Shoshin – A Billion Happy Endings

„Shoshin“ ist japanisch und beschreibt das Konzept eines so genannten „leeren Geists“. Dieses empfiehlt, sich von seinem Wissen zu verabschieden und vielmehr zu versuchen, jeden Moment als einen einzigartigen zu erleben. Also weg von der Suche nach dem Allwissen, hin zu der Möglichkeit, ständig aufs Neue verzaubert zu werden. Diese Einstellung scheint die Band unter gleichem Namen sehr ernst zu nehmen: nicht nur verlagerte sie den Dreh- und Angelpunkt der Band aus Manchester nach Berlin (sie nennen sich nun selbst Brefugees), sondern veröffentlicht nun ihr zweites Album mit Unterstützung von Moses Schneider (u.a. Beatsteaks) aus einem Crowdfunding-Prozess heraus. Aber nicht aus irgendeinem Crowdfunding-Prozess! Shoshin erspielten sich das Geld durch Guerilla-Konzerte vor großen Hallen, die meist durch Polizei-Eingriffe nur 15 Minuten dauerten, aber ein großer Erfolg waren.

Herausgekommen ist dabei ein zehn Songs umfassendes Werk, das sich, ähnlich wie der Erstling „Epiphanies and Wastelands“, dem sonst teils verhassten Genre Raprock widmet. Ja, eine gewisse Ähnlichkeit zu Papa Roach kann nicht abgestritten werden. Allerdings erinnern Shoshin eher an die Erstlingswerke der großen Vorbilder und können in vielerlei Hinsicht um einiges mehr bieten. Das liegt zum einen an dem abwechslungsreichen, aber dennoch geschmackssicheren Songwriting der Band, zum anderen an der unglaublichen Stärke der Instrumentalist*innen. Der Opener „The Enemy“ stellt dem Sprechgesang von Pete Haley gleich eine pulsierende Gitarrenuntermalung zur Seite, die Haley übrigens selbst beisteuert. Im Refrain wandelt sich Haleys Stimme und wirkt wärmer, ganz ohne jedoch eine gewisse Melodramatik vermissen zulassen. Gerne rutscht er gar in ein faszinierendes Falsett, was die beeindruckende Spannweite des Sängers aufzeigt. In der letzten Bridge werden Background-Chöre eingebaut, der Trademark-Sound der Band wird schon mit diesem ersten Song klar. „Bowtie“ experimentiert mit Reggae-Beats und Rhythmen und löst sich am Ende mit diversen Stimmen und Beat-Experimenten auf. „Stress Me Out“ lehnt sich ganz antithetisch eher zurück, „Manchester’s Alright“ geht definitiv als Punk-Song durch. Bassist Joe Stuart und Drummerin „Sophie Labrey“ geben den Songs die nötige Würze, um trotz homogenem Sounds auf ganzer Albumlänge zu begeistern. Wenn „Jagged Manners“ und „Rate Me“ mit einem derart schönen, vertrackten Zusammenspiel aus Bass und Schlagzeug ausgestattet sind, kann man sogar im letzten Drittel des Albums noch neue Elemente entdecken. Häufig spuckt Haley seine Lyrics nur so heraus, dass man mit dem Verstehen kaum hinterherkommt. „Professional Attacks“ setzt aber doch sehr deutlich ein Zeichen gegen Waffengewalt. Überhaupt haben sich Shoshin durch diverse Festivalauftritte eine Fanbase im Punk-Deutschland erkämpft. Denn sie stehen definitiv auf der richtigen Seite.

„A Billion Happy Endings“ heißt ihr zweites Album. Wir wünschen der Band, dass sie mit ihrem neuen Konzept und dem äußerst gelungenen zweiten Album auch ein gutes Ende erwartet.

Das Album „A Billion Happy Endings“ kannst du hier kaufen.*

Und so hört sich das an:

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https://www.youtube.com/watch?v=oMPJN_BnJ-w

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Rechte am Albumcover liegen bei Dodo Beach Originals.

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