Interview mit Awolnation über “Angel Miners & The Lightning Riders”!

Awolnation

(ENGLISH VERSION BELOW INCL. TRANSCRIPT) So schnell kann es gehen. Genoss Awolnation-Mastermind Aaron Bruno bei den Aufnahmen für das dritte Studioalbum “Here Come The Runts” noch die Wellen der Westküste, sahen die Vorzeichen beim neuen Album “Angel Miners & The Lightning Riders” ganz anders aus. In den großen kalifornischen Waldbränden im November 2018 verlor der in Malibu ansässige Musiker nicht nur sein Studio, sondern musste auch um seine Existenz und Familie bangen. Eine Horrorvorstellung, die natürlich einen zentralen Einfluss auf den Sound des vierten Awolnation-Albums hatte. Während sich der Vorgänger mit einer bewusst analogeren Herangehensweise nämlich deutlich von den impulsiven Frühwerken “Awolnation” und “Run” abhob, legt “Angel Miners & The Lightning Riders” noch einen auf die Grandezza der Anfangstage drauf. Und das nicht ohne Hintergedanken, wie uns Bruno erzählte:

Bei diesem Album wollte ich den größtmöglichen Sound, der den wahnsinnig intensiven Emotionen und Heilkräften, die durch das Feuer ausgelöst worden waren, gerecht wird.

Besonders beeindruckend sind hierbei die alles andere als idealen Umstände bei den Aufnahmeprozessen, da Bruno diese größtenteils in seinem Schlafzimmer über die Bühne brachte. Dabei konnte sich der Musiker aber schnell mit der komplexen SItuation arrangieren und die Hindernisse dieser Ausnahmesituation in den beeindruckend aufgeweckten Sound ummünzen. Ein Sound, der sich irgendwo zwischen den intimen Aufarbeitungssongs wie “California Halo Blue” und den hedonistischen Party-Krachern wie “Mayday!!! Fiesta Fever” abspielt. Doch die Waldbrände waren nicht das einzige Thema, das Bruno auf dem Awolnation-Viertling musikalisch in Szene setzen wollte. Im pulsierenden “The Best” geht es hingegen um den Selbstoptimierungswahn, der sich durch Social Media laut Bruno auch im Musikbusiness immer fester verankert:

Der Druck entsteht auf jeden Fall, die meisten Follower*innen oder die meisten Likes zu haben, was aber nicht gleichbedeutend mit ausverkauften Shows ist. Da die Zahlen jetzt alle öffentlich sind, fühlt sich alles noch mehr nach Wettbewerb an, was eigentlich sehr ungesund und unnötig ist.

Als schönes Statement gegen den irrsinnigen Konkurrenzkampf nahmen Awolnation den Song erst kürzlich noch einmal mit der Popmusikerin Alice Merton auf. Features waren bislang eher weniger Teil des Bandkosmos, doch auch auf “Angel Miners & The Lightning Riders” kamen mit Alex Ebert (Edward Sharpe and the Magnetic Zeros) und Rivers Cuomo (Weezer) sogar zwei weitere namhafte Gäste zur Sprache. Auf den Geschmack gekommen? Ein ganzes Feature-Album möchte Bruno jedenfalls nicht mehr ausschließen.

