Bonaparte, das ist das Solo-Projekt des Schweizer Songwriters Tobias Jundt. Schon immer für ausschweifende, spektakuläre Auftritte mit viel nackter Haut und Kostümen und seine einzigartige Mischung aus Punk und Elektro bekannt, veröffentlicht der kreative Kopf um das Projekt jetzt das bereits fünfte Album unter diesem Künstlernamen.
Im Laufe seiner Karriere, die 2006 rasant begonnen hatte, wandte sich Bonaparte immer mehr dem Punk ab und den elektronischen Dance-Klängen zu. Die Musik seines Projektes hielt mit ihren tanzbaren Elektro-Beats, verspielten Gitarren und hymnischen Refrains schon immer den idealen Soundtrack für den verschwitzten Club um 3 Uhr nachts bereit. Auf „The Return Of Stravinsky Wellington“ bricht der Schweizer komplett mit dieser Tradition. So wird sein neuestes Werk vor allem von orchestralen und akustischen Rock-Klängen geprägt und ist wohl eher dem gelassenen Indie-Rock zuzuschreiben, als dem stürmischen Elektro-Punk, den man vor einigen Jahren noch gespielt hatte. Dass dieser Sound dem mittlerweile verheirateten Familienvater so ausgesprochen gut steht, hätten wir nicht erwartet.
Die Musik Bonapartes im Jahr 2017 klingt gereifter, erwachsener und geordneter. Hier erwischt einen nicht mehr der unbändige Wirbelsturm der ersten Veröffentlichungen, sondern eher die gelassene Ruhe – die Ruhe nach dem Sturm, die Zeit vor dem Wiederaufbau, bevor die umgestürzten Bäume und herumgeschleuderten Autos wieder in Ordnung gebracht werden. Das heißt nicht, dass Songs wie „Fuck Your Accent“, „Let It Ring“ oder „Hey (Is For Horses)“ nicht tanzbar sind und den gewissen Charme versprühen, die Bonaparte-Songs nunmal an sich haben. Immer noch dominieren verzerrte Bass-Lines, große Ohrwürmer und Jundts so einzigartiger Gesang die Tracks. Die stürmischen Elektro-Parts fallen jedoch komplett weg. Als „Musik für den Alltag“ und eben nicht mehr für die Nacht beschreibt Jundt das selber.
Ganz unabhängig davon ist „The Return Of Stravinsky Wellington“ eine richtige Familienarbeit geworden. Neben der Cover-Fotografie, die von seiner Frau stammt, ist der letzte Song der Platte „High Five In Your Face“ komplett von seiner fünfjährigen Tochter eingesungen und getextet worden. Wenn sein Umfeld schon sein Songwriting beeinflusst, dann soll dieses wohl auch in seinem Projekt in greifbarer Form verewigt sein. Bonaparte ist nun endgültig erwachsen. Das tut dem Sound seines Projektes richtig gut, lässt ihn in unbekannte Gefilde vordringen und zeigen, was für ein guter Songwriter er ist. Denn unter den ganzen Kostümen, Elektro-Beats und Inszenierungen steckte schon immer der Familienmensch Tobias Jundt, der sich jetzt mit diesem ehrlichen Album endlich in die Öffentlichkeit traut. Wie sich das auf seine Live-Shows auswirken wird, bleibt abzuwarten.
Und so hört sich das an:
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Bonaparte – Live 2017:
03.06. – Nürburg – Rock am Ring
04.06. – Nürnberg – Rock im Park
17.06. – Wien – Poolbar Festival (A)
15.07. – Bern – Gurtenfestival (CH)
20.10. – Berlin – Festsaal Kreuzberg
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