PUP, Club Volta Köln, 20.05.2025

Moderner Punk von weißen Cis-Dudes ist häufig eins der beiden Extreme: Verkopft und mit einem Hang zur Melodramatik oder breitbeinig und posenhaft. PUP treffen da seit vielen Jahren ihre eigene Kerbe: extrem hymnisch und melodisch, dennoch mit einer Mathrock-Unterhose und dabei gleichermaßen sarkastisch wie sympathisch niedergeschlagen. Im wunderschönen Club Volta bekommen die Fans dieses Prinzip kredenzt – und das obwohl PUP Köln vorher eigentlich gar nicht mochten.

Ein Abend unter Freund*innen

Genre-typisch scheint diese Vorstellung der engen Verbindung zwischen Crowd und Band Allgemeinzustand zu sein. Das ist natürlich Quatsch und eher hohle Selbstzuschreibung, aber PUP gehört zu den Bands, die halten, was das Genre-Credo verspricht. Die Fans – größtenteils weiße Millenials aller Geschlechter – versammeln sich entspannt, die Stimmung ist top, Shirts von Bands wie Joyce Manor oder Fidlar zieren die Oberkörper. Die Illuminati Hotties aus L.A. haben nicht nur einen großartigen Bandnamen, sondern passen auch bestens zu diesen Voraussetzungen: Das Quartett tritt freundlich, nahbar und sympathisch auf – und das Publikum bewegt sich passend zu dem verstrickten Mathrock-meets-Pop-Punk-Sound.

Übrigens: Sängerin Sarah Tudzin kann mit ihrem lässigen Sprechgesang, der fix in große Refrains aufgeht, einen kleinen USP im Genre-Reigen für sich beanspruchen – die neue EP “Nickel on the Fountain Floor” wird richtig gut. Dort schaut auch PUP für den gemeinsamen Song “Wreck My Life” auf, den die Band auch in Köln gemeinsam mit PUP-Sänger Stefan Babcock spielt. Freund*innen sind die sowieso, denn Tudzin supportet PUP schon seit vielen Jahren bei den Aufnahmen ihres Albums.

Hymnen aus 15 Jahren PUP

Als PUP 2013 ihr Debütalbum “PUP” veröffentlichten, hätten sie selbst nicht gedacht, dass auch 2025 noch gut gefüllte Venues in Europa und anderen Teilen der Welt auf sie warten. Aber es hat doch geklappt – und das sicher auch wegen des starken Live-Anspruchs der Band. Babcock transportiert nicht nur seinen (fast) immer nach vorne zerrenden, iconic Gesang mit der gleichen Intensität wie auf Platte, die vielen hymnischen Refrains werden durch die gemeinsamen Gesangseinlagen von Babcock, Steve Sladowski, Nestor Chumak und Zack Mykula noch größer – und dann steigen auch die Fans in den großen Klassikern mit ein.

Apropos Fans: Die haben heute Bock. Aber so richtig! Vor allem die großen Klassiker wie “DVP”, bei dem ein Fan Babcocks Gitarre spielen darf und dabei ‘den schönsten Tag seines Lebens’ erlebt, “Kids” oder “If This Tour Doesn’t Kill You I Will” treiben die Stimmung gen Maximal-Auslastung inklusive Moshpits und Crowdsurfing. Das Schöne: weder Band noch Publikum (mit einer oberkörperfreien Macker-Ausnahme) geraten bei all dieser Eskalationsstufen in eine poserhafte Aggression. Die Stimmung ist auf Anschlag, aber immer lieb, die Hymnen zwar verzweifelt, aber irgendwie auch sehr poppig. Dazu gibt es Schmankerl wie das Live-Debüt des wunderbaren “Falling Outta Love” des neuen Albums, sowie “Doubts” vom 2016er Album “The Dream Is Over”, das zum ersten Mal seit acht Jahren live gespielt wurde. Dann kommen auch noch Jake Novek (für “Paranoid”) und Sarah Tudzin (für “Reservoir”) von den Illuminati Hotties auf die Bühne und treiben die Stimmung weiter an.

Babcock gibt zu: Eigentlich hatten sie sich nicht so sehr auf Köln gefreut, da die letzten Shows hier eher verhalten abliefen. Die Club Volta-Show ist – und da mag man ihnen jetzt mal glauben – eine ihrer liebsten Deutschland-Shows ever und der Club Volta wieder auf der Liste. Schön! Gerne wieder, nur nächstes Mal gerne mit einem cleaneren Sound.

Und so hört sich das an:

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Beitragsbild von Julia.

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