Der Mai ist im Anmarsch und damit auch Zeit für den größten Musikwettbewerb der Welt. Zum 64. Mal wird der Eurovision Song Contest ausgeführt und zum dritten Mal in Israel. Dabei hat das Land bisher viermal gewonnen, konnte die Show aber 1980 wegen eines wichtigen Feiertags nicht selbst ausführen. Absolute Neuheit 2019: Der ESC kommt nach Tel Aviv! Die zwei vorigen Male fand er in Jerusalem statt. Nun bekommt aber die Stadt, die bekannt für ihr Nachtleben und ihre bunte Vielfalt ist, endlich die Chance, Europa willkommen zu heißen – und das unter dem Motto Dare to Dream.
Der Grund dafür ist Netta, die mit ihrem verspielten und auffälligem „Toy“ besonders die Zuschauer überzeugen und den Juryfavoriten hinter sich lassen konnte. Natürlich wird die 26-jährige auch dieses Jahr auftreten und ein Teil der ersten Halbfinal-Show sein. Außerdem mit dabei in einer der drei Sendungen: Madonna (selbsterklärend), Conchita Wurst (Gewinnerin 2014), Mans Zelmerlöw (Gewinner 2015), Verka Serduchka (Zweitplatzierter 2007), Eleni Foureira (Zweitplatzierte 2018). Das verspricht so einiges und lässt Fanherzen höherschlagen. Schade hingegen ist die Disqualifizierung des ukrainischen Beitrags, da die Siegerin des Vorentscheids aus politischen Gründen erhebliche Probleme mit den Sponsoren des Landes bekam. Wer neugierig ist, sollte trotzdem in den Beitrag „Siren Song (Bang) von MARUV hören. Das hatte definitiv Potenzial fürs Siegertreppchen.
Neben Israel als austragendes Land stehen wie immer bereits fünf weitere Nationalitäten im Finale fest. Deutschland, Italien, Spanien, Großbritannien und Frankreich sind die sogenannten „Big Five“ und brauchen sich in den beiden Vorrunden keine Plätze sichern – die sind automatisch dabei. Die restlichen 20 der insgesamt 26 Plätze sind aber noch unbesetzt und werden in den zwei spannenden Semifinals gesucht. Am 14. schrumpft das Teilnehmerfeld von 17 auf 10 und am 16. sogar von 18 auf 10. Der 18.5. ist dann der Tag des großen Finales. Kommentiert werden sämtliche Shows wie immer von ESC-Legende Peter Urban. Sehen könnt ihr die Semifinals auf eurovision.de und auf dem Fernsehsender ONE, das Finale gibt’s ebenfalls auf eurovision.de und in der ARD. Alle Folgen starten um 21h nach deutscher Zeit.
Wie im letzten Jahr schreibt minutenmusik für euch Reviews zu jeder Show. Vorab erfolgt aber nun das Checken aller Songs. Wir sagen euch, wer in welchem Semi dabei ist und welche Platzierungen drin sind. Dieses Jahr gibt es im Vergleich wirklich viele gute Songs, die aber teilweise einige Anläufe brauchen, um ins Ohr zu gehen. Aber dazu jetzt mehr! Die Auflistung erfolgt nach den internationalen Kürzeln der Länder – so wie auf dem Sampler, der seit Freitag käuflich zu erwerben und auf allen Streamingportalen zu hören ist:
1. Albanien; „Ktheju Tokës“, Jonida Maliqi (2. Halbfinale):
Typisch Albanien gibt es auch dieses Jahr einen Song auf Landessprache. Leicht dramatisch und düster verspricht Jonida Maliqi eine gute und packende Kombination, die man zwar auf inhaltlicher Ebene nicht versteht, dafür aber spürt. Laute Bläser und Schlagwerke runden den guten ESC-Song ab. Finale ist drin, Top 10 aber bei der Konkurrenz nicht.
