Architects, Mitsubishi Electric Halle Düsseldorf, 10.01.2019

Architects, Mitsubishi Electric Halle Duesseldorf, 10.01.2019

Mit dem Konzert der Architects am vergangenen Donnerstagabend begann für mich das Konzertjahr 2019. Und was habe ich mich vorher darauf gefreut: Nach anfänglichen Startschwierigkeiten mit dem neuesten Architects-Longplayer „Holy Hell“ rotiert die Platte inzwischen rauf und runter. Da konnte nicht einmal die eher mittelmäßige und ziemlich seelenlose Mitsubishi Electric Halle meine Stimmung dämpfen. Los gehen sollte es jedoch erst einmal mit den Vorbands.

Das war zunächst einmal Polaris, eine Metalcore-Band aus Sydney, die den weiten Weg über den großen Teich hinter sich gelegt hatten und nun hier in Düsseldorf als erstes einheizen durften. Die Band war mir bis auf ein kurzes Reinhören zuvor gänzlich unbekannt, unsere Autorin Lucie ist jedoch schon lange Fan und Vorschläge aus dieser Richtung treffen häufig recht zielsicher meinen Geschmack (Natürlich mag Lucie auch die britische Hardcore-Band Polar, damit es auch schön verwirrend für mich bleibt). Und sie sollte Recht behalten – Polaris gefielen mir ziemlich gut, besonders der Gitarrist beeindruckte mit technischem Geschick und tollen Skills, da werde ich definitiv nochmal reinhören. Und auch das Publikum war schon sehr aktiv dabei – inklusive großer Wall of Death. Polaris werden von manchen schon als das große nächste Ding bezeichnet, bis dahin ist es vermutlich noch etwas hin, aber Potenzial ist auf jeden Fall vorhanden. Als zweites durften dann Beartooth aufspielen, die sich inzwischen auch eine beachtliche Zuschauerschaft erspielt haben und seit 2016 eigentlich durchgängig weiterwachsen. Dazu beigetragen haben eingängige Stücke wie „Hated“ oder „Disease“ und die punkige Attitüde der US-Amerikaner die auch beim Düsseldorfer Publikum an diesem Abend gut ankommt. Mir persönlich ist das nach den anspruchsvolleren Polaris etwas zu wenig, aber ich verstehe absolut, warum die Band sich immer größerer Beliebtheit erfreut. „In Between“ klingt trotzdem wie Simple Plan für wütende Menschen.

Nach der nächsten Umbaupause betrat dann der Hauptact die Bühne. Als ich angefangen habe Metalcore zu hören, waren die Architects lediglich eine Randnotiz wert und noch weit davon weg auf einer Stufe mit den größten Metalcore-Bands genannt zu werden. Inzwischen haben sie sich zu einer unverzichtbaren Gruppierung in diesem Genre entwickelt, wer in 2019 hochwertigen Metalcore hören will, kommt an den Architects nicht vorbei. Auch wenn der Markt schon länger etwas übersättigt scheint, hat die Band aus Brighton mit den letzten drei Alben ein Ausrufezeichen nach dem anderen gesetzt und jedes Mal aufs Neue überzeugt. Zu hören gibt es in Düsseldorf an diesem Abend besonders viele Songs der letzten beiden Alben. Im Fokus steht bei der „Holy Hell“-Tour natürlich der gleichnamige, neue Longplayer. Mit „Death Is Not Defeat“, „Modern Misery“, „Holy Hell“, „Royal Beggars“ und „Mortal After All“ befinden sich gleich sechs Songs vom neuen Album im ersten Teil des Sets. Dass die Architects sich mittlerweile auch stärker harten Hardcore-Grooves bedienen, wird auch live nochmal besonders deutlich. Während der Sound durch Cleangesang und Streicher doch eingängiger geworden ist, versprühen die neuen Songs gleichermaßen eine noch nie da gewesene Härte und Aggressivität, was besonders live – in Moshpits und daneben – die Laune hebt. Ansonsten ist das Setting um die Musiker herum mittlerweile so groß geworden, dass man gar nicht mehr weiß, wo man hinschauen soll. Nebel hier, eine Feuerfontäne da, die aufwendige Lichtshow, Visuals auf dem Bildschirm im Hintergrund und gleichzeitig noch den Musikern zuschauen und mitsingen – wer alles mitkriegen will, muss jederzeit aufpassen. Im ersten Moment vielleicht etwas überladen, wirkt die Show jedoch sehr stimmig und die Produktionsgröße und -qualität signalisiert inzwischen auch ganz klar, dass die Architects im Metalcore-Olymp angekommen sind.

Von den musikalischen Fähigkeiten und der Liveperfomance ist die britische Band noch immer eine Wucht, auch wenn der Sound zu Beginn nicht wirklich überzeugen kann. Aber die Mitsubishi Electric Halle war noch nie für sonderlich guten Sound bekannt. Ab dem Mittelteil der Show scheint die Crew aber immer besser mit den Gegebenheiten zu Recht zu kommen. Hier wartet dann mit „These Colours Don’t Run“ der einzige Song der früheren Alben auf, lediglich von dem 2014er Werk „Lost Forever // Lost Together“ haben es noch drei Stücke in die Setlist geschafft. Der Rest der vorherigen Diskografie wird komplett ignoriert. Mir persönlich ist das ganz recht, ich habe die Architects erst 2014 wirklich kennengelernt, Fans der ersten Stunde sollten jedoch darauf gefasst sein. Natürlich darf auch in diesem Set „Gone With the Wind“ als Widmung für den 2016 verstorbenen Gitarristen Tom Searle nicht fehlen. Die Band hat eine bewegende Geschichte hinter sich und knabbert, so macht es den Eindruck, immer noch an dem Verlust ihres geliebten Bandmitgliedes. Schaut man sich die Qualität an, die die Architects auch auf ihrem neuesten Album abgeliefert haben, scheint Musik als Weg der Verarbeitung eine gute Wahl gewesen zu sein – für die Band, der der Spaß auf der Bühne anzumerken ist und für die Fans, die sich nach wie vor über hochwertige Musik der Architects freuen dürfen.

Tickets für die weiteren Tourdates gibt es hier.*

So hört sich das an:

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Architects live 2019:

21.01. – Luxemburg, Luxexpo The Box (LUX)
29.01. – Wien, Gasometer (AU)
02.02. – Leipzig, Haus Auensee
03.02. – Offenbach, Stadthalle
05.02. – Berlin, Verti Music Hall
06.02. – München, Zenith
08.02. – Hamburg, Sporthalle

Beitragsbild von Jonas Horn.

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