Plattenkrach: Falco – Falco III

Diese Woche unternehmen wir im Plattenkrach eine musikalische Zeitreise in die 80er Jahre – und das obwohl an keine der beiden heutigen Autorinnen in dieser Zeit überhaupt zu denken war. Es geht natürlich um die Neue Deutsche Welle, und dabei um niemand geringeren als Falco höchstpersönlich. Emilia hört sein legendäres Album “Falco III” auch heute noch gerne an, während Lucie mit der Musik des Österreichers eher weniger anfangen kann.

Emilia findet:

Denkt man an die Ursprünge deutscher Popmusik, denkt man zunächst an die Neue Deutsche Welle. Zumindest geht es mir so. Auch wenn ich (Baujahr 1999) zu dieser Zeit noch lange nicht geboren war und die 80er Jahre eher die musikalische Sozialisation der Generation meiner Eltern geprägt haben als meine, fasziniert mich die Musik dieser Zeit schon lange. Gerade in den letzten Jahren hat es mir dabei vor allem ein Sänger angetan: Falco. Der Österreicher mit der wohl coolsten Attitüde, um den sich auch heute noch eine ganze Reihe von Mythen ranken und der ohne Zweifel ein gutes Stück Musikgeschichte geschrieben hat, ist und bleibt mit seiner Musik einfach eine der spannendsten Personen, die der deutschsprachige Pop bislang so hervorgebracht hat. Heraus sticht dabei ohne Frage vor allem sein Album „Falco III“, auf dem sich nahezu sämtliche seiner Hits befinden und mit dem er es nicht nur in die deutschen sondern auch in die britischen und US-amerikanischen Charts schaffte.

Kein Wunder, denn kaum eine andere Platte dieser Zeit schaffte es auf eine so innovative und experimentelle Art sämtliche Genres und Einflüsse zu vereinen und so ein Werk zu schaffen, bei dem die Songs sowohl als „Konzeptalbum“ als auch als eigenständige Stücke funktionieren. Verbunden durch den Einsatz von Synthesizern, eingängigen Melodien und wiederkehrenden Themen passen die Titel zwar perfekt zueinander, wirken jedoch trotzdem nicht langweilig oder eintönig, sondern ergänzen sich perfekt. Falcos Einsatz seiner Stimme, seine eigenwillige Aussprache, der Wechsel von Sprachen und Dialekten und die Variation in seinem (Sprech-)Gesang geben der Musik dabei das Gewisse etwas und machen seine Songs einzigartig und unverwechselbar.

Vor allem Songs wie „Rock Me Amadeus“, „Vienna Calling“ oder „America“ gehen sofort ins Ohr und sind zu Recht auch heute noch absolute Klassiker, aber auch „Männer des Westens“ oder „Munich Girls“ dürfen sich zu Recht Hits nennen und dienen zweifelsohne auch heute noch zahlreichen Musikern als Inspiration. Der stärkste Song der Platte ist dennoch ganz klar „Jeanny“: Schon beim Intro jagt die Musik einem einen Schauer über den Rücken und löst instant Gänsehaut aus. Der schmale Grat zwischen Kunstfreiheit und Skandal wird hier mehr als ausgedehnt und löste damals einen ziemlichen Aufschrei aus – zu Recht? Darüber lässt sich streiten, aber authentisch ist Falcos Umsetzung der Geschichte um Entführung und Stalking allemal. Text und Musik ergänzen sich perfekt und schaffen so eine fast schon bedrohliche Atmosphäre – das nenne ich große Kunst.

Mal leidenschaftlich und intensiv, mal frech, mal poppig, mal rockig, aber immer unglaublich eingängig: Auf seine ganz eigene Art und mit seinem ganz eigenen Stil schafft Falco ein absolutes Meisterwerk, das zeitlos auch heute noch funktioniert. Ohne Frage eines der großartigsten Alben der deutschsprachigen Musikgeschichte.

Lucie erwidert:

Falco. Natürlich kenne ich Falco. Er ist doch einer der Pioniere des deutschsprachigen Sprechgesangs, oder? Mir fallen sogar direkt Titel wie „Der Komissar“ und „Jeanny“ ein. Wirklich aktiv habe ich seine Songs jedoch nie gehört. Zum Glück kann ich fast schon ohne schlechtes Gewissens sagen „das war vor meiner Zeit“. Für den Plattenkrach mache ich aber jetzt einfach mal eine Zeitreise in das Jahr 1985, um mir „Falco III“ anzuhören.

Los geht es mit „Rock me Amadeus“ – genau, das kenne ich auch! Bei dem leicht glucksigen Gesang mit österreichischem Akzent muss ich einfach sofort lachen. Trotzdem komme ich nicht drum herum zu sagen, dass es auch irgendwie cool ist. Einzigartig halt. Auf einer Party würde ich bei dem Lied definitiv nicht die Tanzfläche verlassen sondern mitsingen.

Gesanglich geht es im Mix von Dialekt, Hochdeutsch und Englisch weiter. Damals war das wohl innovativ und was Besonderes. Allerdings wirkt es heutzutage doch eher lächerlich. Darüber hinaus erschweren es schnellen Wechsel der Sprachen sowie Sing-Stile die Texte zu verstehen. Ich kann den Liedern jedenfalls oft nur schwer folgen.

Musikalisch ist das Ganze auch nicht weniger bunt: Falco bedient sich einer riesigen Palette unterschiedlicher Instrumente. Dabei dominiert ganz zeitgemäß meistens der Synthesizer. Das bietet natürlich tolle Möglichkeiten die Songs zu gestalten. So verhält sich die Musik dramatisch in „Tango the Night“, romantisch in „Munich Girls“ oder auch zurückhaltend in „Jeanny“. Bei letzterem, um den Gesang und damit den Text in den Vordergrund zu rücken.

„Jeanny“ geht tief unter die Haut. Interpretieren kann man das Lied auf unterschiedliche Weise. Skandalös ist die Thematik um Vergewaltigung und Stalking aber auf jeden Fall. Durch die verstörend authentische Umsetzung ist es ein absolut starker Song. Allerdings auch ein sehr langer.

Generell wird die zweite Hälfte des Albums von sehr langen Liedern geprägt. Immer wieder schweife ich ab. Falco ist wohl einfach nicht mein Fall. Auch wenn das Album einfallsreich und gut durchdacht ist, funktionieren für mich nur einzelne Titel, eben die Klassiker, die auch heute noch im Radio laufen.

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Und so hört sich das an:

Die Bildrechte für das Albumcover liegen bei GIG Records / Sony Music.

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