2. Armenien; „Walking Out“, Srbuk (2. Halbfinale):
Leider hat Armenien noch nie einen wirklich starken Track ins Rennen geschickt und macht das dieses Jahr ebenso nicht. Etwas moderner als gewohnt, dafür aber auch stark verstrickt in den Strophen. Bleibt wenig im Kopf und kann trotz okayem Refrains nicht viel reißen. Ein Song, den der Großteil der Welt nicht mitbekommen wird, da das Finale nahezu ausgeschlossen ist.
3. Österreich; „Limits“, PÆnda (2. Halbfinale):
Ein überraschender Indie-Dream-Pop-Song aus Österreich. Eine hohe Frauenstimme singt zerbrechlich und eindringend und berührt besonders im Refrain. Für den ESC äußerst ruhig, stattdessen eher ein hübsches Lied für melodramatische Netflix-Serien. Trotzdem wäre es wünschenswert, wenn er es ins Finale schafft, um Akzente zu setzen.
4. Australien; „Zero Gravity“, Kate Miller-Heidke (1. Halbfinale):
Australien, die Fünfte. Seit der 3. Teilnahme wird sich kontinuierlich von Qualität verabschiedet. „Zero Gravity“ ist, das muss man zugeben, ein böser Ohrwurm, der im Kopf bleibt – allerdings eine Kombination aus so grausamen Trashelementen, dass Australien hoffentlich das erste Mal die Vorrunde nicht übersteht. Operngesang, Elektrobeat, Dubstep-Finale, akzentuierter staccato-artiger Gesang im Refrain und eine grenzwertige Performance. Das ist einfach viel zu viel von viel zu viel.
5. Aserbeidschan; „Truth“, Chingiz (2. Halbfinale):
Das Land, das bisher nie auf Landessprache gesungen hat, dafür aber immer hochkarätige Popsongs liefert. Zwar reichte es letztes Jahr unverständlicherweise erstmalig nicht fürs Finale, das ist in dieser Runde aber wieder sowas von drin. „Truth“ klingt so international, modern und gelungen produziert, dass die catchy Pop-R’n’B-Nummer mit Ohrwurm- und Tanzgarantie vielleicht sogar die Top 10 knacken könnte.
6. Belgien; „Wake Up“, Eliot (1. Halbfinale):
Mystischer-Pop a la Belgien, so wie es sich gehört. Leider nicht ganz so stark wie die zwei völlig überragenden Beiträge „City Lights“ aus 2017 und „Rhythm Inside“ aus 2015, aber dennoch gut und berührend. Schwerer Refrain, Klangspielereien in den Strophen und angenehmer Gesang. Läuft. Finale ist safe.
7. Weißrussland; „Like It“, Zena (1. Halbfinale):
Dare to Dream scheint für viele Länder zu bedeuten, dass der Arsch gewackelt werden muss. So liefert der aktuelle Jahrgang unzählige Reggaeton-Latin-Nummer, die klar auf Sommerhit zusteuern. So auch „Like It“ aus Weißrussland, das stark an Zara Larsson erinnert. Ok, unspektakulär, kann man machen oder lassen.
8. Schweiz; „She Got Me“, Luca Hänni (2. Halbfinale):
Gleich dahinter der nächste Booty-Track. Die Nachbarn aus der Schweiz schicken einen auch in Deutschland alten Bekannten: Luca Hänni hat 2012 Deutschland sucht den Superstar gewonnen und sich seitdem probiert in seiner Heimat zu etablieren. Immerhin gab es jährlich einen Chartseinstieg. „She Got Me“ ist der beste Track mit dem Latin- und hier sogar Oriental-Feeling 2019 und ist somit in der großen Show am Samstagabend dabei – allerdings wird die Inszenierung und der Gesang über die Endplatzierung entscheiden und da wackelt Luca noch ein wenig. Top 10 wäre für die Schweiz ein großer Erfolg und ist nicht unwahrscheinlich.
9. Zypern; „Replay“, Tamta (1. Halbfinale):
Hatten wir den Song nicht letztes Jahr schon? „Fuego“ war 2018 Platz 2, „Replay“ soll den Sieg nach Hause holen und wird es nicht schaffen. Gute instrumentale Hook, in den gesungenen Parts aber völlig unspannend und eher ein Abklatsch des Vorgängers. Finale? Vielleicht. Wackelkandidat.
