Warum die neue Bring Me The Horizon Single „Mantra” nicht gut ist

Bring Me The Horizon Mantra neue Single

Ach, Lieblingsbands. Die machen einem aber auch immer nur Ärger. Die Erwartungen sind gigantisch, die Vorfreude steigt ins Unermessliche und die Enttäuschung ist dann oft leider ebenso groß. Ein richtiger Soundtrack zum Aufprall eben. Genauso erging es mir, als ich die neue Bring Me The Horizon Single hörte, welche gestern Abend veröffentlicht wurde.

„Mantra“ kündigt dabei ein neues Album der Sheffielder Band an und bringt es in circa 4 Minuten auf sehr wenige musikalische Höhepunkte. Dieser Song plätschert dahin, wie der Fluss im Wald. Bloß nichts Aufregendes ausprobieren, bloß nicht Auffallen. Der Mittelweg. Große Koalition. Ein Deutschland, in dem wir gut und gerne leben.

Und dabei können sie es doch so viel besser. Kaum eine Band, die sich früher problemlos dem Deathcore und Metalcore zuordnen ließ, hat sich von Album zu Album stetig so weiterentwickelt, wie Bring Me The Horizon. Immer ambitioniert, immer auch mit Anecken und Fans auf der Strecke lassen, aber immer mit Veränderung und dem Wunsch nach etwas Neuem. Dass sie mit dem letzten Album „That’s the Spirit“ dann am nächsten am Radiosound angekommen sind, darf man gerne schlecht finden, aber eines wird man nicht bezweifeln können: Auch dieses letzte Album war wieder etwas anderes, als der 2013er Vorgänger „Sempiternal“.

Sowieso zieht sich das Voranschreiten und die Weiterentwicklung durch die gesamte Diskographie der Briten. Angefangen 2006 mit der für mich immer noch unhörbaren „Count Your Blessings“ entwickelte man sich schon 2008 zu einer der prägendsten Metalcore-Gruppierungen, die mit eingängigen Melodien, lauten und launischen Screams und Growls schon früh das Publikum massenhaft für sich begeistern konnte. Während die Texte immer melancholisch und aggressiv blieben, spielte die Band spätestens ab 2010 mit dem meiner Meinung nach besten Album „There Is A Hell, Believe Me I’ve Seen It, There Is A Heaven, Let’s Keep It A Secret“ einen brachialen Metalcore mit Streichern, Chören und neben diesen klassischen Elementen gleichermaßen auch elektronischen Spielereien.

Mit Sempiternal wandte man sich dann 2013 noch gezielter eingängigeren Melodien zu und setzte verstärkt auf Clean-Gesang, kurze, flotte Songs spielten eine größere Rolle als minutenlange Arrangements. Doch auch hier wollte man auf den ursprünglichen Metalcore-Ansatz noch nicht ganz verzichten und kreierte einen neuen, ganz eigenen Sound. Auf dem vorerst letzten Album “That’s The Spirit” wurden die Songs nun noch kürzer, noch poppiger und eingängiger und spätestens jetzt hatten es Bring Me The Horizon auch auf die ganz großen Slots der Festivals und ins Radio geschafft. Viele Fans stiegen 2015 schon aus und konnten der Band nichts mehr abgewinnen, aber zumindest muss man auch bei diesem letzten Album noch vermerken, dass den Weg hier konsequent zu Ende gegangen ist und Bring Me The Horizon ihren Sound ein weiteres Mal überarbeitet haben. Zum ersten Mal klang Sykes Gesang wirklich nach Clean-Gesang, mit experimentelleren Songs wie “Oh No” konnte man die Gruppe fast schon dem Indie zuordnen.

Von diesem Innovationsdrang ist bei der neuen Single “Mantra” nichts mehr zu spüren. Dieses neue Stück Musik trägt so viel “That’s The Spirit”-Vibe in sich, dass es sich weder neu anhört, geschweige denn neu anfühlt. Da selbst nach mehreren Hördurchgängen vergleichsweise wenig hängen bleibt, muss man sich sogar schon fragen, ob das nicht möglicherweise eine B-Seite des letzten Albums war. Erwartungshaltung hin oder her – nach großer Ankündigung kann und darf man da als großer Fan auch einfach mal mehr erwarten.

Natürlich ist dies erst einmal nur die erste Single und man darf gespannt sein, wie es mit den Briten weitergeht. Dem Album als Gesamtwerk muss man schließlich eine Chance geben. Aber auch im Spotify Playlisten-Zeitalter gibt eine erste Single noch immer vor, in welche Richtung es ungefähr gehen wird. Vielleicht sind Bring Me The Horizon auch einfach angekommen. Ob sie mich dabei auf der Strecke gelassen haben, wird das kommende Album zeigen.

Den Song “Mantra” kannst du dir hier kaufen.*

Hier könnt ihr die neue Single hören:

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Beitragsbild von Sony Music.

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