Fantastische Gestalten vs Klimawandel & Corona

Und was soll nun dieser ominöse Albumtitel? Unter den Lightning Riders stellte sich Bruno Wesen vor, die bei den Konzerten über die Handylichter und Feuerzeuge des Publikums fliegen, die Angel Miners treten als deren bösartigen Kontrahenten auf die Tannzfläche. Grundlegend solle “Angel Miners & The Lightning Riders” mit Hilfe dieser Projektionsfiguren das ewige Duell zwischen Licht und Dunkel, zwischen Gut und Böse vertonen. Ein Unterfangen, das sich vor allem in den aufwendigen Musikvideos abbildet; allen voran in “Slam! (Angel Miners)”. Hier tanzen die Gestalten ausgelassen, während im Hintergrund gigantische Naturkatastrophen über den Bildschirm flimmern. Passend dazu fließen die bedrückenden Strophen in einen sarkastischen Elektro-Beat. Musik als Bewältigungsstrategie von Extremsituationen? Davon sei Bruno selbst schon oft überzeugt worden, im Sinne von Eskapismus und Therapie habe sie ihm schon des Öfteren das Leben gerettet. Knapp 15 Monate vor Corona hat sich Bruno also ezwungenermaßen mit dem Ausnahmezustand auseinandersetzen müssen. Ein Umstand, der ihn auch irgendwie auf die aktuelle Lage vorbereitet und auch Auswirkungen auf das Projekt Awolnation habe:

Plötzlich fühlen sich die Songs extrem relevant an. Es ist beinahe unheimlich, sie jetzt zu hören.

An den kathartischen Möglichkeiten der Musik möchten Awolnation ihre Fans auch in der Corona-Zeit teilhaben lassen, weswegen die Social-Media-Kanäle der Band fünf Tage die Woche für ein ganz besonderes Programm genutzt werden. Neben den obligatorischen Livestreams spricht Bruno hier auch mit verschiedensten Kolleg*innen, darunter zuletzt Tim McIlrath (Rise Against), Grandson, Finneas, Alice Merton und eben Alex Ebert. Neben der mentalen Gesundheit werden auch immer wieder unterschiedlichste Charity-Organisationen vorgestellt, für den Klimaschutz, für Safe Spaces, für Gleichberechtigung und etliche andere Themen. Bruno ist sich auch in dieser beängstigenden Lage darüber bewusst, dass jeder Lebensbereich noch Raum für Verbesserungen gibt. Seine eigene Strategie fasst Bruno treffend zusammen:

Ich gebe mein Bestes, mit verschiedenen Leuten darüber zu reden und dieses Rätsel zu lösen, aber vor allem möchte ich mit meinen Fans und Freund*innen darüber reden, mental gesund dadurch zu kommen.

Ein Wunsch, bei dem sowohl das gleichermaßen imposante und ehrliche Album, als auch das Social-Media-Verhalten von Awolnation einen erheblichen Faktor spielen könnten. Von den Fähigkeiten, die Musik in solchen Zeiten entfalten kann, ist scheinbar nicht nur Bruno vollends überzeugt. Die Fans danken es ihnen jedenfalls und streamen fleißig über alle Kanäle – Die schönste Form der Solidarität, die es unter Shutdown-Umständen geben kann. Wo Schatten ist, ist eben auch immer eine Menge Licht. Die Lightning Riders und Angel Miners nicken zustimmend.

“Angel Miners & The Lightning Riders” kannst du hier kaufen. *

Und so hört sich das an:

Website / Facebook / Instagram / Twitter

minutenmusik: The Woolsey-Fire destroyed your studio and furthermore reminded you of how cruel life can be since it was a very dangerous situation. Now you had to record most parts of the album in your bedroom. In how far did these unusual circumstances influence your opportunities of recording? Did it feel like an incentive or more like a suspension?

Aaron Bruno: It definitely felt more like an incentive to focus in a new and sort of old school way. I embraced the opportunity to make a different sounding record due to the terror of the fires.

minutenmusik: How did your way of coping with the anxieties caused by the fires help with the current Covid-19-situation? Do the songs feel empowering or like a catharsis for you?

Aaron Bruno: Absolutely. In a way, the fires prepared me better to deal with what we are going through now, and as a result, these songs accidentally feel like they are extremely relevant to today. Its almost eerie to hear them now.

minutenmusik: The title “Angel Miners & The Lightning Riders” is directly connected to the visual aesthetics of your recent music videos. Did you have these creatures in mind while writing the songs or did you establish the connection to them while thinking about the artworks? Do they function as a projection surface for your own feelings?

