Suprise-Veröffentlichungen sind mittlerweile keine Seltenheit mehr – auch im Core-Bereich. Die Liste der Künstler, die in den vergangenen Jahren aus dem Nichts Langspieler veröffentlicht haben, ist lang. Northlane, Cancer Bats, Brand New, aber auch U2, Rihanna und David Bowie. Die Kölner Post-Hardcore-Formation City Light Thief reiht sich nun in diese Aufzählung ein, greift aber zu einem etwas abgewandelten Konzept. Dass irgendwann ein Album kommt, hatte das Sextett um Sänger Benjamin Mirtschin bereits mehrfach angekündigt. Wann es soweit ist und man den neuen Stücken gespannt lauschen darf, blieb jedoch offen. Man wolle die Platte jedoch digital veröffentlichen, sobald alle Arbeiten am Werk vollendet seien. Seit dem letzten Freitag ist dies nun der Fall und „Nothing Is Simple“, das erste Album der Band seit dem 2013 veröffentlichten „Vacilando“ erblickt das Licht der Welt.
Darauf konzentriert sich die Formation voll und ganz auf ihre Stärken, stellt heftige Post-Hardcore-Kracher, wie dem Opener „To Hysteria“ neben poppigere Stücke, wie das hymnische „Trickster“. In den meisten Songs wechseln sich gescreamte und gesungene Passagen ab – vor allem der hohe Clean-Gesang sorgt oftmals für einen angenehmen Pop-Appeal, ohne dass man der Band vorwerfen könnte, sie hätte sich an den Mainstream verkauft. Auch vor Synthesizereinsätzen weicht die Truppe, wie bereits auf den vorigen Veröffentlichungen, nicht zurück. Die Tasteninstrumente tragen jedoch nicht dazu bei, dass City Light Thief hitlastige Indie-Pop-Hits fabrizieren, sondern streifen der Musik ein oft sphärischeres Gewand über, das der Gruppe äußerst gut steht. „Infinity Loop“ lässt sich hier als schöne Referenz nennen.
Was der aussagekräftige Albumtitel bereits andeutet, zieht sich durch alle Texte der elf neuen Songs. Mirtschin wagt sich an sehr persönliche Themenkomplexe, singt über die Verantwortungen, die das Vatersein, berufliche Ansprüche und zwischenmenschliche Beziehungen mit sich bringen, und das Älterwerden. In „Say Yes To Everything“ heißt es beispielsweise: „Father, uncle, husband, singer. The ice beneath me getting thinner.“ Vor allem – mittlerweile doch eher seltener gewordene – junge Eltern können sich wohl gut in derartige Zeile hineinversetzen und wissen, welche Anforderungen und Schwierigkeiten es mit sich bringen kann sowohl Beruf, Familie und Freizeit unter einen Hut bringen zu müssen.
Knappe drei Jahre nach dem letzten Release, der „Shame“-Ep, zeigen City Light Thief, dass aussagekräftiger englischsprachiger Post-Hardcore noch immer auch aus der westlichen Provinz kommen kann. „Nothing Is Simple“ ist nicht nur eine Überraschung für die Fans, sondern gleichfalls ein persönlich, intensives Werk, das den schmalen Grad zwischen Melodie und Härte haargenau trifft und somit generell für Fans melodievollen Post-Hardcores interessant sein dürfte. Wir lassen uns gerne häufiger von solch schönen Überraschungen erfreuen!
Das Album “Nothing Is Simple” kannst du hier kaufen.*
Im August wird die Platte außerdem auch physisch über Midsummer Records erscheinen.
Und so hört sich das an:
City Light Thief live 2018:
04.05. – Artheater, Köln (Release-Show)
07.07. – Hardcore Help Fest
Die Rechte für das Cover liegen bei Midsummer Records.
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