10. Tschechien; „Friend of a Friend“, Lake Malawi (1. Halbfinale):
Ein weiteres unserer Nachbarländer entdeckt den modernen Pop für sich und geht diesmal deutlich in Richtung Years & Years. Synthesizer-New Wave mit Ohrwurmfaktor. Macht Spaß, ist nur nicht überragend genug, um ganz vorne zu landen. Aber irgendwo zwischen den Plätzen 10 und 15 wird es sich wohl einpendeln.
11. Deutschland; „Sister“, S!sters (bereits fürs Finale qualifiziert):
Nach dem überraschenden 4. Platz durch Michael Schulte in Lissabon, darf man sich als Deutscher wieder auf die Ergebnisse beim Eurovision freuen. Auch wenn es im deutschen Vorentscheid abermals der beste Song nicht geschafft hat, liegt mit „Sister“ von den S!sters, die eigentlich keine Sisters sind (gewagt, ihr Schlitzohren), ganz besonders durch die emotionale und energiegeladene Performance ein guter ESC-Song vor. Das Hörerlebnis allein ist nicht so groß, die zwei Mädels sind aber das einzige weibliche Duo und werden definitiv auffallen. Vordere Hälfte sollte klappen!
12. Dänemark; „Love is Forever“, Leonora (2. Halbfinale):
Womöglich das Lied mit dem größten Nervfaktor. „Love is Forever“ ist Schunkelpop, völlig überzuckert, kitschig. Die Dänen haben anscheinend unsere beiden Siegerinnen Nicole und Lena in einen Topf geworfen und herumgekommen ist das. Eine 0815-Melodielinie und die Message, dass Liebe für jedermann sei auf unzähligen Sprachen, abgerundet durch eine etwas grenzdebile Sängerin. Tschö mit Ö!
13. Estland; „Storm“, Victor Crone (1. Halbfinale):
Klingt ein wenig nach erfolgreichen Songs – aber vor fünf Jahren. Avicii lässt grüßen. „Storm“ ist voll ok, aber absoluter Durchschnitt. Mehr kann man dazu eigentlich auch nicht sagen. Ob Finale oder nicht ist ebenso Latte.
14. Spanien; „La Venda“, Miki Nunez (bereits fürs Finale qualifiziert):
Spanien macht sich selbst zum Klischee, aber damit alles richtig. „La Venda“ klingt sodermaßen nach Mallorca-Cluburlaub und das in einer guten Ausgabe. Mit der richtigen Partyperformance sollte das viele Leute zum Tanzen auffordern und vielleicht auch zum Anrufen. Top 10 wäre verdient.
15. Finnland; „Look Away“, Darude feat. Sebastian Rejman (1. Halbfinale):
Nein, das ist kein „Sandstorm“-Gag. Der 44-jährige DJ Darude hat mit „Sandstorm“ einen der markantesten Dance-Tracks der 90er abgeliefert. Das wird ihm 20 Jahre später mit „Look Away“ nicht gelingen. Vielleicht darf er sogar das Finale nicht mal sehen. Großraumdisco ohne Auffälligkeiten.
16. Frankreich; „Roi“, Bilal Hassani (bereits fürs Finale qualifiziert):
Conchita Wurst hat 2014 aus mehreren Gründen gewonnen. Einerseits wegen der wirklich guten Komposition, andererseits wegen der tollen gesanglichen Leistung und nicht zuletzt wegen ihres optischen Auftretens. Optisch wird auch Bilal Hassani aus Frankreich auffallen. Die anderen beiden Faktoren gehen aber ein wenig unter. Der Franglisch-Mix ist ganz nett, aber auch nicht neu. Viel gewollt und dafür womöglich wenig erreicht. Letztes Drittel im Endergebnis.
17. Großbritannien; „Bigger Than Us“, Michael Rice (bereits fürs Finale qualifiziert):
Irgendwer muss ja die hinteren Plätze belegen. Das machen die Briten bekanntlich besonders gerne beim ESC und sichern sich auch dieses Jahr eins der Schlusslichter. Wir fangen besser nicht an, welche grandiosen Künstler alle das Land retten könnten. Bleiben wir doch lieber bei kitschigen Pop-Balladen ohne Substanz und mit ganz viel Langeweile.