Aaron Bruno: I came up with the characters and visuals after the songs were written. They represent the dark and light forces pushing and pulling us in this life, especially now.

minutenmusik: In the making-of of your previous album “Here Come The Runts” you have talked about the records that influenced your sound which were folk-classics like the Dire Straits and Bruce Springsteen and that you also liked to surf or take a walk in the hours between recording. Since there are audible differences between the last album and “Angel Miners & The Lightning Riders” – which soundscapes did you have in mind this time? How did you spend your free time?

Aaron Bruno: With “here come the runts”, I wanted a more organic record that sounded more like a band. With this new record, I simply wanted the biggest sounding songs that could accommodate the insanely emotional state and healing properties of the emotions I used to cope with the fire.

minutenmusik: The album includes features with both Rivers Cuomo and Alex Ebert, now you have also released a feature with Alice Merton. What do you enjoy about collaborations? Could you imagine writing an all-feature album? Who would be your dream-artist for this?

Aaron Bruno: I love the idea of a feature album mostly because it would give me a chance to work with some of the people I love and respect ! Both Alex and Rivers fit that idea for sure and I am honored to have them.

minutenmusik: In the video of “Slam (Angel Miners)” the creatures are dancing in front of natural disasters, you have called it a sarcastic dance song. How do you cope with difficult situations yourself? Where do you see the role of music for society in extreme situations?

Aaron Bruno: Music has saved my life on multiple occasions and this situation is no different. I use it as an escape and for therapy.

minutenmusik: “The Best” in contrast broaches the issue of self-optimization that is further encouraged by the social-media-competitions. Do you feel as if the establishment of social media had a huge impact on the music industry? How did releasing music feel like in the beginning of your career in contrast to now?

Aaron Bruno: It has definitely put pressure on people to have the MOST FOLLOWERS or the MOST LIKES etc. and in some cases, these numbers don’t add up to sold out shows. It certainly feels a bit different than before because all the numbers are public so I assume it adds a bit of competition that is probably unhealthy and unnecessary. So yeah, that’s what “the best” is about haha

minutenmusik: “Angel Miners & The Lightning Riders” revolves around the dichotomy of light and darkness. Which songs are easier to write – the sad/dark or the happy dance-songs?

Aaron Bruno: Probably the sad/dark songs because I operate from that perspective more naturally, and I think to acknowledge that, is positive.

minutenmusik: In the times of self-isolation you are talking with a guest on a daily basis. How do you decide with whom you want to speak? Can you imagine that the connections of the guests with charity organizations offer the chance of a positive impact for the future of the music industry and society in general? Where do you see possibilities of improvement?

Aaron Bruno: I’ve mostly connected with people I know already. I love to hear about all the different charities from different cities that are important to my guests. In most cases, I get to learn about a new one each time.There is room for improvement in every area of life.

minutenmusik: Like many other artists, you are playing live on your social media accounts. How do you prepare for these gigs in contrast to a regular show?

Aaron Bruno: Well I’ve only played a few songs so far. It has been much more important to discuss ways and tools to help stay mentally healthy with these guests. I have been inspired and blown away by some of their suggestions and stories !

minutenmusik: How will the current situation influence your release? What are the less obvious effects? What unconventional ways do you take to deal with the situation?

Aaron Bruno: I think it’s important to continue on with the scheduled release for the fans who are counting on these songs, rather than postpone it for business reasons.

minutenmusik: The current situation is becoming a structural problem for the entire Industry and society. How do you organize yourself in solidarity with other people who are part of the music business?

Aaron Bruno: I do my best to communicate with multiple people to try and solve this puzzle, but mostly, want to talk to our fans and friends about staying mentally healthy through all of this.

minutenmusik: Do you feel the need to reflect the unusual circumstances in your music? How can fans support you in this situation?

Aaron Bruno: This record was written after my studio burned down in the Woolsey fires here in California, so in many ways, the songs fit the tone of what’s going on right now. It is quite eerie !

Rechte am Beitragsbild liegen bei Awolnation.

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