SPQR – No Brain, No Pain

SPQR

Einfach mal machen. Von vollkommener künstlerischer Selbstbestimmtheit sind viele Bands weit entfernt. Das Musikbusiness ist nun mal eine Branche wie jede andere und als solche auch eine, in der Profite und Einnahmen kalkuliert werden. Von irgendetwas müssen die Labels, Promo-Agenturen und zuletzt natürlich auch die Musiker*inenn selbst leben. So mussten unzählige Acts im Laufe ihrer Karriere bei Majorlabels eher fragwürdige Eingriffe in ihren Sounds inkauf nehmen, aber es ist ja nun mal so: Kommerz bringt das Geld nach Hause. Erfrischend bleibt es aber gerade wegen der oft generischen Sounds, wenn Bands über längere Zeit in lupenreiner DIY-Manier alles selbst in die Hand nehmen. Mit genau jener Arbeitshaltung hat sich das britische Trio SPQR seit 2017 einen kleinen Geheimtipp-Status erarbeitet. Auf ihrem eigenen Label Nuthin Gud Records kümmert sich die Band komplett selbst um Aufnahmen, Produktion, Videos und Artworks. Die beiden EPs „The House That Doubt Built“ (2017) und „Low Sun Long Shadows“ (2019) hielten dabei schon einige Aha-Momente für Fans Haken schlagender Alternative-Sounds bereit. Mit GItarrist und Synth-Spieler Connor Dickson als viertes Mitglied an Bord geht es in „No Brain, No Pain“ nun sogar noch wagemutiger zu als zuvor. Aber hört selbst:

Wirsche Kehrtwenden, unerklärliche Wegweiser

Wo SPQR zuvor bislang häufig in progressivere Artrock-Sphären abgedriftet waren, ist „No Brain, No Pain“ entgegen des prolligen Titels geradliniger gestaltet. Was aber bei weitem nicht gleichbedeutend mit einem simplen Songwriting ist – ganz im Gegenteil. Tatsächlich scheinen sich die vier Tracks der EP an einem abstrus breiten Soundbuffet satt gefressen zu haben. Selten geht es dabei nach simplen Schema Strophe-Bridge-Refrain vor, „Nuthin Gud“ ist das Paradebeispiel. Frontmann Harrison schreit sich in den Bridges tobend nach vorne, der Refrain wirbelt sich synkopenartig nach vorne. Schlagzeugerin Denton nutzt das letzte Drittel des Songs aber plötzlich für experimentelle Rhythmusführung der besten Art, wechselt mit wahnwitziger Geschwindigkeit zwischen Snare und Cowbells. Im Hintergrund sorgen immer wieder Chöre für ein angenehmes Maß an Bombast. Mit dem lässigen Suf-Sound des funkigen „Just Sumfin“ hat der Opener somit recht wenig gemein. Harrison wagt sich hier an eine croonende Kopfstimme – steht ihm! Im Titeltrack darf Bassist Jack Sanders hingegen sein Können unter Beweis stellen, während Denton Bongotrommeln anschleppt. Hier merkt man besonders in den großen Refrains könnte das Quartett auch mal den Foals oder Nothing But Thieves ausleihen. Zum krönenden Abschluss „Loves Summer“ toben sich SPQR noch an theatralischen Marschtrommeln aus, Harrison mimt den mysteriösen Erzähler, die Instrumente kreisen derweil in endgültig abgedrehten Sphären. Den nahezu unbegrenzten künstlerischen Freiraum einer DIY-Band kleistern die Brit*innen somit bis zum letzten Millimeter mit ihrer bunt gesprenkelten Spielfreude zu. Gerne noch viel mehr davon!

Die EP „No Brain, No Pain“ kannst du hier kaufen. *

Und so hört sich das an:

Website / Facebook / Instagram

Rechte am Albumcover liegen bei Nuthin Gud Records.

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