es wurde gerannt, getanzt und gecrowdsurfed. Von außerhalb beobachtet sah das nach einer Metalcore Show wie aus dem Bilderbuch aus. Die Turbinenhalle 2 eignete sich wirklich hervorragend für dieses Konzert. Es war nicht zu eng und durch die vielen erhöhten Podeste oder Balkone, war für jeden der optimale Platz dabei, um die Show zu genießen. Sei es Mädchen, die ihre langen Haare über die Brüstungen der Emporen schwangen, Pärchen die am Rand zusammenstanden oder zurück ins Publikum kehrende Crowdsurfer, überall erblickte man zufriedene Gesichter. Auch der Sound war besser, als ich es eigentlich von dieser Location gewohnt bin.

Auf dem neuen Album singt  Frontmann Joel auch mal mit klarer Stimme. Als der Song „Feels Like I’m Dying“ angekündigt wurde, war ich wirklich gespannt, ob der Clean Gesang live funktioniert. Im Vergleich zu den Shouts auf Effekte verzichtend, gab Birch seine Stimme zum Besten. Und neben der glatten Stimme des Clean Sängers und Bassisten Ahren Stringer war diese raue Note eine angenehme Abwechslung. Das darf gerne auch auf kommenden Alben mit eingebracht werden. Nach insgesamt 12 Liedern und 2 Songs als Zugabe war der Auftritt leider auch schon vorbei. Für mich steht fest, dass der Stil des neuen Albums hervorragend im Zusammenspiel mit den alten Songs funktioniert und ich werde “Misery” noch eine zweite Chance geben. Es zeigte sich wieder einmal, dass es sich lohnt erstmal ein Konzert zu besuchen, bevor man einen Richtungswechsel einer Band als schlecht abstempelt.

So hört sich das an:

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