Ende des Monats.
Ende des Geldes.
Schlechtes Wetter.
Ein Samstagabend in Wuppertal.
Bessere Voraussetzungen für schlechte Laune konnte es eigentlich gar nicht geben. Gut, dass es am 28.04.2018 genau die richtige Veranstaltung dafür gab: in der börse in Wuppertal fand das Festival der schlechten Laune statt.
Bei Facebook hatte es viel Begeisterung für die Veranstaltung gegeben – allerdings immer mit dem Zusatz „und warum findet das ausgerechnet in Wuppertal statt und nicht in Berlin / München / Köln?“. Umso überraschter war unsere vorab schon schlecht gelaunte Redakteurin, als sie vor Ort auf erstaunlich viele Menschen und deren immense rund um die Location verteilte Pfandflaschensammlung traf. Menschen, pfui. In Wuppertal war doch sonst nie was los.
In der börse dann die nächste unschöne Überraschung: obwohl extra lange getrödelt worden war, spielte noch immer die erste Band – REIZ – die man eigentlich gehofft hatte, zu verpassen. So schlimm war das aus Mannheim stammende Grüppchen eigentlich gar nicht, aber irgendwie halt auch nicht wirklich gut. War das Deutsch oder sangen die Englisch? Konnte man nicht so recht erkennen und Stimmung kam in der Halle auch noch nicht auf – lediglich der mit einer Strumpfmaske getarnte Fan, der sich immer wieder über den Bühnenrand rollte, schien bereits seinen Spaß zu haben. Lag eventuell aber auch am Bier.
Weiter ging es mit HYSTERESE – und auf die hatten wir wirklich so gar keine Lust. Geplant war eigentlich einer der letzten Gigs der grauenvollen SHITLERS, die dann aber doch nicht mehr spielen wollten und sich vorab schon aufgelöst hatten. Tja, schade. Wollten uns eigentlich noch davon überzeugen, wie schlecht die waren. Überraschenderweise erwiesen sich HYSTERE aber als ziemlich brauchbarer, musikalisch begabter Ersatz. Mit ihrer englischsprachigen Post-Punk-Rock-Mischung hätte man sie auch neben Bands wie Against Me! auf ein richtiges Festival stellen können.
Während der nächsten Umbaupause stöberten wir durch die zahlreichen Plattenkisten, denn nicht nur die Bands hatten allerhand Merchandise dabei, sondern auch eine gut sortierte Plattenbörse, die sowohl mit Raritäten als auch einigen Schnäppchen lockte, war an diesem Abend vertreten.
Dann war es Zeit für HAMMERHEAD. Sicherlich eine DER Bands der 90er Jahre, provokante Giganten und Vorreiter der deutschsprachigen Hardcore-Szene. Laut und unberechenbar. Songs die kaum länger als zwei Minuten gingen, aber alles gnadenlos wegballerten und blutige Moshpits zum Vorschein brachte (ja, da hat jemand geblutet!). Uns war das irgendwann zu laut und so setzten wir uns lieber raus an den Würstchenstand, neben dem bereits die ersten Festival-Besucher friedlich auf dem kalten Asphalt vor sich hinschlummerten. Es war ja auch schon spät.
Gegen halb zwölf (nachts) enterten schließlich Egotronic die Bühne. Man konnte mittlerweile kaum noch stehen (vor Schmerzen oder wegen des Alkoholpegels), die Augenlider waren schwer und die schlechte Laune noch immer allgegenwärtig – doch kaum erklangen die ersten Töne der Berliner Electropunk-Band, war das düstere Motto des Abends vergessen und die negative Stimmung wie weggeblasen. Ausgelassen tanzten die Fans in der börse, sangen lautstark mit und eröffeneten ausgelassene Moshpits voller Liebe und Freude. Mit Egotronics Hymne „Raven gegen Deutschland“ erreichte die Stimmung des Abends ihren Höhepunkt, gefolgt von Fanchören und stets begleitet von einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen von Sänger Torsun Burkhardt, der sich sichtlich über den Auftritt und das stimmungsvolle Publikum freute. Zum Ende hin gesellten sich noch einige Fans und HAMMERHEAD-Sänger Tobias Scheiße auf die Bühne. Letzterer übernahm die Kontrolle über das bereits glühende Egotronic-Keyboard und die Nacht fand ein euphorisches Ende in einer festlichen Tanzparty.
Schlechte Laune kombiniert mit schlechter Musik schien also am Ende wohl doch noch zu einem guten Abend geführt zu haben. Verdammt!
Und so – in etwa – hörte sich das an:
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