Optisch direkt dem Trendvulkan Mitte entsprungen, musikalisch irgendwo zwischen The Cure und Rio Reiser anzusiedeln und atmosphärisch wie ein heißes Bad in einer Wanne voll melancholischer Tiefgründigkeit. Warum auch immer der Spotify-Algorhythmus mir inmitten von Gangsterrap und Deep House plötzlich FIBEL mit „Kommissar“ auf die Ohren gespült hat – ich küsse seine Augen. Denn FIBEL sind meine beste Entdeckung 2018.
Ihr Konzert am 21.12. in der Kulturbrauerei in Berlin bildete damit den logischen Abschluss meines Jahres und lieferte zugleich den Vorsatz fürs neue: Nochmal hingehen! Denn alle Stärken von FIBEL potenzieren sich, wenn sie live spielen. Die Talente der Musiker, die sich auf der Mannheimer Popakademie kennengelernt haben, lassen sich spätestens dann nicht mehr ignorieren, wenn sie in ihren Bühnenoutfits (Motto: schwarz, weiß und haarig) verschwitzt so performen, als würde jeder Song gerade in diesem Moment einfach so aus ihnen herausbrechen. Kurze Soundoptmierungen zwischendurch sind da absolut verschmerzbar.
Band und Publikum finden einander großartig. Oben wie unten wird getanzt, man lächelt sich gegenseitig verschmitzt an und wann immer das Publikum die Texte mit Substanz und leicht rollendem „R“ mitsingt, fangen die Augen der Musiker an zu strahlen. Eine tolle Atmosphäre, die von gegenseitiger Dankbarkeit erfüllt ist, ohne in schleimige Pseudo-Sentimentalität abzugleiten. FIBEL und Fans machen Realtalk. Und das führt dazu, dass mir bei Liedern wie „Exponat“ oder „Tristesse“, die ich sicher schon 30 Mal gehört habe, eine Gänsehaut bis in die Ohrläppchen hinein über den Körper huscht.
Was mir besonders positiv auffällt: FIBEL ist eine klassische Band, die nur als Ganzes funktioniert. Hier ist kein Platz für Nebendarsteller, die sich dezent im Hintergrund halten, um ihrem Sänger nicht die Show zu stehlen. In dieser Band ist jeder der Hauptact und füllt diese Rolle voll aus. Dennis Borger spielt die gradlinigen Riffs plötzlich mit seiner Bierflasche, Lukas Brehm schmeißt sich mit seinem Bass direkt vor das Publikum, Noah Fürbringer hebt die Songs mit seinen Tempowechseln auf ein neues Energielevel und Jonas Pentzek lässt mit seiner Stimme mal eben die Neue Deutsche Welle auferstehen.
Wenn alles fair verläuft wird FIBEL schon bald in doppelt so großen Clubs spielen und von den Merch-Einnahmen nicht mehr nur den Tank füllen können. Denn Qualität setzt sich durch. Inshallah.
Und so hört sich das an:
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FIBEL live 2019:
15.03.19 Hagebutzke Heidelberg
16.03.19 Engelsburg Erfurt
17.03.19 Täubchenthal Leipzig
18.03.19 Groovestation Dresden
20.03.19 MAU Rostock
22.03.19 Atomino Chemnitz
Beitragsbild von Birte Rauschenberg.
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