18. Georgien; „Keep On Going“, Oto Nemsadze (1. Halbfinale):
Trotz englischen Namens singt Oto Nemsadze auf Georgisch. Dramatischer Klagegesang, der Gefühle ausdrücken soll, aber nur wie aggressives Schreien wirkt. Anstrengend, unangenehm und ein Song, den man gerne skippen möchte. Die letzte Minute ist wirklich grausig. Ciao-Kakao!
19. Griechenland; „Better Love“, Katerine Duska (1. Halbfinale):
Auf Griechenland war für gewöhnlich Verlass – die senden Musik mit nationalen Klängen. Schluss damit! „Better Love“ liefert Pop der feinsten Art, eine besondere Stimme und berührt tief. Irgendwo zwischen Sia und Jess Glynne. Verzaubernd und ganz klar das musikalische Highlight im ersten Semifinale.
20. Kroatien; „The Dream“, Roko (2. Halbfinale):
Schwierig. „The Dream“ ist ein klischeebeladener Balladensong, aber wirklich gut gesungen. Leider war die Performance aufgrund von Engelsflügeln im nationalen Vorentscheid befremdlich und lenkte vom Song ab. Wenn daran gearbeitet wird, könnte es vielleicht noch fürs Finale reichen – dort dann aber trotz gar nicht so schlechtem Titel nur fürs letzte Drittel.
21. Ungarn; „Az én apám“, Joci Pápai (1. Halbfinale):
Die Überraschungskiste Ungarn liefert entspannte Balkansounds und ist damit überraschend ein Einzelgänger bei Dare to Dream. Ganz nett und im Finale wohl dabei, dann ist aber auch Feierabend.
22. Irland; „22“, Sarah McTernan (2. Halbfinale):
Ein sympathischer Titel, der ein wenig an Colbie Caillat erinnert. Irgendwie ist „22“ ein süßer Song, den man gerne mitsingt und der nach Frühling klingt. Fürs Radio wirklich geeignet, für den ESC etwas zu wenig Bums. Da das 2. Halbfinale so stark ist, könnte es schwer werden. Schade.
23. Israel; „Home“, Kobi Marimi (bereits fürs Finale qualifiziert):
Nach dem auffälligen Gewinnersong „Toy“ setzt Gastgeber Israel auf ganz andere Klänge. Eine minimalistische Pianoballade mit klassisch angehauchtem Baritongesang und berührender Melodie. Mutig, anspruchsvoll und anders. Israel wird damit keinesfalls den Sieg wiederholen, bekommt aber Props für das Scheißen auf Erwartungen. Mittelfeld wäre toll.
24. Island; „Hatrið mun sigra“, Hatari (1. Halbfinale):
Schluss mit lustig. Jetzt wird’s ernst. Wenn jemand auf Edge setzt, dann Island. Rock-Synthie-Pop, Growling in den Strophen und einhüllender Gesang im Refrain. Obendrauf gibt es Lack- und Lederoutfits und eine SM-Performance. Word. Zwar kein überragender Song, aber als Gesamtkunstwerk ein Highlight und hoffentlich ein Top 10-Platz im Finale.
25. Italien; „Soldi“, Mahmood (bereits fürs Finale qualifiziert):
Italien hat so oft gute Songs geschickt und hat seit 2011 sechs Mal die Top 10 geknackt. Mit „Soldi“ könnte es vielleicht zum Sieg reichen. Super moderne R’n’B-Nummer, die poppig genug ist, ein großes Publikum zu erreichen und dennoch mit Breaks überrascht und auf Italienisch gesungen ist. Ein geiler Mix. Alles andere als Top 3 wäre eine Schande.
26. Litauen; „Run with the Lions“, Jurij Veklenko (2. Halbfinale):
Zum Glück gibt es in dem starken 2. Semi auch Füllmaterial. „Run with the Lions“ ist Midtempo, langweilig, glatt und bleibt stecken. Hoffentlich.
27. Lettland; „That Night“, Carousel (2. Halbfinale):
Wie Zaz auf Englisch klingen könnte, zeigen uns die Letten. „That Night“ ist jazzig, verträumt und absolute Loungemusik zu Latte Macchiato und einem leckeren Kuchen. Positiv auffällig. Da sollte man die Daumen drücken, dass es ins Finale darf.
28. Moldawien; „Stay“, Anna Odobescu (2. Halbfinale):
Kontrastprogramm mit „Stay“. Ansonsten ist Moldawien für seine unterhaltsamen Beiträge bekannt. Diesmal gibt es ernste Töne. Starke Strophen einer klassischen großen ESC-Powerballade. Gesanglich stimmt’s auch. Allerdings sind die Lyrics im Refrain arg Fremdscham, was den Eintritt ins Finale erschweren könnte.
29. Montenegro; „Heaven“, D mol (1. Halbfinale):
Ähnlich unangenehm wie Georgien, nur auf ganz anderem Wege. Eine ganze Band möchte hier überzeugen und wirkt so altbacken und cheesy, dass es weh tut. Auf Deutsch wäre das Material für die ZDF Hitparade. Weg damit!
30. Nordmazedonien; „Proud“, Tamara Todesvska (2. Halbfinale):
Dramatischer Balladenpop aus dem frisch unbenannten Land Nordmazedonien. Streicher, Klavier, wehleidiger Gesang. Bringt leider alles wenig. Nix besonderes und in diesem Jahr ein klarer Kandidat für den Weg nach Hause – vor dem Finale.
31. Malta; „Chameleon“, Michela (2. Halbfinale):
Schon lange keine Latinbeats mehr gehört! Malta liefert den Soundtrack zur nächsten Zumba-Stunde und macht Freude. Gleich droppt der Beat und… was ist das? Der Bruch ist so groß, dass man nicht schlecht staunt. Lohnt sich zu entdecken und hat Chancen aufs Finale, bleibt da aber in der hinteren Hälfte.
32. Niederlande; „Arcade“, Duncan Laurence (2. Halbfinale):
Ladies and Gentlemen, es ist so weit. Hören Sie nun den potenziellen Gewinner. „Arcade“ ist eins dieser Stücke, denen man 100% seiner Aufmerksamkeit schenken sollte. Besonders dem Text und der Atmosphäre. Der 25-jährige Niederländer schrieb diesen Song für eine gute Freundin, die sich aus Liebeskummer umbrachte. Ein Song, der für sich steht, bei den Buchmachern auf Platz 1 gehandelt wird und mit sehr guten Chancen nach über 40 Jahren einen wohlverdienten Sieg für unsere Nachbarn darstellen könnte. Gänsehaut.
33. Norwegen; „Spirit in the Sky“, KEiiNO (2. Halbfinale):
Wenn ein Lied der Inbegriff des Eurovision Song Contests ist, ist es „Spirit in the Sky“. Die einen nennen es Trash, die anderen ein absolutes Highlight. Selten hatte ein Beitrag so Hymnencharakter und bot Euro-Pop der besten Sorte. Spannender Aufbau und absolute Energieentladung im Refrain. Abgerundet durch den aus Lappland bekannten Joik-Gesang. Norwegen, danke dafür! Sieger der Herzen. Drücken Sie jetzt die Repeattaste.
34. Polen; „Fire of Love (Pali Się)“, Tulia (1. Halbfinale):
Eine Kreuzung aus Folklore und t.A.T.u.! Rotziger und gleichzeitig fast schon lethargischer Gesang von vier Mädels aus Polen, die aktuell die erfolgreichste Band des Landes sind. Ungewohnt und zunächst vielleicht ein wenig nervig. Macht aber süchtig. Finale ist sicher, dann aber nur noch Mittelfeld.
35. Portugal; „Telemóveis“, Conan Osíris (1. Halbfinale):
Ist auffällig automatisch gut? Darüber lässt sich streiten. Portugal hat 2017 mit Salvador Sobral gewonnen. Damals mit einer Jazz-Ballade. Nun schicken sie abermals portugiesischen Gesang mit unzähligen Soundeffekten, einem Refrain ohne Text und einer äußerst abgedrehten und schrägen Performance. Schwierig. Könnte eine Runde weiterkommen und es sich dann im letzten Drittel bequem machen.
36. Rumänien; „On a Sunday“, Ester Peony (2. Halbfinale):
Die Konkurrenz wird dafür sorgen, dass Rumänien mit ihrem kantigen Pop den Samstag nur als Zuschauer miterleben werden. Unspektakulär. Und unspektakulär ist bekanntlich das Aus.
37. Serbien; „Kruna“, Nevena Božović (1. Halbfinale):
Schwere Rockballade aus Serbien, die sich definitiv bemüht, aber nicht aus dem Raster fällt. Zu unauffällig. Flutscht durch und bekommt wohl nur den Auftritt im Semi.
38. Russland; „Scream“, Sergey Lazarev (2. Halbfinale):
Mit „You Are the Only One“ schaffte Sergey 2016 Platz 3, bei den Zuschauern sogar Platz 1. Statt den aufwendigen Dance-Pop mit einer der wohl markantesten Shows aller Zeiten zu wiederholen, setzt er diesmal auf Gesang. Gut so. „Scream“ ist eine dramatische Ballade erster Klasse und wird den Sieg zwar nicht schaffen, macht aber dennoch eine gute Figur und kann mit der richtigen Performance beeindrucken. Eine kleine Überraschung, die hoffentlich Top 10 bedeutet.
39. Schweden; „Too Late for Love“, John Lundvik (2. Halbfinale):
Wenn man sich qualitativ auf ein Land verlassen möchte, macht man mit Schweden nie etwas falsch. Das Land, wo der ESC wohl die meiste Aufmerksamkeit bekommt und über Monate aussortiert wird. John Lundvik liefert mit „Too Late for Love“ mitreißendem Soul-Pop mit großem Gesang, unterstützt von einem Gospelchor. Da kann gar nicht viel falsch gehen. Gerne Top 5.
40. Slowenien; „Sebi“, Zala Kralj & Gašper Šantl (1. Halbfinale):
Triphop mit Drumcomputer aus Slowenien. Das klingt nicht nur spannend, das ist es auch. Fesselnder, hypnotischer Gesang, der dem Wettbewerb eine weitere Farbe entlockt. Muss ins Finale, auch wenn es da die hintere Hälfte nicht verlassen kann. Verdient Aufmerksamkeit.
41. San Marino; „Say Na Na Na“, Serhat (1. Halbfinale):
Zum krönenden Abschluss drei Minuten Spaß ohne viel Ernst. Der Türke Serhat trat bereits 2016 mit „I Didn’t Know“ für San Marino an und wirkt so altbacken, dass es einem etwas peinlich ist, aber gleichzeitig auch sympathisch. Süß, dass er dabei ist, aber Halbfinale reicht doch, oder?
Fazit: Ein extrem starker ESC. Viele spannende und unerwartete Beiträge, die für Musikfans einiges zu bieten haben. Zwar brauchen mehrere Songs einige Anläufe, was bei einem Wettbewerb nicht die beste Voraussetzung ist, aber dafür Potenzial hat, auch länger angenehm hörbar zu bleiben. Die Top 10 dürfte am Ende ausnahmslos aus tollen Titeln bestehen, das Mittelfeld ist schwer abzuschätzen. Wer also Zeit und Lust hat, sollte bereits vorab mal reinhören, um dann im Finale für seinen Favoriten richtig abstimmen zu können und nicht impulsiv zu handeln.
Unsere Prognose für die Gewinner des 1. Halbfinales: Belgien, Weißrussland, Zypern, Tschechien, Griechenland, Ungarn, Island, Polen, Portugal, Slowenien
Unsere Prognose für die Gewinner des 2. Halbfinales: Albanien, Österreich, Aserbaidschan, Schweiz, Lettland, Malta, Niederlande, Norwegen, Russland, Schweden
To be continued!
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Hier nochmal die Siegerin des letzten Jahres:
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